In einem Instagram-Post hatte die internationale Organisation von Fridays for Future (FFF) behauptet, die weltweiten Medien seien "von imperialistischen Regierungen finanziert, die hinter Israel stehen". Die Gruppierung sprach von einer "Gehirnwäsche" und bezeichnete Israel als "Apartheids-System". Die von der radikalislamischen Hamas ermordeten Israelis wurden in dem Post mit keinem Wort erwähnt.
Die Nachricht sorgte für viel Empörung - und auch Enttäuschung bei Sympathisanten der Klimaschutzbewegung. Schnell stellte die deutsche Sektion auf Instagram und auf "X", vormals Twitter, klar: "Nein, der internationale Account spricht - wie zuvor betont - nicht für uns. Nein, der Post ist nicht mit uns abgestimmt. Nein, wir stimmen nicht mit den Inhalten überein."
Schon am 8. Oktober, einen Tag nach dem brutalen Angriff der radikal-palästinensichen Hamas auf israelische Dörfer und ein Musikfestival, hatte "Fridays for Future Germany" auf "X" geschrieben:
Verbunden war der Post mit zahlreichen Terminen zu Solidaritätsveranstaltungen für Israel in Deutschland.
Doch dann kam der Post der internationalen FFF-Sektion. Schon in der vergangenen Woche hatte die Klimaaktivistin Greta Thunberg sich auf Instagram zum Nahost Konflikt geäußert: In ihrer Story teilte sie den Beitrag einer pro-palästinensischen Organisation, in dem zu einem globalen Streik gegen den "Genozid in Gaza" aufgerufen wird. Auf dem Foto war außerdem ein Oktopus aus Plüsch zu sehen - ein Symbol aus der Nazi-Zeit: Die jüdische "Krake", die angeblich die Welt kontrolliere.
Thunberg: Krake als Symbol von Autisten
Später schrieb Thunberg, es sei selbstverständlich, dass sie "gegen die furchtbaren Attacken der Hamas" sei. Zu der Stoffkrake erklärte sie, ihr sei der Antisemitismus-Zusammenhang völlig unbekannt gewesen, vielmehr würden Autisten das Tier oft als Symbol für Kommunikation benutzen.
Am Freitag legte die geistige Anführerin und Ikone der FFF-Bewegung nach und postete einen weiteren Aufruf zur Solidarität mit Palästina. Wieder ist ein Plakat mit der Aufschrift "Stop the genocide" zu sehen.
Für den Duisburger Antisemitismusforscher Burak Yilmaz ist die Benutzung des Begriffs "Genozid" unbegreiflich. Dem WDR sagte er: "Genozid bedeutet die systematische Vernichtung einer Gruppe. Mit Begriffen wie Völkermord zu hantieren, vergiftet die Debatte und schafft auch sehr starke Feinbilder."
Enttäuschung bei den Anhängern
Anhänger der einst so kraftvollen Klimabewegung sind irritiert. Auch immer mehr junge Jüdinnen und Juden gingen auf Distanz zu Fridays for Future, sagt Jacob Horowitz vom Jüdischen Studentenverband NRW: "Viele sind ganz stark enttäuscht, dass Menschen, mit denen sie gestreikt haben jeden Freitag, auf einmal antisemitische Inhalte verbreiten und klar verschwörungstheoretische Sachen verbreiten."
Auch die Zeitung "Jüdische Allgemeine" setzte sich damit auseinander - zumal die internationale FFF auf Twitter schon häufiger mit israelfeindlichen Beiträgen aufgefallen sei. In ihrer Ausgabe vom 3. August veröffentlichte sie eine Recherche, die zeigen soll, "wer hinter dem Account steckt". Der Redaktion liegt offenbar der komplette Verlauf eines Telegram-Chats vor, in dem Mitglieder der internationalen Gruppe ihre antisemitischen Tweets absprechen.
Demnach werden die Inhalte des Twitter-Accounts von FFF International "von nicht einmal einem Dutzend Aktivisten maßgeblich bestimmt". Keiner von ihnen sei überregional bekannt oder für seine Funktion gewählt worden. Weiter heißt es in der Analyse: "Unter ihnen ist es wiederum nur eine Handvoll Personen mit einer geradezu fanatisch israelfeindlichen Einstellung, die die Positionen des Accounts zum Nahostkonflikt bestimmen – und damit das öffentliche Bild der gesamten FFF-Bewegung prägen." Auffällig sei vor allem ein Aktivist aus Rheinland-Pfalz mit dem Namen Hasan Ö..
Für Antisemitismusforscher Yilmaz ist es umso unverständlicher, warum die deutsche Sektion von FFF nicht entschlossener gegen die Aktivitäten dieser Gruppe vorgeht: "Ich frage mich ernsthaft, wie FFF bei der Reichweite sich nicht damit auseinandersetzen konnte, eine vernünftige Öffentlichkeitsarbeit zu fahren."
Über dieses Thema berichten wir im WDR am 27.10.2023 auch im Hörfunk: WDR Cosmo, 7.10 Uhr.