Freiwillige Feuerwehr löscht einen Brand

Umfrage: Hälfte aller Feuerwehrleute wurde beleidigt oder angegriffen

Stand: 28.12.2023, 18:26 Uhr

Jedes zweite Mitglied der Freiwilligen Feuerwehren hat bei Einsätzen in den vergangenen Jahren Gewalt erlebt, das ist das Ergebnis einer Umfrage. Meist handelte es sich um verbale Angriffe, es gab aber auch Tätlichkeiten.

Von Moritz Börner

Mitte Mai dieses Jahres: Bei einem Einsatz in einem Ratinger Hochhaus werden Einsatzkräfte von einem 57-jährigen Mann mit brennendem Benzin angegriffen und schwer verletzt. Darunter auch mehrere Feuerwehrmänner. 

Übergriffe nehmen zu 

Feuerwehr Ratingen nach der Explosion

Bei einer Explosion in einem Hochhaus in Ratingen wurden mehrere Menschen verletzt - darunter auch Polizisten und Einsatzkräfte der Feuerwehr

Der Angriff ist zwar in seiner Brutalität eine absolute Ausnahme, steht aber dennoch stellvertretend für eine Entwicklung, die der Feuerwehrverband seit Jahren beobachtet: Übergriffe auf Feuerwehrleute, in Form von Beleidigungen und tätlichen Angriffen nehmen zu. 

Rund die Hälfte (49,5 Prozent) der Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehren geben an, in den vergangenen zwei Jahren zum Ziel gewaltsamer Angriffe geworden zu sein. In den meisten Fällen geht es um verbale Angriffe, Beleidigungen, Pöbeleien. Das ist das Ergebnis einer bundesweiten Befragung des Deutschen Feuerwehrverbands (DFV) und der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV). 

An der ersten bundesweiten Online-Umfrage dieser Art beteiligten sich den Angaben zufolge mehr als 6.500 ehrenamtliche Feuerwehrleute.

Beschimpfungen gegen Helfer 

Es sind Beleidigungen wie zum Beispiel im Januar dieses Jahres, als ein Hagener nach einem Rettungseinsatz in seiner Wohnung eine Wut-Mail an die Feuerwehr schrieb. Obwohl die Einsatzkräfte einen Wohnungsbrand bei ihm verhindern konnten, beleidigte der Mann die Einsatzkräfte. 

So hieß es in der E-Mail unter anderem: “Wie dumm sind bitte ihre Mitarbeiter”. Außerdem wurde gedroht: “Die Dreckfresse darf gern vorbeikommen und sich bei mir entschuldigen, ansonsten denke ich mir was aus, was gegen keine Gesetze verstößt”. Die Polizei erstattete Anzeige. 

Angriffe mit Böllern und Raketen

Böller

Rund 14 Prozent der Feuerwehrleute sind laut der Umfrage mit Feuerwerk beworfen oder beschossen worden, also mit Böllern und Silvesterraketen. Solche Fälle gibt es nicht nur in der Silvesternacht. Erst diese Woche haben Unbekannte die Feuerwehr in Solingen angegriffen, als diese einen Wohnungsbrand löschen wollte. 

Schon kurz nachdem Feuerwehr und Polizei angekommen waren, zündeten die Täter direkt an einem Einsatzfahrzeug einen Feuerwerkskörper, während gerade einer der Helfer einsteigen wollte. Der Böller explodierte ungefähr eineinhalb Meter neben ihm.

Übergriffe und Beleidigungen belasten Feuerwehrleute

Für die Einsatzkräfte sind solche Übergriffe besonders bedrückend.  "Wir versuchen da die Situation zu regeln und werden dabei mit Knallkörpern beworfen", sagte ein Polizeisprecher am Donnerstag. Der Feuerwehrmann habe ein leichtes Knalltrauma erlitten, sei aber einsatzfähig geblieben. Die Polizei ermittelt jetzt wegen versuchter Körperverletzung.

Meistens sind die Täter Einzerpersonen

Der Feuerwehrverband betont, dass die Übergriffe meistens von Einzelpersonen ausgehen. “Die Täter sind überwiegend Einzelpersonen gewesen”, sagt Thomas Wittschurky. Er ist Leiter des Fachausschusses Sozialwesen des Deutschen Feuerwehrverbands und hat an der Umfrage mitgearbeitet: “Und tatsächlich lag auch in den allerwenigsten Fällen Alkohol oder Drogeneinfluss vor. Also das Bild von betrunkenen marodierenden Jugendbanden stimmt so nicht.” 

Nach Ansicht des Verbandes haben quer durch die Bevölkerung immer weniger Menschen Respekt gegenüber Einsatzkräften.

Quellen:

  • Befragung des Deutschen Feuerwehrverbands (DFV) und der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV)

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