Das Glossar der Kumpelsprache

Stand: 29.06.2021, 11:48 Uhr

Die Bergarbeiter haben ihre eigene Sprache. Viele Begriffe und Redewendungen sind sogar populär geworden. Eine Auswahl haben wir für dieses Projekt zusammengestellt – zum Lesen und Nachhören.

Abkehren

Abkehren - Mitarbeiter, die den Bergbau verlassen, “kehren ab”. Damit meint man also das Ausscheiden aus dem Bergbaubetrieb, entweder bei einem Job-Wechsel oder aus Altersgründen.

Abteufen

Abteufen - Das Abteufen ist die Herstellung eines senkrechten Förderschachts. Es gehört zu den wagnisreichsten Arbeiten im Bergbau.

Alter Mann

Alter Mann - Wenn ein Bergwerk geschlossen wird, werden aus Sicherheitsgründen alle abgebauten Strecken aufgefüllt, gestützt und gesichert. Einen solchen mit Gestein aufgefüllten Hohlraum nennt man "Alter Mann". Wenn das nicht fachgerecht getan wird, kann es zu Bergbauschäden kommen, zum Beispiel zu gebrochenen Fahrbahndecken oder zu Rissen im Mauerwerk von Gebäuden.

Ausbaldowern

Ausbaldowern - kommt von “baldowern”, das bedeutet auskundschaften oder nachforschen. Es wurde erst im 19. Jahrhundert aus dem Rotwelschen übernommen, der „Gaunersprache“. Der “Baldower” war der Auskundschafter oder Anführer bei einem Diebesunternehmen.

Bandfahren

Bandfahren - Untertage gibt es Gurtbänder, über die nicht nur Material transportiert wird. Sie werden auch zur Personenbeförderung eingesetzt. An ihnen gibt es verschiedene Aufstiegs- und Absteigestellen. Der Bergmann sagt übrigens zu jeder Fortbewegung unter Tage "Fahren", auch wenn's zu Fuß geht.

Bergfertig sein

Bergfertig sein - Wenn eine Person bergfertig ist, dann ist sie arbeitsunfähig. Ein häufiger Grund dafür war lange Zeit die sogenannte "Bergsucht"; das ist eine bestimmte Form des Lungenkrebses.

Betuppen

Betuppen - Wird jemand betuppt, dann bedeutet das, dass er übers Ohr gehauen wird, zum Beispiel beim Spielen.

Bömmsken

Bömmsken - Mit Bömmsken ist ein Bonbon gemeint. Das gibt es klassischerweise von der "Omma“. Etwas allgemeiner heißt ‚jemandem ein Bömmsken geben‘ auch, ihm ein Geschenk zu machen.

Bohei

Bohei - Wenn man sagt "Mach nicht so einen Riesen-Bohei!", dann fordert man den anderen auf, nicht unnötiges Aufheben um eine Sache zu machen. Es ist also eine Aufforderung, sich zu beruhigen.

Fiesematenten

Fiesematenten - Wenn jemand Fiesematenten macht, dann meint man damit dummes Zeug oder Unsinn. Man könnte auch sagen: die Person hat Flausen im Kopf.

Fluppn

Fluppn - "Dat fluppt ja heute wieder!" bedeutet, dass etwas wie am Schnürchen läuft und ohne Probleme funktioniert.

Förderkorb

Förderkorb - Zum Transport von Personen und Material wurde im Schacht ein Gestell an ein Seil gehängt - an das Förderseil. Das Aussehen und die Größe von Förderkörben haben sich aber seit den Anfängen des Bergbaus stark verändert. Heutzutage können in einem Förderkorb zum Beispiel bis zu 100 Bergleute auf drei Etagen in die Tiefe fahren

Gezähe

Gezähe – das sind alle Arbeitsgeräte eines Bergmanns zusammen. Das können bis zu 50 verschiedene Werkzeuge sein. Die bekanntesten sind Schlägel und Eisen; diese werden, über Kreuz angeordnet, seit dem 16. Jahrhundert als Wappen des Bergbaus verwendet. Im Scherz sagt man übrigens auch zu Essbesteck "Gezähe".

Glück auf!

Glück auf! - ist der deutsche Bergmannsgruß. Das ist die Kurzform von "Ich wünsche Dir Glück, tu einen neuen Gang auf". Damit wünscht man auch ein gesundes Ausfahren, also wenn jemand das Bergwerk nach der Schicht wieder verlässt.

Halde

Halden oder auch Berghalden sind künstliche Hügel aus Gestein. Sie sind neben den Fördertürmen die Wahrzeichen der Region. Was da aufgeschüttet liegt, sind die Abfallprodukte des Steinkohlebergbaus. ‚Etwas auf Halde haben‘ bedeutet aber auch, dass man etwas auf Vorrat hat.

Henkelmann

Henkelmann - Für ihr Mittagessen nutzen die Bergleute Henkelmänner. Das Essen wird zu Hause zubereitet und dann in diese Blechbehälter mit Henkel gefüllt.  Darin kann man die Mahlzeit im Wasserbad erwärmen, ohne sie umfüllen zu müssen.

von Hölzcken auf Stöcksken

Von Hölzken auf Stöcksken - Wenn jemand in einer Unterhaltung von Hölzken auf Stöcksken kommt, dann verliert er den Faden und kommt von einem Thema ins nächste.

Hunt

Hunt - Im Bergbau ist ein Hunt ein offener, kastenförmiger Förderwagen. Daher kommt auch die Redewendung: "Vor die Hunte oder vor die Hunde gehen." Wenn in alten Zeiten ein Bergmann schlecht gearbeitet hatte, dann musste er zur Strafe die Hunte ziehen, also den Grubenwagen. Im übertragenen Sinn geht jemand vor die Hunte odeer vor die Hunde, wenn ihn das Glück verlassen hat.

Kaue

Die Kaue ist der Raum über Tage, den die Bergleute als Aufenthalts- und Umkleidemöglichkeit nutzen. Statt in Spinde wird die Kleidung in einen Korb gelegt und mit einer Kette unter die Kauendecke gezogen. Eine Kaue besteht aus drei Räumen: Der Waschkaue, wo sich die Arbeiter waschen können, einer Weißkaue zum Ablegen der Alltagskleidung und der Schwarzkaue zum Ablegen der schmutzigen Arbeitskleidung in Körben.

Killefit

"Mach keinen Killefitt!" ist die Aufforderung, nichts Leichtsinniges oder Unüberlegtes zu tun. Killefiit ist aber auch ein Begriff für nutzlose Gegenstände zur Dekoration.

Knifte

Knifte - Für den kleinen Hunger zwischendurch schmiert man sich eine Knifte, also ein Butterbrot. Die ebenfalls bekannte “Stulle” stammt als Begriff eher aus dem norddeutschen Raum.

Kumpel

Kumpel - Ein Bergmann wird umgangssprachlich auch Kumpel genannt. Daraus ist im allgemeinen Sprachgebrauch die Bezeichnung für einen Freund geworden.

Malochen

Malochen - Unter Tage wird richtig malocht. Das bedeutet, dass körperlich hart gearbeitet wird. "Auf Maloche sein" heißt auch: bei der Arbeit sein.

Muffensausen

Muffensausen - Wenn jemand Muffensausen vor etwas hat, dann macht ihm diese Sache große Angst.

Plörren

Plörren, das ist die Kleidung des Bergmanns. Allgemein werden aber auch alle seine persönlichen Dinge Plörren genannt.

Püngel

Die getragene und schmutzige Arbeitskleidung des Bergmanns heißt Püngel. Jeder Bergmann hat mindestens zwei Garnituren Arbeitskleidung. Die gebrauchte Arbeitskleidung wird in den sogenannten Püngelsack gesteckt, der dann mit einer Püngelnadel verschlossen und in den Püngelkontainer geworfen wird. Diese schmutzigen Sachen werden dann gereinigt.

Ranklotzen

Ranklotzen - Für etwas richtig ranklotzen bedeutet: sich für eine Sache ins Zeug legen und hart dafür arbeiten, ein Ziel zu erreichen

Sohle

Der Boden in einem Grubenbau heißt Sohle. Auch ein Stockwerk in einem Bergwerk wird so bezeichnet. Bei der Nummerierung wird dabei immer von Übertage nach unten gezählt.

Steiger

Der Steiger ist eine Aufsichtsperson im Bergbau. Er trägt Verantwortung für einen Teil des Bergwerks und die ihm unterstellten Kumpel. Der Name kommt von der früheren Tätigkeit des Steigers, dem dauernden Steigen und Einfahren in die Gruben. Die untere Ebene der Hierarchie bilden die Untersteiger. Sie sind  für einen kleinen Teilbereich als Aufsicht tätig. Über ihm steht der Fahrsteiger, dem mehrere Steiger unterstehen. Der Oberste in der Hierarchie ist der Obersteiger, das  ist der erste Aufseher im Bergwerk.

vor der Hacke is’ et duster

"Vor der Hacke is’ et duster": Das bedeutet, dass die Zukunft ungewiss ist und man nicht weiß, was kommt. Erst die Hacke zeigt, ob unter dem Berg Kohle zu finden ist - und dabei lauert immer Gefahr.

wech vom Fenster

"Wech vom Fenster" - Wenn eine Person wech vom Fenster ist, dann ist sie bei einer Sache nicht mehr dabei. Woher dieser Ausdruck kommt, weiß man nicht genau. Vermutlich stammt er daher, dass ehemalige Bergleute, die zum Beispiel an einer Staublunge litten, oft am Fenster ihrer Wohnung zu sehen waren. Wenn die dann gestorben sind, waren sie "wech vom Fenster".