Apple Intelligence nun auch in Deutschland gestartet 03:15 Min. Verfügbar bis 01.04.2027 Von , Jörg Schieb

Apple Intelligence in Deutschland verfügbar: Warum erst so spät?

Stand: 01.04.2025, 13:25 Uhr

Apple hat seine Apple Intelligence nun auch in Deutschland gestartet. Während andere KI-Anbieter ständig neue Maßstäbe setzen, wirkt Apple eher gehemmt. Warum kommt der Tech-Riese nicht richtig in Fahrt?

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Lange haben Apple-Nutzer in Europa auf KI-Funktionen gewartet, die in den USA bereits seit sechs Monaten benutzt werden können: Jetzt ist Apple Intelligence auch in Deutschland verfügbar.

Damit will Apple seinen Nutzern ermöglichen, von intelligenten und zeitsparenden Funktionen auf seinen Geräten zu profitieren. Doch reicht das aus, um den Rückstand gegenüber der Konkurrenz aufzuholen?

Was Apple Intelligence kann

Apple Intelligence erstellt auf Wunsch nicht nur Texte, sondern auch Bilder und Emojis | Bildquelle: WDR/Schieb

Apple Intelligence bietet vor allem praktische Alltagsfunktionen: Nutzer können beispielsweise mit Hilfe der KI auf dem Smartphone Fotos schneller finden und sortieren („Fotos vom Sonnenuntergang im letzten Jahr am Strand“), Texte automatisch zusammenfassen oder E-Mails und Notizen sinnvoller organisieren lassen. Die KI erledigt alles binnen kürzester Zeit.

Eine weitere praktische Funktion ist der intelligente Assistent im Safari-Browser, der auf Wunsch journalistische Artikel zusammenfasst oder längere Texte verständlicher macht.

Eine Besonderheit bei Apple: Viele KI-Funktionen laufen direkt auf dem jeweiligen Gerät, was Datenschutz und Privatsphäre deutlich erhöht. Anders als bei Meta AI oder ChatGPT müssen Daten also nicht zwangsläufig in die Cloud geladen werden – ein klarer Vorteil für datenschutzbewusste Nutzer. Es spart auch Bandbreite (im Mobilfunknetz) und liefert schnellere Ergebnisse.

Um Apple Intelligence nutzen zu können, müssen Nutzer ihre Geräte allerdings aktualisieren: Für iPhones und iPads ist mindestens iOS 18 oder iPadOS 18 erforderlich, Mac-Nutzer benötigen macOS 15 „Sequoia“. Ohne Update bleiben die intelligenten Funktionen außen vor.

Apples KI: Kein großer Wurf in den USA

Obwohl Apple Intelligence in den USA bereits seit einigen Monaten verfügbar ist, scheint das System dort keine nennenswerten Verkaufserfolge erzielt zu haben. Verkaufszahlen aktueller iPhones stiegen trotz der neuen KI nicht signifikant – für viele Nutzer ist KI im Gerät offenbar kein ausreichender Grund, ihr Gerät zu erneuern.

Ein deutliches Signal dafür, dass Apples KI offenbar nicht so begeistert, wie der Hersteller sich das wünscht – und, zumindest bislang, keine maßgeblichen Vorteile gegenüber Wettbewerbern bietet.

Warum hinkt Apple beim KI-Rennen hinterher?

Siri: Apples Sprachassistent soll durch Apple Intelligence schlauer werden | Bildquelle: WDR/Schieb

Doch warum tut sich der sonst so innovative Konzern so schwer damit, eine überzeugende generative KI zu entwickeln, während Konkurrenten wie OpenAI, Google oder Meta längst beeindruckende Lösungen präsentieren?

Experten führen Apples Zurückhaltung laut amerikanischen Medien wie „Business Insider“, „Wallstreet Journal“ oder „The Verge“ auf mehrere Faktoren zurück:

Datenschutz hat Priorität: Apple setzt seit Jahren – anders als andere US-Konzerne – auf einen strikten Datenschutzkurs. Im Gegensatz zu Google oder Meta, die mit Cloud-basierten KI-Lösungen große Datenmengen zentral verarbeiten, wickelt Apple die meisten KI-Prozesse direkt auf den Geräten der Nutzer ab. Apple hat zu diesem Zweck eigene Prozessoren entwickelt, die KI beherrschen – um das überhaupt ermöglichen zu können.

Das hat zwar den Vorteil, dass persönliche Daten besser geschützt werden, aber gleichzeitig bedeutet es eine Einschränkung: Auf den Geräten selbst fehlt oft die Leistung, um anspruchsvolle KI-Modelle in voller Stärke laufen zu lassen. Wer eine Anfrage an ChatGPT oder Gemini stellt, bekommt die Antworten von leistungsfähigen Servern, die schnellere und bessere Ergebnisse liefern können.

Technische Herausforderungen und interne Verzögerungen: Apple kämpft zudem seit einiger Zeit mit technischen Hürden. Laut konzerninternen Berichten lief die Entwicklung einer leistungsstarken Version von Siri, Apples Sprachassistenten, holprig. Einem aktuellen Bericht der „New York Post“ zufolge bezeichnete Apples KI-Chef John Giannandrea die Situation kürzlich intern als „peinlich“. Viele Funktionen seien verspätet oder gar nicht eingeführt worden, weil sie Apples Qualitätsstandards nicht erreichten.

Strategie der Perfektion: Zudem verfolgt Apple traditionell eine Strategie, bei der neue Funktionen erst dann eingeführt werden, wenn sie reibungslos und fehlerfrei funktionieren. Andere Tech-Firmen sind da weniger zimperlich, vor allem OpenAI: Neue KI-Funktionen werden in die Öffentlichkeit entlassen, lange bevor sie perfekt oder rund laufen. Das bedeutet einerseits weniger Risiken für Apple-Nutzer, aber andererseits lange Wartezeiten auf Neuerungen – in der schnelllebigen KI-Welt ein echter Nachteil.

Regulatorische Hürden: Apple sieht sich zudem in Europa mit regulatorischen Unsicherheiten konfrontiert, besonders im Rahmen des Digital Markets Act (DMA). Die EU-Vorschriften bürden dem Konzern aufgrund seiner Marktstellung – insbesondere beim iPhone – strenge Auflagen auf.

Die Befürchtung bei Apple, dass eine zu starke Öffnung für andere KI-Anbieter (was die EU verlangt) sowie einige KI-Funktionen regulatorische Probleme verursachen könnten, hat dazu geführt, dass der Konzern die Einführung einiger KI-Funktionen deutlich verzögert oder abgeschwächt hat. Das erklärt zumindest, warum die Apple Intelligence deutlich verspätet in Europa gestartet ist.

Apples KI-Zukunft: Wird es noch spannend?

Apple Intelligence startet nun auch in Deutschland | Bildquelle: WDR/Schieb

Aktuell bleibt Apples Einstieg beim KI-Rennen zurück. Während Konkurrenten beeindruckende KI-Modelle liefern, die Bilder, Videos oder komplexe Texte erzeugen können, bleiben Apples Anwendungen bislang überschaubar und eher wenig spektakulär. Siri, einst Vorreiter bei digitalen Assistenten, stagniert seit Jahren und sorgt zunehmend für Kritik bei Kunden und Analysten.

Es stellt sich also durchaus die Frage, ob Apple es schafft, trotz seiner Vorsicht bei Innovationen wieder aufzuschließen – oder ob der Tech-Riese Gefahr läuft, langfristig abgehängt zu werden.

Immerhin: Apples enormer finanzieller und technologischer Hintergrund bietet weiterhin beste Voraussetzungen, auch beim KI-Wettrennen doch noch eine Führungsposition einzunehmen. Doch dafür müsste das Unternehmen seine bisherige Strategie möglicherweise überdenken und innovativer und mutiger werden.

Apple Intelligence könnte also nur ein Anfang sein. Entscheidend wird sein, ob Apple die eigene KI künftig stärker als Innovationstreiber nutzen möchte – oder ob der Konzern weiterhin darauf setzt, dass sich Kundinnen und Kunden mit weniger zufrieden geben.

Unsere Quellen:

  • Apple
  • Wallstreet Journal
  • New York Post
  • The Verge
  • Einschätzungen des WDR-Digitalexperten Jörg Schieb