Grüne Pflanzen mit Frost überzogen

Eisheilige: Verfrüht, verspätet oder völliger Quatsch?

Stand: 08.04.2025, 14:35 Uhr

Die sogenannten Eisheiligen sind eigentlich erst im Mai. Kommen sie womöglich schon jetzt im April, also viel zu früh? Was taugen die Bauernregeln überhaupt? Ein meteorologischer Blick auf ein vermeintliches Wetter-Phänomen.

Von Jörn SeidelJörn Seidel

Sie heißen Mamertus, Pankratius, Servatius, Bonifatius und Sophia von Rom - oder im Volksmund "Kalte Sophie". Eigentlich sind sie frühchristliche Bischöfe und Märtyrer. Doch weil ihre Namenstage auf den 11. bis 15. Mai fallen, sind sie vor allem als "Eisheilige" bekannt.

Beliebte Sprüche für die Eisheiligen

Denn an jenen fünf Tagen kommt es laut einer Bauernregel angeblich auffällig oft zum letzten nächtlichen Frost im Frühling, nachdem es in den Tagen davor schon etwas wärmer war. Erst nach den Eisheiligen, so heißt es, könnten die Bauern aussäen, was durch die Kälte sonst Schaden nehmen würde. Eine "Weisheit", für die es hübsche Sprüche wie diese gibt:

  • Pflanze nie vor der kalten Sophie.
  • Wenn's an Pankratius friert, so wird im Garten viel ruiniert.
  • Mamerz hat ein kaltes Herz.
  • Servaz muss vorüber sein, willst vor Nachtfrost sicher sein.
  • Vor Bonifaz kein Sommer, nach der Sophie kein Frost.
  • Ehe nicht Pankratius, Servatius und Bonifatius vorbei, ist nicht sicher vor Kälte der Mai.
Fotografie von Jürgen Vogt

WDR-Meteorologe Jürgen Vogt

Problem bei alledem: "Die Wetterregel ist - genau wie alle anderen Wetterregeln, die an ein festes Datum geknüpft sind - nicht wirklich sinnvoll", sagt WDR-Meteorologe Jürgen Vogt. Insofern sei auch nicht zutreffend, was derzeit hier und da zu lesen ist: dass die Eisheiligen in diesem Jahr verfrüht seien. Das sei genauso unbrauchbar wie Schlagzeilen aus früheren Jahren, wonach die Eisheiligen verspätet gewesen oder gar nicht gekommen seien.

"Kurz gesagt: Das ist alles Blödsinn." Jürgen Vogt, WDR-Meteorologe

Die Zahlen zeigen nämlich anderes: "Statistisch gesehen besteht Anfang Mai eine höhere Wahrscheinlichkeit für Nachtfröste als Ende des Monats. Dass es ausgerechnet Mitte Mai eine kalte Phase geben sollte, ergibt deswegen aus wissenschaftlicher Sicht überhaupt keinen Sinn", sagt Vogt. Beispiel Köln: Es ist zehnmal wahrscheinlicher, dass es dort zu den Eisheiligen warm ist, als dass es frostig wird.

Eisheilige sind Blödsinn

WDR Studios NRW 08.04.2025 00:45 Min. Verfügbar bis 08.04.2027 WDR Online


Eisheiligen-Regel aus Zeit des Julianischen Kalenders

Hinzu kommt, dass die Wetterregel aus der Zeit stammt, als der Julianische Kalender galt. Mit der gregorianischen Kalenderreform verschob sich das Datum um etwa zehn Tage nach hinten. "Das heißt", so Vogt: "Die Wetterregel würde sich auf die Tage nach dem 21. Mai beziehen. Ende des Monats ist Frost aber noch unwahrscheinlicher - und kommt tatsächlich auch seltener vor."

Gleichwohl gebe es einen ernstzunehmenden Hintergrund der Bauernregel, erklärt Vogt. "Früher, als die Wetterregel entstand, begann die Vegetationsperiode sehr viel später als heute. Kam dann noch später Frost im Jahr, dann drohten Schäden und Ernteausfälle. Sicherheitshalber säte man deshalb erst ab Mitte Mai."

"Durch den Klimawandel starten wir heute sehr viel früher in die Vegetationsperiode, sodass auch Nachtfröste im April, die häufiger vorkommen, Schäden verursachen können", sagt Vogt.

Lässt sich vor diesem Hintergrund nicht doch sagen, die Eisheiligen seien verfrüht? Auch das ergebe keinen Sinn, sagt der Meteorologe. Schließlich könne es ja auch in der zweiten Mai-Hälfte mal zu Frost kommen, obwohl das unwahrscheinlich ist. Und dann?, fragt Vogt. "Dann müsste man von den "zweiten Eisheiligen" sprechen?"

Unsere Quellen:

  • WDR-Meteorologe Jürgen Vogt
  • Deutscher Wetterdienst