"Von Reisen nach Israel und in die Palästinensischen Gebiete wird derzeit dringend abgeraten", heißt es derzeit auf der Internetseite des Auswärtigen Amtes. Seit dem Beginn des Angriffs der militant-islamistischen Terror-Organisation Hamas auf Israel am Samstag hat sich die Sicherheitslage dort drastisch verschlechtert.
Insgesamt sind bei dem Angriff und Gegenschlägen bislang mehr als 1.100 Menschen getötet worden. Die Zahl dürfte weiter steigen. Betroffen von der Kriegssituation sind auch Deutsche. So ist offenbar eine Deutsche aus Israel als Geisel nach Gaza verschleppt worden.
Von Botschaft und Auswärtigem Amt im Stich gelassen?
Andere Deutsche harren noch in Israel aus, weil ihnen die Rückreise bisher nicht gelungen ist. Darunter ist ein Familienvater aus Leverkusen, der sich mit seiner Frau und zwei neunjährigen Töchtern zum Zeitpunkt des Angriffs auf einer Pilgerreise in Palästina befand.
Nun sitzt die Familie in Jerusalem fest und fühlt sich von der deutschen Botschaft und dem Auswärtigen Amt im Stich gelassen - wie der Familienvater am Montag dem WDR sagte. In der Nacht hätten sie im Hotel Schüsse gehört.
Jerusalem: Leverkusener Familie im Luftschutzbunker
Mehrere internationale Fluggesellschaften, darunter auch die Lufthansa, haben ihre Flüge von und nach Israel gestrichen. Während Länder wie Polen und Ungarn Militärmaschinen schicken, um ihre Staatsbürger auszufliegen, kamen von der Bundesregierung bisher keine Informationen, was Deutsche unternehmen können, um aus dem Krisengebiet herauszukommen.
Gegen drei Uhr am Montagmorgen bekam die Familie aus Leverkusen nach eigenen Angaben eine Mail vom Auswärtigen Amt mit der Information, dass sich Botschaft und Konsulate nur um die akuten Notfälle kümmern könnten. Alle anderen Deutschen sollten ihre Ausreise selbst organisieren. Am Montagmittag gab es Luftalarm in Jerusalem. Die Leverkusener Familie hat sich in einem Keller in Sicherheit gebracht.
Tel Aviv: Essener Jugendgruppe im Saferoom
Wegen Luftalarms musste am Montagmittag auch das WDR-Interview mit Gordon Wenzek zwei Mal unterbrochen werden. Er ist Teamleiter einer Jugendgruppe vom Stadtverband der Essener Kinder- und Jugendverbände, die derzeit in einem Wohnhaus in Tel Aviv untergebracht ist und sich bei Alarm in den Saferoom im Keller in Sicherheit bringen müssen.
Wie es für die Essener Gruppe weitergeht, ist unklar: "Die Lufthansa gibt keine Informationen raus. Es gibt keine Entscheidung, ob sie morgen fliegt", sagte Teamleiter Wenzek. Anzeichen dafür, dass das Auswärtige Amt Deutsche aus Israel ausfliege, gebe es nicht. "Die Stadt Essen ist jetzt gerade dabei, alle möglichen Flüge zu checken und zu buchen, um uns hier rauszuholen." Auch die NRW-Landesregierung setze sich massiv ein.
Forderung nach Flügen mit Militärmaschinen
"Wir können an dem Punkt nur appellieren, endlich zu handeln." Wenzek wünscht sich, dass die Bundesbehörden so vorgehen, wie es auch andere Staaten tun und ihre Staatsbürger mit Militärmaschinen herausholen. "Einen Flughafen unter Beschuss mit einer zivilen Maschine zu verlassen, ist vom Bauchgefühl nicht das, was wir uns vorstellen, um aus dem Land rauszukommen."
Auf Hilfe vom Auswärtigen Amt oder der Deutschen Botschaft in Israel konnte auch Carina Luft und ihre Familie aus Petershagen sowie befreundete Familien aus Minden nicht hoffen, wie das "Mindener Tageblatt" schrieb. "Eigentlich sollten wir heute, also am Sonntag, um 13.30 Uhr mit der Lufthansa in die Türkei fliegen." Der Flug sei aber abgesagt worden. Die Botschaft habe den Familien mitgeteilt, sie könne ihnen nicht helfen, nach Hause zu kommen. "Die sagten auch, dass von Evakuierungsplänen erst einmal keine Rede ist", sagte Carina Luft der Zeitung.
Jugendgruppe kehrt ins Sauerland zurück
Besser ist es einer Jugendgruppe aus Halver im Sauerland ergangen. Die 18 Personen hatten seit Samstag versucht, Israel zu verlassen. Doch sie haben es mittlerweile geschafft und sind nach einem Umweg über Tiflis wieder in Halver angekommen. Allerdings kehren sie mit einer eindrücklichen Erinnerung zurück: Auf dem Weg zum Flughafen Tel Aviv mussten die Jugendgruppe wegen eines Raketenangriffs neben dem Bus in Deckung gehen.