Zum Höhepunkt der Preiswelle im Mai musste man für eine 250-Gramm-Packung Butter 2,29 Euro zahlen. Anfang 2023 war die Butter wieder ca. 30 Cent billiger. Und am Mittwoch wurden die Kosten nochmals gesenkt: Statt 1,99 schlägt die Packung bei Discountern nur noch mit 1,59 Euro zu Buche. Läutet das nun das Ende der Inflation ein?
Mehr Angebot bei der Milch
Die Butter war eines der vielen Symbole für die Anstieg der Verbraucherpreise. Allerdings steckt hinter dem Sinkflug der Butter-Preise nicht die Inflation. Ursache sind die Preisverhandlungen der Milchbranche.
Die alten Verträge waren Ende Januar ausgelaufen, und in den neuen Verträgen konnten die Händler deutlich günstigere Einkaufspreise vereinbaren, die die aktuellen Preissenkungen ermöglichen.
Die Discounter Aldi und Norma, aber auch der Lebensmittelhändler Kaufland haben die Butter-Preise bereits gesenkt. Edeka hat das ebenfalls angekündigt. Auch Rewe will dem Schritt folgen, ebenso die Discounter Netto und Penny.
Ein Grund dafür sei, dass nach den im vergangenen Jahr erzielten Rekordpreisen für Milch die Rohmilchproduktion in Deutschland wieder spürbar zugenommen habe, sagte der Hauptgeschäftsführer des Milchindustrie-Verbandes, Eckhard Heuser, der Deutschen Presse-Agentur. Dadurch sei wieder ein leichtes Überangebot entstanden - und die Preise seien unter Druck geraten.
Werden nun auch andere Produkte billiger?
Es spricht wenig dafür, dass der Trend bei der Butter auf andere Produktgruppen überspringt. Nach einer Umfrage des ifo-Instituts planen viele Lebensmittelhändler aktuell sogar, die Kunden wieder stärker zur Kasse zu bitten. Die Inflationsrate werde "in den kommenden Monaten weiterhin hoch bleiben" und der Anstieg der Verbraucherpreise werde sich nur allmählich abflachen, prognostizierte ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser.
Aber: Laut der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) ist mit Rabattschlachten im laufenden Jahr zu rechnen. Bereits im vergangenen Jahr stieg die Zahl der Sonderangebote im Lebensmittelhandel nach einer Studie der Marktforscher deutlich an.
Positive Zeichen bei Inflation?
Und es lassen sich vorsichtig positive Zeichen in Sachen Inflation erkennen. Im Euroraum ist die Inflationsrate im Januar stärker gefallen als erwartet. Die Verbraucherpreise kletterten im Vergleich zum Vorjahresmonat um 8,5 Prozent - gerechnet hatten Experten mit 8,9 Prozent. Schaut man auf die Vormonate, hat sich die Teuerung den dritten Monat in Folge abgeschwächt.
Blickt man nach Deutschland, lässt sich ebenfalls feststellen, dass die Teuerungen nicht ganz so drastisch wurden wie erwartet. Laut Statistischem Bundesamt haben sich die Verbraucherpreise im Jahresdurchschnitt 2022 um 7,9 Prozent gegenüber 2021 erhöht. In der Gemeinschaftsdiagnose von mehreren bekannten Wirtschaftsinstituten, darunter auch das RWI in Essen, hatte man mit einer Teuerung von 8,4 Prozent gerechnet.
Ökonomen gehen davon aus, dass sich die Preise 2024 wieder normalisieren. Das heißt allerdings nicht, dass sie wieder auf das Ausgangsniveau zurückgehen - sondern eher, dass sie sich bei einer Teuerung von rund 2 Prozent einpendeln. Dies wird auch von der EZB angestrebt.
Und die Preise für Energie?
Auch die Energiepreise werden laut einem Gutachten der "Wirtschaftsweisen" zwar mit der Zeit wieder sinken - allerdings nicht auf das Niveau vor der Energiekrise. Das könnte die deutsche Industrie und ihre Wettbewerbsfähigkeit vor Probleme stellen.
Denn in anderen Regionen der Welt sind die Preisanstiege teils geringer ausgefallen als in Europa. Daher sei es wichtig, die Energienachfrage zu senken und das Angebot zu erhöhen, so die Sachverständigen - beispielsweise, indem man den Ausbau der Erneuerbaren vorantreibt.
Zuversicht wächst - keine Rezession?
Trotzdem wächst die Zuversicht - zumindest in den deutschen Chefetagen. Der monatliche ifo-Geschäftsklimaindex hatte sich im Januar zum vierten Mal in Folge verbessert. ifo-Präsident Clemens Fuest sagte zu diesem Anlass:
Das lässt die Hoffnungen wachsen, dass die viel beschworene Rezession ausbleiben könnte. Auch die Bundesregierung erwartet in ihrem neuen Jahreswirtschaftsbericht nun keine Rezession mehr. Demnach rechnet sie 2023 nun mit einem Mini-Wachstum von 0,2 Prozent, nachdem im Oktober noch ein Minus von 0,4 Prozent veranschlagt worden war.
Arbeitskräfte gesucht
In diesem Bericht hieß es auch, dass der "Arbeitskräftebedarf" hoch sei. Bereits Ende 2022 hatte die Zahl der Erwerbstätigen mit rund 45,7 Millionen ein Rekordhoch erreicht. Also: Alles in Butter?
Während die Zeichen für Bewerbende gut stehen, spitzt sich die Lage für deutsche Unternehmen weiter zu. Der Fachkräftemangel ist bereits allgegenwärtig - und es werden noch mehr Arbeitskräfte fehlen, sobald die Baby-Boomer in Rente gehen. Langfristig steigt die Gefahr, dass deutsche Unternehmen ihre Standorte ins Ausland verlagern, um Angestellte zu finden.
Aber: Noch kann etwas getan werden. Die "Wirtschaftsweisen" schlagen in ihrem Gutachten daher vor, Arbeitende besser zu fördern. Das könnte unter anderem mit bundesweiten Standards für Weiterbildungen gelingen. Ebenso sollte Deutschland laut den Sachverständigen die Erwerbsmigration erleichtern - zum Beispiel, indem Agenturen für Einwanderung geschaffen werden.
Über dieses Thema berichten wir am 01.02.2023 auch im WDR Fernsehen.