Nach dem schweren Erdbeben in der Türkei und Syrien haben mehrere Hilfsorganisationen bereits die Notfallteams zusammengestellt und auf den Weg in die Krisenregion geschickt.
Die Menschen in NRW, die Freunde und Verwandte in der Katastrophenregion haben, stehen unter Schock. Cosmo-Reporter Jan-Hendrik Raffler traf Menschen, die in NRW leben, aber Freunde oder Verwandte in den betroffenen Gebieten haben. "Viele versuchen irgendwie Kontakt aufzunehmen, aber das Netz in der Erdbebenregion ist teilweise ausgefallen. Da bleibt dann nur das Bangen um die Familienmitglieder", so der Reporter.
Mustafa Schat aus Münster erzählte dem WDR, dass das Haus seiner Schwester in Antakya zusammengebrochen sei. "Die Schwiegereltern von meinem Neffen sind wahrscheinlich unter den Trümmern. Wir wissen nicht, ob sie überlebt haben."
Menschen sitzen in Autos, weil ihre Wohnungen einsturzgefährdet sind
Auch WDR-Mitarbeiter Tolga Sert hat Familie im Südosten der Türkei. Per Telefon konnte er sie nicht erreichen. Mittlerweile weiß er aber, dass sein Onkel und dessen Familie am Leben sind. "Mein letzter Stand ist, dass sie im Auto sitzen, weil ihre Wohnung einsturzgefährdet ist. Wir können nur schreiben. Anrufe gehen nicht durch."
Borhan Akid flüchtete vor sieben Jahren aus Syrien und arbeitet heute für den WDR. Er berichtet von der Angst, dass die Opfer in Syrien vergessen werden. In Syrien fehlten Anlaufstellen für Hilfsorganisationen, wo sie Ausrüstung hinschicken könnten, um Menschen aus den Trümmern zu befreien.
ARD-Korrespondent Ramin Sina sagte im WDR, es seien daher fast ausschließlich Zivilisten, die unter den Trümmern nach Überlebenden suchten.
"Ich sitze hier im warmen Zimmer, dort haben sie keine Heizung"
Auch Ayman Assaf kam 2015 aus Syrien nach Deutschland. Er lebt in Leverkusen und erfuhr, dass sein Cousin sowie dessen Frau und Kinder bei dem Beben ums Leben kamen. "Ich bin hier im warmen Zimmer, die Menschen dort haben jetzt keine Heizung. Das ist schwer für mich, aber was soll ich tun?", fragt er verzweifelt.
Nothilfekoordination auch aus NRW läuft
Unterdessen bauen die Hilfsorganisationen aus NRW ihre Teams auf. Sowohl Care, als auch die Malteser sowie ISAR (International Search and Rescue) aus Duisburg wissen, dass es bei der Rettung der Verschütteten um jede Minute geht und koordinieren die Einsätze.
Oliver Hochedez von der Nothilfeabteilung des Malteserordens erklärt, ein Team sei bereits unterwegs. Rami Araban von Care Deutschland berichtet, die Suche nach Verschütteten gestalte sich vor Ort sehr schwierig. „Die Nachbeben sind heftig, und alle befürchten, dass das nächste Gebäude einstürzt“. Das Wetter ist ein zusätzliches Problem: Die Temperaturen in der Region seien eisig und es regne viel, so Hochedez.
ISAR aus Duisburg ist auf die Suche von Erdbebenopfern spezialisiert
Ein Team von ISAR hat am Dienstagmorgen die Türkei erreicht. Die Hilfsorganisation wurde 2003 in Duisburg gegründet - sie ist auf das Bergen von Erdbebenopfern spezialisiert. Dafür werden Rettungshunde-Teams und mit modernster Technik ausgestattete Bergungsspezialisten eingesetzt.
42 Experten und sieben Spürhunde seien auf dem Weg in die stark beschädigte Stadt Kırıkhan in der Nähe der türkisch-syrischen Grenze, sagte Sprecher Stefan Heine. Bislang fehle es vor Ort noch an professioneller Hilfe. Im Einsatzgebiet beginne für die ehrenamtlichen Helfer ein Wettlauf gegen die Zeit. "Unser Vorteil ist aber, dass der Ort nah am Mittelmeer liegt. Da wird es nachts nicht minus zehn Grad kalt wie anderswo im Erdbebengebiet", sagte Heine.
Die Hilfsorganisation Human Plus aus Nettetal ist nach eigenen Angaben derzeit in Syrien unterwegs und schaut, welche Hilfe genau gebraucht wird – vor allem Decken, Heizungen, Winterkleidung. Und das Medikamenten-Hilfswerk Action Medeor aus Tönisvorst am Niederrhein hat bereits 100.000 Euro Soforthilfe bereitgestellt.
Das Bündnis Aktion Deutschland Hilft in Bonn stellt nach eigenen Angaben sogar eine Million Euro für Soforthilfe zur Verfügung. Hilfsorganisationen aus dem Bündnis seien bereits vor Ort im Einsatz und weitere Nothilfeteams auf dem Weg. Die betroffenen Menschen benötigten besonders medizinische Hilfe, Zelte, Decken und Grundnahrungsmittel.
Aus dem Erdbebengebiet berichtet heute unser Reporter Jens Eberl.