NRW-Wahlanalyse: Diese Lebensverhältnisse haben das Ergebnis geprägt
Stand: 27.09.2021, 07:00 Uhr
NRW hat gewählt. Doch was hat bei der Wahlentscheidung der Menschen im Westen eine Rolle gespielt? Bei der Analyse der soziodemografischen Daten wird der Hintergrund zum Erfolg von SPD, Grünen und FDP deutlich - und der Niederlage der CDU.
Am Tag eins nach der Bundestagswahl ist klar: Die SPD hat die meisten Stimmen im Bund bekommen und liegt knapp vor der CDU. Grüne und FDP konnten zulegen, AfD und Linke verloren Rückhalt bei den Wählern.
Der gleiche Trend zeigt sich in Nordrhein-Westfalen noch deutlicher. Auch hier feiert die SPD Erfolge und wird wohl erstmals seit 2005 wieder stärkste Kraft, die Grünen gewinnen vier Direktmandate. Die CDU konnte zwar Direktmandate verteidigen, liegt aber insgesamt nur noch auf Platz zwei.
Welche Faktoren spielten bei der Wahlentscheidung eine Rolle?
Doch in welchen Gemeinden in NRW wurde besonders SPD gewählt? Wo konnte sich die CDU behaupten? Und welche Lebensverhältnisse spielten dabei eine Rolle? Dazu haben wir soziodemografische Faktoren mit den aktuellen Wahlergebnissen verglichen. Von der Einwohnerdichte, der Arbeitslosenquote, dem verfügbaren Einkommen, der Betreuungsquote von Kindern, der Pendler- und PKW-Dichte bis zum Alter der Einwohner in NRW. Hier zeigen sich auch die Erfolgsmomente der Grünen und der FDP.
Denn in der Analyse wird klar: Union und SPD punkteten vor allem dort, wo man es von ihnen erwartet hätte. Während die CDU eher in ländlichen Regionen gewählt wurde, sammelte die SPD vor allem in sogenannten sozial schwächeren Gebieten ihre Stimmen.
Linke, AfD und SPD punkten in Regionen mit hoher Arbeitslosigkeit
Das zeigt sich vor allem darin, dass die Sozialdemokraten im Durchschnitt häufiger in Regionen gewählt wurden, in denen die Arbeitslosigkeit höher war und das durchschnittliche verfügbare Einkommen niedriger. Ähnlich wie die AfD und die Linke, bei der dieser Effekt am stärksten war.
Wo das Einkommen hoch ist, wird FDP gewählt
Noch stärker als bei der CDU zeigte sich der Zusammenhang zwischen Einkommen und Wahlergebnis bei der FDP. Dort, wo das besonders hoch war, konnten die Liberalen auch ihre besten Ergebnisse einfahren.
Kein Muster bei den Grünen erkennbar
Diese Muster sind laut dem Politologen Armin Schäfer nicht überraschend. "Überraschend ist allerdings, dass ein solches Muster bei den Grünen nicht deutlich wird", sagt Schäfer. Abgesehen davon, dass die Chancen der Grünen, gewählt zu werden, vor allem in den dichter besiedelten Städten gut standen, hatten andere soziodemografische Faktoren keinen Einfluss auf das Abschneiden der Grünen.
Selbst die PKW-Dichte, also die Anzahl der Autos pro 1.000 Einwohner, spielte nur eine sehr geringe Rolle, dabei ob die Grünen in einer Region gewählt wurden oder eher nicht.
Das Team des Projekts "So hat Ihre Gemeinde gewählt" und der soziodemografischen Wahlanalyse:
René Bucken, Raimund Groß, Jannes Höke, Nandor Hulverscheidt, Jörn Kießler, Kathrin Ohlmann, Elena Riedlinger, Peter Schneider und Urs Zietan.
Mit freundlicher wissenschaftlicher Beratung von Prof. Dr. Bernd Schlipphak, Institut für Politikwissenschaften, Universität Münster.