Es gibt Risikofaktoren, die bei einer Corona-Infektion recht leicht zu beurteilen sind: Hohes Alter, Vorerkrankungen, ungesunder Lebensstil. Aber auch die genetische Veranlagung spielt eine Rolle dabei, wie schwer Menschen an Covid-19 erkranken. Das haben Studien schon früh nahegelegt. Forschende der Uniklinik Bonn haben jetzt konkrete Ausprägungen einzelner Gene ausgemacht, die einen schweren Krankheitsverlauf begünstigen.
Vier Genmutationen als Risikofaktoren ausgemacht
Die Forschungsgruppe hat DNA-Material von mehr als 7.000 Menschen untersucht – darunter rund 1.800 Menschen, die schwer erkrankt waren. Das Material kam von Betroffenen aus Spanien und Italien, wo die Coronapandemie in der Anfangszeit besonders stark grassierte. Die Personen waren in der Zeit infiziert, in der es noch keine Impfungen gab.
Bei vier Genen, die angeboren und an der Immunabwehr beteiligt sind, konnten die Forschenden Auffälligkeiten feststellen: Bei vielen der schwer Erkrankten wiesen diese Gene besondere Mutationen auf – sie liegen also in ihrem Erbgut in besonderen Ausprägungen vor. Ein Beispiel: Das Gen mit dem Namen „TLR7“ war bei diesen Menschen aufgrund einer Mutation oft nicht funktionsfähig.
Die Forschenden klammerten auch andere Risikofaktoren aus: Sie betrachteten also eine Gruppe von Menschen, die aufgrund ihres Alters und Gesundheitszustandes eigentlich kein großes Risiko für einen schweren Verlauf gehabt hätten. Hier zeigte sich noch deutlicher, dass bestimmte Mutationen gehäuft bei Menschen mit schweren Covid-19-Verläufen vorkommen.
Hoffnung auf Therapien auch für kommende Pandemien
Die Forschenden der Uniklinik Bonn kooperieren für die Covid-Forschung mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Deutschland, den Niederlanden, Spanien und Italien. Nach wie vor gebe es ein großes Interesse daran, zu verstehen, warum in der Hochphase der Corona-Pandemie die Infektion bei einigen Personen schwerwiegend verlaufen ist, bei anderen aber nicht, heißt es von der Uniklinik Bonn.
Ziel ist es, anhand der Ergebnisse Therapieansätze zu entwickeln. In einem nächsten Schritt wollen die Forschenden untersuchen, welche Unterschiede es bezüglich solcher Genmutationen zwischen Frauen und Männern gibt.
Unsere Quellen:
- Universitätsklinikum Bonn, Institut für Humangenetik
- Universität Bonn, Forschungsbereiche "Life and Health"