Mehrere tausend Mitarbeiter der Kölner Ford-Werke haben ihren Ärger über die aktuelle Lage auf der Betriebsversammlung deutlich gemacht. Das Kölner Ford Werk ist am stärksten betroffen von den Kürzungsplänen und der Ford-Krise.
Der Geschäftsführer kam kaum zu Wort. Er hatte der Belegschaft am Montag verkündet, dass der amerikanische Mutterkonzern zukünftig nicht mehr für die Verluste des Kölner Standortes aufkommen wird. Damit ist das Kölner Werk nach Ansicht der IG Metall von einer Insolvenz bedroht.
Die Mitarbeiter wollen wissen, wie es mit ihren Jobs und dem Werk weitergeht. Europaweit sollen rund 4.000 Stellen gestrichen werden, die meisten davon in Köln. Von den jetzt rund 12.000 Mitarbeitern soll jeder vierte Arbeitsplatz wegfallen.
Kölner Ford-Werk droht im schlimmsten Fall Insolvenz
Am Dienstagabend gab es bereits eine Protestaktion mit 70 Teilnehmern vor dem Ersatzteilzentrum von Ford in Köln. Ein sehr deutliches "Fuck you" leuchtete deswegen im Stile des bekannten Ford-Schriftzuges auf der Wand der riesigen Halle am Ersatzteilzentrum in Köln-Merkenich. Davor standen die Gewerkschaftler, mit Fackeln in den Händen.
Die meisten von ihnen arbeiten selbst bei Ford und machen sich Sorgen um die Zukunft. Im schlimmsten Falle drohe dem Werk in wenigen Jahren die Insolvenz, wenn der Konzern nicht mehr wie angekündigt Verluste ausgleicht.
Finanzspritze reiche nicht für langfristige Sicherheit
Zwar hat die Ford Motor Company eine einmalige Finanzspritze in Höhe von 4,4 Milliarden Euro angekündigt. Das aber reicht nur um eine akute Überschuldung zu vermeiden. Ein tragfähiges Konzept für die Zukunft sei das nicht, kritisieren die Arbeitnehmervertreter. Zusätzlich werden in den kommenden Jahren weitere dreistellige Millionenbeträge in das Werk fließen. Das Unternehmen hat einen Geschäftsplan vorgelegt, der Ford wieder zurück in die Gewinnzone bringen soll. Und betonte erneut, dass damit ein Plan vorliege, damit in Köln auch weiterhin Autos gebaut werden.
Diesen Geschäftsplan halten Arbeitnehmervertreter allerdings für unrealistisch. Unter anderem müsste dazu der Verkauf von Elektroautos gewaltig anziehen. Ford baut in Köln jedoch derzeit zwei kaum verkäufliche große und teure Elektromodelle. Ein neues, günstigeres Modell hat der Konzern nicht eingeplant.
Ford-Krise in Köln: Angespannte Stimmung nach Betriebsversammlung. WDR Studios NRW. 12.03.2025. 00:45 Min.. Verfügbar bis 12.03.2027. WDR Online.
Daher fehle die Strategie, um den Standort langfristig zu sichern. Und bis die nicht vorliege, könne auch nicht über den geplanten Abbau von 2900 Stellen verhandelt werden. Die Mitarbeiter konnten sich bisher auf eine Vereinbarung berufen, die betriebsbedingte Kündigungen bis zum Jahr 2032 ausschloss. Nun habe das Unternehmen den Druck auf die Arbeitnehmervertreter erheblich erhöht, in dem sie die Ford-Werke auf finanziell eigene Füße gestellt hat, argumentieren die Gewerkschafter der IG Metall.
Ausgangslage vor der Betriebsversammlung
Ford Deutschland hatte zuletzt fast sechs Milliarden Euro Schulden. Frisches Geld wurde bisher automatisch von der US-amerikanischen Konzernmutter zugeschossen. Doch dieser Schutz-Schirm soll bald eingepackt werden. Jetzt stellt sich die Frage, wie Rechnungen in Zukunft bezahlt werden sollen.
Wo genau ist das Problem?
Bei Ford in Köln gibt es schon länger Kurzarbeit. Ford setzt dort auf hochpreisige E-Autos, wie den Explorer und den Capri - mit einem Preis ab 45.000 Euro. In den vergangenen Jahren, 2023 und 2024, wurden etwa zwei Milliarden Euro darin investiert.
Aber die Absätze der E-Autos stagnieren. Der Grund: Die Nachfrage nach E-Autos ist zurückgegangen. Die Politik hat die Förderung von E-Autos abgeschafft. Andere Länder in Europa haben die Förderung dagegen erhöht. Zudem haben alle Autobauer bis jetzt kaum kleinere und leichter verkäufliche E-Autos im Programm.
Ford - Sondierungsgespräche - Tarifstreit ÖD - Backgewerbe 10.03.2025. WDR 5 Das Wirtschaftsmagazin. 10.03.2025. 19:53 Min.. Verfügbar bis 10.03.2026. WDR 5.
Allerdings hat die gesamte Autobranche Absatzprobleme. Die Pkw-Produktion in Deutschland liegt generell immer noch unter dem Niveau von Vor-Corona. Mit Blick auf die Stückzahlen von reinen Verbrennern werden in Deutschland zur Zeit sogar nur so viele Autos gebaut wie ungefähr in den 60er Jahren.
Seit Jahren kürzt Ford Stellen in Europa und schließt ganze Werke. So zum Beispiel in Belgien oder Großbritannien.
Unsere Quellen:
- IG Metall
- Ford Deutschland
- IW Köln
- Reporter vor Ort
- dpa