Fentanyl ist eigentlich ein Schmerzmittel, das zum Beispiel Krebspatienten bekommen. Das künstlich hergestellte Opioid wirkt ca. 100-mal stärker als Morphin und 50-mal stärker als Heroin. Daher wird es in der Regel erst dann eingesetzt, wenn schwächere Mittel keine Wirkung mehr zeigen. Wie auch andere schmerzlindernde Mittel wird Fentanyl oft als Droge missbraucht.
Vor allem in den USA ist Fentanylmissbrauch allgegenwärtig. Die amerikanische Drogenbehörde DEA stuft Fentanyl inzwischen als "die tödlichste Drogengefahr für dieses Land" ein. Laut New York Times ist aufgrund der Fentanyl-Epidemie die Lebenserwartung im Land inzwischen gesunken. Das Center for Disease Control and Prevention CDC verzeichnete im Jahr 2021 107.000 Drogentote, wovon 71.000 an synthetischen Opioiden starben - in den meisten Fällen also an Fentanyl. Auch prominente Fälle gab es schon: So wurden bei den Musikern Tom Petty, Prince und Coolio nach ihrem Tod Fentanyl-Spuren im Körper gefunden.
"Zombie-Droge" sorgt für eckige Bewegungen
Fentanyl wird geschnupft, gespritzt, geraucht oder geschluckt. Es wirkt innerhalb von zehn Minuten, die Wirkung kann mehrere Stunden anhalten. Herzschlag, Atmung, Blutdruck und Verdauung werden heruntergefahren, teils setzt Euphorie ein. Auch die Muskeln sind betroffen: Fentanyl sorgt bei dauerhaftem Konsum dafür, dass Muskeln versteifen und nicht mehr richtig funktionieren. Die Folge sind ein unrunder Gang und eckige Bewegungen, daher sprechen auch manche von einer "Zombie-Droge".
Viele Ärzte in USA verschreiben leichtfertig Opioide
Einer der Gründe für die Opioid-Krise in den USA: Viele Ärzte verschreiben massenhaft Opioide wie Oxycontin als Schmerzmittel. Nicht wenige Patienten werden so süchtig und sind gezwungen, sich auf dem Schwarzmarkt umzusehen, wenn das Rezept ausläuft und sie das Medikament nicht mehr legal bekommen. Dort geraten sie dann an Fentanyl - das vergleichsweise einfach und billig hergestellt werden kann und extrem wirksam ist: Die tödliche Dosis liegt bei zwei Milligramm. Zum Vergleich: Bei Heroin sind es 200.
Fentanyl-Beimischungen in anderen Drogen
Dazu kommt: Fentanyl wird immer öfter anderen Drogen beigemischt. Mit schlimmen Folgen: Das Center for Disease Control and Prevention CDC geht davon aus, dass inzwischen ein Großteil der Todesfälle und Überdosierungen unter Usern von Kokain, Heroin oder Amphetaminen auf Fenanyl-Beimischungen zurückzuführen ist, von denen die Konsumenten nichts ahnen.
Weniger Heroin in Deutschland nach Taliban-Machtübernahme
Auch in NRW taucht Fentanyl auf - wenn auch in deutlich geringerem Maßstab. So wurden Spuren der Droge bei Schnelltests in Drogenkonsumräumen in Düsseldorf, Wuppertal und Münster gefunden. Experten gehen davon aus, dass die Zahlen in Zukunft weiter steigen werden. Denn nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan sinkt dort die Heroinproduktion. Davon ist auch Deutschland betroffen, das Angebot wird kleiner. Bei der Europäischen Drogenbeobachtungsstelle EMCDDA geht man davon aus, dass viele Konsumenten deshalb umsteigen könnten - auf synthetische Opioide wie Fentanyl.
Unsere Quellen:
- Deutsche AIDS-Hilfe
- Europäische Drogenbeobachtungsstelle EMCDDA
- Center for Disease Control and Prevention CDC
- Drug Enforcement Administration DEA
- New York Times
Über das Thema berichten wir am 19.02.2024 im WDR Hörfunk in der WDR2-Lokalzeit Rhein-Ruhr und auf WDR5 in der Sendung Westblick.