Bahn streicht ICE-Verbindungen | WDR aktuell

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Bahn streicht ICE-Verbindungen in NRW: Kritik von betroffenen Städten

Stand: 05.08.2024, 19:00 Uhr

Viele Direktverbindungen vor allem aus dem Rheinland fallen bis zum Jahresende weg. Die betroffenen Städte üben Kritik.

Von Peter HildPeter Hild

Die Kürzungspläne der Bahn sollen bis zum Fahrplanwechsel Mitte Dezember gelten. Die Bahn begründet den Schritt mit den aktuell zahlreichen Baustellen im bundesweiten Netz.

Weniger Züge sollen die stark beanspruchte Infrastruktur entlasten und für mehr Pünktlichkeit bei den übrigen Verbindungen sorgen. Viele der betroffenen Kommunen kritisieren die Entscheidung. NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) spricht von einer unschönen Entwicklung.

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Niederrhein-Kommunen fühlen sich abgehängt

"Es ist eigentlich ein Signal gegen die Verkehrswende", so Krischer gegenüber dem WDR. Man wolle ja eigentlich die Schiene stärken und da sei die Streichung von Strecken absolut kontraproduktiv. "Ich fürchte, ein Ergebnis der Streckenausdünnung ist, dass wir wieder mehr Kurzstreckenflüge sehen werden."

Felix Heinrichs

Mönchengladbachs OB Felix Heinrichs

Mönchengladbachs Oberbürgermeister Felix Heinrichs (SPD) machte seinem Unmut in einem Brief an die Bahn Luft. Die Stadt verliert wie Krefeld und Viersen vorübergehend eine von zwei werktäglichen Direktverbindungen nach Berlin. Die zweite Verbindung soll baldmöglichst wieder aktiviert werden, fordert Heinrichs.

Als wachsende Großstadt verfüge Mönchengladbach ohnehin über eine "viel zu mangelhafte Anbindung an den überregionalen Schienenverkehr", so Heinrichs. Auch die Stadt Krefeld sieht das Vorhaben "sehr kritisch". "Die Abkopplung des Niederrheins vom Fernverkehr hat die Schmerzgrenze längst überschritten", teilte ein Stadtsprecher auf WDR-Anfrage mit.

Wirtschaft fordert Ausbau statt Kürzungen

Die IHK Mittlerer Niederrhein sieht in den Streichungen nur ein vorübergehendes Problem: "Die Streichungen sind ärgerlich, aber bei Bauarbeiten oft unumgänglich", sagt Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz. Er fordert stattdessen aber einen deutlichen Trassenausbau, vor allem für den Güterverkehr aus der Region in Richtung der Seehäfen Rotterdam und Antwerpen.

Auch in Viersen "bedauert man die Einschränkungen", sieht die Bauarbeiten für bessere Verbindungen jedoch auch eher als notwendiges Übel.

Pro Bahn: Alternativen müssen verlässlich sein

Aus Sicht des Fahrgastverbands Pro Bahn NRW treffen die Streichungen die Reisenden "durchaus hart", sagt Sprecher Detlef Neuß: "Dann müssen die Alternativen sicher, die Anschlüsse bei den Umstiegen gewährleistet sein, sonst funktioniert das alles nicht."

Detlef Neuß von der Pro Bahn

Detlef Neuß befürchtet Nachteile für Reisende

Neuß hat sogar Bedenken, dass die Bahn "wegen struktureller Probleme" die jetzt betroffenen Verbindungen dauerhaft streichen könnte. Durchaus positiv sieht dagegen Management-Professor Thomas Ehrmann von der Universität Münster die Ausdünnung des Fahrplans: "Das Netz muss entlastet werden. Denn jede Überlastung führt dazu, dass sich Verspätungen und Störungen weiter fortsetzen."

Rheinland und Westfalen betroffen

Der WDR hatte Mitte Juli die Kürzungspläne der Bahn öffentlich gemacht. Ein Sprecher betont, dass es dabei aber "nicht um eine Streichung von Linien oder eine grundsätzliche Reduzierung des Angebots" gehe.

Demnach sollen ab heute von Bonn aus fünf von derzeit neun ICE-Direktverbindungen nach Berlin wegfallen, von Aachen aus zwei von vier Verbindungen. Am Niederrhein soll einer von zwei täglichen ICE-Zügen nicht mehr fahren. In Gütersloh sind drei von sechs ICE-Verbindungen betroffen und in Herford soll nur noch einer von bisher vier ICEs halten.

Unsere Quellen:

  • Deutsche Bahn
  • Fahrgastverband Pro Bahn NRW
  • Stadt Mönchengladbach
  • Stadt Viersen
  • Stadt Krefeld
  • IHK Mittlerer Niederrhein
  • Thomas Ehrmann, Wirtschaftswissenschaftler Uni Münster