Die "Consumer Electronics Show" (CES) in Las Vegas gilt unbestritten als Leitmesse für Unterhaltungselektronik und digitale Welt. In den vergangenen beiden Jahren musste sie coronabedingt ausfallen. Jetzt findet sie erstmals wieder statt. Der Betreiber rechnet mit einem Besucherandrang wie vor Corona.
Auch Autohersteller in Las Vegas
Längst sind wie selbstverständlich auch Autohersteller in der bunten Stadt. Während Autohersteller früher eher Entertainment-Systeme auf der CES gezeigt haben, präsentieren sie jetzt sogar komplette Fahrzeuge: Volkswagen zum Beispiel hat sein neues Elektrofahrzeug ID.7 in Las Vegas vorgestellt – und nicht auf einem schicken Autosalon.
Bis zu 700 Kilometer soll der Elektrowagen aus Wolfsburg mit einer vollen Ladung schaffen. In dem Land, in dem mehr Teslas über die Straßen rollen als sonst wo auf der Welt, eine wichtige Botschaft.
Doch der Schwerpunkt der CES bleibt trotzdem die Unterhaltungselektronik: Ob Handy, Smartphone, Tablet oder Gadgets – in Las Vegas ist alles zu sehen, von großen und kleinen Herstellern.
Gesundheits-Check per App
Typisches Beispiel: Wer "U-Scan" installiert, hat zu Hause sein eigenes Minilabor für Urintests. Die entsprechende App versorgt die Bewohner mit Erkenntnissen über den eigenen Körper: Ein Frühwarnsystem, wenn bestimmte Werte "entgleisen".
Dazu muss ein kugelförmiges Gefäß in der Toilette angebracht werden, in das wiederum eine Kartusche platziert wird, die den Urin auswertet und die ermittelten Daten an das Handy schickt.
In Asien ist so etwas sehr beliebt.
Sportlich: Strom für PC und Kopfhörer selbst erzeugen
Interessant sind vor allem die ungewöhnlicheren Produkte und Ideen, die Hersteller in Las Vegas zeigen. Hersteller Acer zum Beispiel ein Kombigerät, das aussieht wie Trainingsrad und Bildschirmarbeitsplatz in einem. Das "eKinekt BD 3" getaufte Gerät bietet die Möglichkeit, den für die Bildschirmarbeit notwendigen Strom selbst zu erzeugen.
Wer eine Stunde lang mit 60 Umdrehungen pro Minute bequem auf dem Velo sitzend strampelt, erzeugt immerhin rund 75 Wattstunden Energie. Die lässt sich über zwei in den Tisch integrierte USB-A-Ports sowie einen USB-C-Anschluss abrufen, etwa um die Akkus von Laptop, Smartphone & Co. zu füllen. Für einen Gaming-PC reicht es nicht (der braucht mehr Energie) – aber für Tablets, Smartphones und Notebooks vollkommen ausreichend.
Displays: So groß wie zwei Fernseher
Es hat praktisch Tradition, dass Hersteller von Fernsehern und Monitoren auf der CES neue Luxusmodelle vorstellen, die entweder besonders groß sind oder über eine ungewöhnlich hohe Bildqualität verfügen (OLED), nicht selten beides gleichzeitig. Diesmal hat Hersteller Samsung gleich mehrere Modelle für Gamer vorgestellt, die so breit sind, dass sie kaum auf einen normalen Schreibtisch passen – und dann auch noch gebogen.
Modelle wie "Odyssey Neo G9" bieten 7.680x2.160 Pixel – das ist zwei Mal 16:9, man könnte auch 32:9 sagen – wahlweise 49 bis 57 Zoll Diagonale. Vor allem Gamer schätzen einen solch riesigen Bildschirm, da sie auf diese Weise alles im Blick behalten. Aber auch Menschen in kreativen Berufen (Design, Layout, Schnitt) können derartig monströsen Displays durchaus etwas abgewinnen.
Duftnoten und Handschuhe fürs Metaverse
Auch wenn das Metaverse schon die meisten Sinne – also vor allem Augen und Ohren – mit audiovisuellen Reizen überflutet und so ein hohes Maß an Realismus erzeugt: Bislang riecht es im Metaverse, wie es eben zu Hause riecht. Doch das will die Firma OVR Technology allen Ernstes ändern. OVR zeigt auf der CES 2023 ein Gerät, das Gerüche erzeugt. Wer an einem virtuellen Blumenbeet vorbei geht, kann Rosen riechen. Wer an einer virtuellen Pizzeria vorbei geht, soll auch das riechen.
Dazu müssen sich Metaverse-User allerdings nicht nur die ohnehin schon klobige VR-Brille aufsetzen, sondern auch noch den Duftgenerator unter die Nase klemmen. Ob das wirklich viele Menschen machen werden, bleibt abzuwarten.
Ein anderer Hersteller, bHaptics, zeigt auf der Messe neuartige VR-Handschuhe. Sie sollen ein taktiles Erleben im virtuellen Raum ermöglichen: Wer die Handschuhe anzieht, kann Gegenstände oder andere Personen ertasten.
Fingerspitzen und Handgelenk werden stimuliert – für rund 300 EUR. Es gibt aber auch längst sogenannte "Tacsuits": Ganzkörper-Anzüge, die überall am Körper taktisches Erleben möglich machen sollen – wenn man sich ins Metaverse begibt.
Über den Autor
Jörg Schieb, Jahrgang 1964, ist WDR-Digitalexperte und Autor von 130 Fachbüchern und Ratgebern. Er beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Digitalisierung und deren Auswirkungen auf unseren Alltag.