Wenn ein Auto in Brand gerät, ist das für die Feuerwehr immer eine besondere Situation. Doch durch den Wechsel zu mehr Elektroautos stehen die Feuerwehrleute vor neuen Herausforderungen. Das hat sich in der Nacht auf Mittwoch in Bonn gezeigt.
Auf dem Gelände der Universität sind drei Fahrzeuge in Brand geraten - darunter auch ein Elektrotransporter. Eigentlich war das Feuer schnell gelöscht. Doch dann fing das E-Fahrzeug plötzlich wieder Feuer und musste noch einmal gelöscht werden.
Jörg Zganiatz kennt dieses Phänomen. Er ist Experte für E-Autos bei der Dekra in Essen und hat schon viele Brand-Tests mit elektrischen Autos gemacht. Die Erfahrung zeigt: Der Schein trügt, wenn das Fahrzeug äußerlich gelöscht aussieht. Das Feuer kann wieder aufflammen.
Der Akku müsse einmal komplett gelöscht und heruntergekühlt sein. Ansonsten würden die chemischen Vorgänge im Akku immer weiterlaufen. "Deswegen kann solch ein Hochvoltakku, wenn der nicht komplett gelöscht wurde, auch eine Woche später noch einmal neu anfangen zu brennen."
Spezielle Abstellflächen
Die gute Nachricht ist, dass dieses Phänomen den Verantwortlichen bekannt ist. Deshalb gibt es laut Skaniatz auch die Vorgabe, dass für ausgebrannte E-Autos spezielle Abstellflächen geschaffen werden müssen - mit genug Abstand zu anderen Fahrzeugen. In einer Halle sei das nicht möglich.
Der Dekra-Experte räumt zwar ein, dass der Umgang mit elektrischen Fahrzeugen für die Feuerwehren vergleichsweise neu ist. "Aber in der Regel bereitet denen das keine Probleme, weil die Löschmethoden so sind, dass man einen Brand auch vernünftig löschen kann." Die Herangehensweise sei einfach eine andere.
Auch René Schubert vom Verband der Feuerwehren in NRW zeigt sich gelassen. Zwar gebe es ein paar Unterschiede, aber der Umgang mit einem brennenden E-Auto sei genauso wie bei anderen Modellen. "Der Hype, der um das Thema E-Antrieb gemacht wurde bei den ersten Einsätzen, ist aus der fachlichen Sicht von heute nicht berechtigt und übertrieben." Das Thema habe sich "deutlich relativiert" in den vergangenen Jahren. Dass E-Autos nach einer Zeit noch einmal Feuer fangen, sei "extrem selten" und es gehe um "Einzelfälle".
ADAC: Angst ist unbegründet
Auch der ADAC gibt Entwarnung. "Ein brennendes Elektroauto erregt viel Aufmerksamkeit, da die Technologie noch neu ist und die Menschen sowie Medien dementsprechend aufmerksam sind - Angst ist dagegen unbegründet", heißt es beim Automobilclub. So gebe es keine Hinweise darauf, dass Elektroautos eher zum Brennen neigten als Verbrenner-Fahrzeuge.
Experimente zeigten, dass die Intensität eines Brands von den verbauten Materialien abhänge - und nicht von der Antriebsart. Vor allem der viele Kunststoff in modernen Fahrzeugen sei ein Faktor.
Viel Wasser zum Löschen von E-Autos nötig
Zudem weist der ADAC darauf hin, dass ein brennender Akku mit viel Wasser gelöscht werden muss. Ein kleiner Feuerlöscher an Bord des Autos dürfte also nicht ausreichen, um im Notfall bei einem brennenden Akku zu helfen. Feuerwehrmann Schubert sagt, dass diese vor allem dabei helfen, einen kleinen Entstehungsbrand zu erschlagen.
Manchmal, so erklärt es Dekra-Experte Zganiatz, kommen Elektroautos nach dem Einsatz vor Ort sogar in spezielle Container mit Wasser, damit wirklich alles gelöscht wird. Am Unfallort wird inzwischen auch mit sogenannten Löschlanzen gearbeitet, mit denen direkt innerhalb der Batterie gelöscht wird, anstatt nur von außen zu kühlen. Auch Feuerwehren in NRW nutzen diese Methode inzwischen vermehrt.