Fahrplanwechsel bei der Bahn – ja, und? Aktuelle Stunde 13.12.2024 19:00 Min. UT Verfügbar bis 13.12.2026 WDR Von Ann-Kathrin Stracke

Fahrplanwechsel der Bahn: Mehr ICE, weniger Nahverkehr

Stand: 15.12.2024, 06:28 Uhr

In der Nacht zum Sonntag startete der neue Fahrplan - und könnte Pendler vor Probleme stellen. Das Angebot im Nahverkehr wird teilweise stark ausgedünnt, die Ticketpreise steigen.

Wieder mehr Angebote im Fernverkehr, aber gleichzeitig auch höhere Ticketpreise und weiterhin Ausfälle bei S-Bahnen und Regionalzügen: Mit dem Fahrplanwechsel der Deutschen Bahn in der Nacht zum Sonntag müssen sich Kunden in NRW umgewöhnen. Welche Neuerungen gibt es auf der Schiene? Fragen und Antworten.

Wie sieht es im Fernverkehr aus?
Wie ist die Personalsituation im Nahverkehr?
Was ist neu im internationalen Zugverkehr?
Gibt es auch Einschränkungen bei anderen Betreibern?
Baustellen: Wo hakt es besonders?
Welche Tickets werden teurer, welche nicht?
Was ändert sich bei Vorausbuchungen?

Wie sieht es im Fernverkehr aus?

Die monatelangen Einschränkungen beim ICE-Fahrplan sollen mit dem Fahrplanwechsel ein Ende haben. Seit Anfang August hatte die Bahn jeden 20. Fernzug in NRW gestrichen - und das mit einer begrenzten Kapazität bei der Infrastruktur durch Baustellen begründet. Dass weniger Züge fahren, sollte sich positiv auf die Zuverlässigkeit auswirken. Dieser eingeschränkte Fahrplan werde nun wieder zurückgenommen, sagte ein Bahnsprecher.

Für Reisende von Köln nach Berlin setzt die Bahn freitags und sonntags künftig zusätzliche Sprinter ein. Die Züge brauchen für die Strecke in die Hauptstadt laut Fahrplan nur gut vier Stunden. Eine neue Verbindung gibt es abends auch aus dem Ruhrgebiet von und nach München.

Wie ist die Situation im Nahverkehr?

Bei Regionalzügen und S-Bahnen sorgt der bekannte Personalmangel weiterhin für Probleme. Im Jahr 2025 streichen die Träger noch einmal rund vier Prozent der eigentlich geplanten Zugfahrten im NRW-Nahverkehr. Das soll helfen, die besonders ärgerlichen kurzfristigen Zugausfälle zu vermeiden. Auf einigen Strecken fahren wegen fehlender Lokführer auf absehbare Zeit sogar überhaupt keine Züge, sondern nur Busse.

Zwar hat die Branche mit Hilfe vom Land zuletzt die Ausbildung neuer Lokführer massiv hochgefahren. Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) geht aber davon aus, dass es erst 2026 gelingen könnte, Zugausfälle durch Personalmangel weitgehend zu verhindern.

Was ist neu im internationalen Zugverkehr?

Einige Verbesserungen soll es mit dem Fahrplanwechsel bei Verbindungen ins Ausland geben. So werde das Angebot von NRW nach Belgien und in die Niederlande ausgebaut, kündigte die Bahn an. Auf der Strecke zwischen Köln und Amsterdam sollen Züge künftig im Zwei-Stunden-Takt fahren. Allerdings werden die Züge wegen eines großen Bauprojekts am Niederrhein monatelang über Mönchengladbach statt über Düsseldorf fahren und dadurch etwas länger unterwegs sein.

Gibt es auch Einschränkungen bei anderen Betreibern?

National Express, der Betreiber des Rhein-Ruhr-Express, leidet ebenfalls unter Personalmangel und hat deshalb bereits Anfang Dezember angekündigt, dass der aktuell eingeschränkte Service mindestens bis zum Juni verlängert wird. Der RE 11 fällt zwischen Hamm und Düsseldorf weiterhin komplett aus. Eigentlich hält der RE 11 auf dem Weg noch in Dortmund, Bochum, Essen und Duisburg.

Die Strecke des RE 4 bleibt dagegen lediglich in der Nacht eingeschränkt. Hier entfallen vereinzelte Fahrten zwischen Hagen und Düsseldorf. Insgesamt fällt etwa jeder vierte Zug durchs Ruhrgebiet aus.

Baustellen: Wo hakt es besonders?

Wegen diverser Baustellen rund um Bonn wird im kommenden Jahr auf der Strecke Köln und Mainz im Fernverkehr in der Regel nur noch ein Stundentakt angeboten. Mehrere Fahrten zum Beispiel von und nach Berlin und ins Emsland entfallen. Die größten Arbeitgeber in Bonn haben sich derweil zu einer "Taskforce Verkehr" zusammengeschlossen. Die Unternehmen halten die Situation für ihre Mitarbeiter "beklagenswert". Die Region Bonn drohe im nationalen und europäischen Standortwettbewerb ins Hintertreffen zu geraten.

Welche Tickets werden teurer, welche nicht?

Wie schon im Vorjahr hebt die Deutsche Bahn die Preise für Flextickets deutlich an. Sie behält aber die Einstiegspreise für Spartickets bei. Die günstigsten Super-Sparpreis-Tickets, die nicht stornierbar sind, gibt es weiterhin ab 17,99 Euro. Sparpreistickets, die bis einen Tag vor Reisebeginn für zehn Euro storniert werden können, kosten mindestens 21,99 Euro. Die Preise für die deutlich teureren Flextickets steigen im Schnitt um 5,9 Prozent. Im vorigen Jahr war die Preiserhöhung mit 4,9 Prozent geringer ausgefallen.

Es gibt aber noch weitere Änderungen beim Preis:

Stornierung: Für Flextickets fallen künftig bei später Stornierung Gebühren an. Bis zu acht Tagen vor der Reise ist die Stornierung weiterhin kostenfrei, bis einen Tag vor der Reise werden zehn Euro fällig, eine Stornierung am Reisetag kostet künftig 30 Euro.

Fahrradmitnahme: Die Preise für die Fahrradmitnahme im Fernverkehr steigen von derzeit 7,50 bis 12,90 Euro auf zwischen 7,99 und 14,99 Euro.

Zeitkarten für Pendler: Sie werden mit dem Fahrplanwechsel ebenfalls im Schnitt um 5,9 Prozent teurer.

Bahncard: Die Preise der Rabattkarten Bahncard 25 und 50 bleiben stabil, regulär für die zweite Klasse sind das für die Bahncard 25 beispielsweise 62,90 Euro. Die Bahncard 100 verteuert sich um 6,6 Prozent. Für die zweite Klasse kostet sie nun 4.899 Euro pro Jahr.

Deutschlandticket: Der Preis des Deutschlandtickets steigt zum 1. Januar und unabhängig vom Fahrplanwechsel der Deutschen Bahn von 49 auf 58 Euro pro Monat.

Was ändert sich bei Vorausbuchungen?

Bislang konnten Tickets im Fernverkehr höchstens sechs Monate im Voraus gebucht werden. Bereits seit dem 16. Oktober sind Buchungen zwölf Monate im Voraus möglich.


Unsere Quellen:

  • Deutsche Bahn
  • Nachrichtenagenturen dpa und AFP