Halloween - Wirtschaftsfaktor und Sicherheitsrisiko | WDR Aktuell
02:00 Min.. Verfügbar bis 31.10.2026.
Jetzt wird's gruselig: Das steckt hinter Halloween
Halloween ist in den USA fast so beliebt wie der Karneval am Rhein. Doch auch bei uns ist der Herbstbrauch inzwischen weit verbreitet. Woher kommt der Brauch eigentlich? Und wie wird er bei uns gefeiert?
Am stillen Feiertag Allerheiligen (1. November) sollen wir in uns gehen. An Halloween aber - dem Abend davor - wird viel Schabernack getrieben. Klingt gegensätzlich, dabei sind beide Feste verwandt. So geht der Name Halloween auf die englische Bezeichnung "All Hallows eve(ning)" - also den Vorabend des Allerheiligenfestes - zurück.
- Ursprünge auf den britischen Inseln
- Warum die Verkleidung furchteinflößend ist
- Wenn die kleinen Monster klingeln
- Warum Kürbisse?
- Der große Reibach
- Wie Halloween nach Deutschland kam
- Umsätze des Handels in Deutschland an Halloween
- Welche größeren Halloween-Aktionen es in NRW gibt
- Wie sich die Polizei in NRW auf Halloween vorbereitet
- Kritik von den Kirchen
Ursprünge auf den britischen Inseln
An Allerheiligen gedenken katholische und anglikanische Christen ihrer Heiligen. Dass sich die Menschen am Abend vorher verkleiden und Schabernack treiben, ist auf Bräuche in den katholischen Gegenden Irlands und Schottlands zurückzuführen.
Schon im Mittelalter sollen sich viele Gläubige verkleidet und hinter Masken versteckt haben. So wollte man sich vor den Seelen der Toten verstecken, die angeblich bis Allerheiligen auf der Erde herumgeisterten.
Möglicherweise geht Halloween auch auf heidnische Rituale zurück. So sehen manche Forscher in Halloween Elemente des keltischen Samhain-Festes fortgeführt, das den Beginn des Winters markierte und angeblich dazu diente, sich vor bösen Geistern zu wappnen.
Mit den großen Auswanderungswellen von Irland und Schottland in die USA kam das Halloween-Fest im 19. Jahrhundert auch in der Neuen Welt an. Anfang des 20. Jahrhunderts hatte sich die Feier landesweit und bei nahezu allen gesellschaftlichen Gruppen durchgesetzt und wird inzwischen als eines der uramerikanischen Feste empfunden.
Warum die Verkleidung furchteinflößend ist
Ein leuchtender Halloween-Kürbis
Halloween steht heutzutage ganz im Zeichen des Grusels. Vogelscheuchen und Hexen, Monster und Skelette, Zombies und Vampire – die Verkleidung soll möglichst furchteinflößend sein, und auch die Vorgärten und Häuser werden oft im Horrorstil geschmückt. So sollen die Geister davon überzeugt werden, dass man "einer von ihnen" ist, damit sie von einem ablassen.
Auf Halloween-Partys werden Horrorfilme gezeigt, dazu gibt es neben traditionellen Snacks wie Paradiesäpfeln gerne auch mal "Schauerlichkeiten" wie Kekse in Form von abgetrennten Fingern oder Rattenschwänze aus Lakritze.
Wenn die kleinen Monster klingeln
Kinder und Jugendliche ziehen an Halloween verkleidet von Haustür zu Haustür und erbetteln sich kleine Aufmerksamkeiten. Auch das ist eine Tradition mit christlichem Hintergrund, die in Deutschland beispielsweise an Sankt Martin gepflegt werden.
Allerdings hat Halloween einen deutlich erpresserischen Charakter: "Trick or treat" ("Süßes oder Saures") lautet der Schlachtruf der Besucher, die Süßigkeiten oder kleine Geschenke ("treats") einfordern und dafür manchmal ein Gedicht aufsagen oder eine kleine Darbietung zum Besten geben.
Steht der Hausbesitzer mit leeren Händen da, muss er mit einem Streich ("trick") rechnen. Dann fliegen Eier gegen Hauswände, Türklinken werden mit Ketchup eingeschmiert oder Briefkästen mit Klopapier umwickelt. Übertreiben sollte man es aber nicht mit den Streichen.
Ein Fest für die ganze Familie
Warum Kürbisse?
Der Kürbis gehört zu Halloween wie der Hase zu Ostern. Das hat zunächst mit der Jahreszeit zu tun. Im Herbst sind die Kürbisse reif und wurden und werden auch an Erntedankfesten zur Dekoration verwendet.
Zu Halloween höhlt man die Kürbisse allerdings aus und schnitzt Gesichter in die Schale, meist Fratzen und Grimassen. In dem hohlen Kürbis wird eine Kerze angezündet und der leuchtende Kopf vor die Haustür gestellt, um böse Geister abzuhalten.
Dieser Brauch ist auf eine alte irische Sage zurückzuführen: Dem Säufer und Tunichtgut Jack gelingt es durch eine List, den Teufel zu fangen. Jack lässt ihn wieder frei gegen das Versprechen, dass seine Seele niemals in der Hölle landet. Als Jack Jahre später stirbt, wird er wegen seines Lebenswandels im Himmel abgewiesen. Aber auch in der Hölle ist wegen seines Pakts kein Platz für ihn.
Kürbisköpfe sollen böse Geister vertreiben
Der Teufel schickt ihn zurück auf die Erde, auf der er fortan herumirren soll. Damit er den Weg findet, überreicht der Teufel Jack eine glühende Kohle aus dem Höllenfeuer, die dieser in eine hohle Rübe steckt. Aus der Rübe wurde dann in den USA der leichter auszuhöhlende Kürbis, der "Jack-o'-lantern" ("Jack mit der Laterne") genannt wird.
Der große Reibach
Halloween ist in den USA ein gigantisches kommerzielles Ereignis. Fernsehserien wie die "Simpsons" oder "South Park" produzieren eigens für diesen Tag Halloween-Specials, im Kino starten die neuesten Horrorfilme. Geisterbahnen, Spukhäuser und verwunschene Waldpfade öffnen teilweise nur für diese Zeit, Süßigkeiten-Produzenten und Kostümhersteller schreiben Umsatzrekorde.
Jedes Jahr geben die Amerikaner viele Milliarden Dollar für Halloween aus – und die Umsätze steigen Jahr für Jahr. Halloween gilt als krisenfest, an Ausgaben für die Kinder und für Feiern wird in den USA zuletzt gespart.
Die Umsätze der Süßwarenhersteller steigen an Halloween
Wie Halloween nach Deutschland kam
In Deutschland kommt der Trend Anfang der 1990er-Jahre an. Als 1991 Karneval wegen des Golfkrieges abgesagt wird, bleiben die Kostümhersteller auf ihrer Ware sitzen. Also versuchen sie mittels Medien und PR-Kampagnen, Halloween als Fest populär zu machen – mit Erfolg.
Durch Filme, TV-Serien und Popmusik ist Halloween den meisten schon vorher ein Begriff, und so finden auch die Deutschen Spaß am herbstlichen Verkleiden. Gerade in Norddeutschland, wo der Karneval traditionell kaum eine Rolle spielt, kommt Halloween gut an.
Umsätze des Handels in Deutschland an Halloween
Dass Halloween in Deutschland immer populärer wird, zeigt auch eine vom Handelsverband Deutschland (HDE) beauftragte Studie. Demnach planen in diesem Jahr mehr als 15 Prozent der Deutschen gezielt Ausgaben zu Halloween. Im Vorjahr lag dieser Wert noch bei 13,5 Prozent und 2019 bei 8,3 Prozent. Entsprechend positiv entwickeln sich auch die Umsätze im Einzelhandel: 2019 lagen diese noch bei 320 Millionen Euro, 2023 bei 480 Millionen Euro, für dieses Jahr rechnet der HDE nun mit 540 Millionen Euro. Das entspricht einer Steigerung von 12,5 Prozent zum Vorjahr.
Ganz oben auf den Einkaufszetteln stehen dabei Schmuck und Accessoires, Schminke und Make-up, Dekorationsartikel und Kostüme. Die Verbraucher decken sich vor allem auch für Motto-Partys ein. Die repräsentative Umfrage unter rund 1.200 Befragten wurde vom IFH Köln im Auftrag des HDE durchgeführt.
Für den Handel entwickele sich Halloween "zu einem immer wichtigeren Tag", wie der Marketing-Professor Alexander Bleier von der Frankfurt School of Finance der & Management dem WDR sagte. Es sei eine "gute Überbrückung zwischen dem Sommer- und dem Weihnachtsgeschäft."
Halloween: Für Familien ein echter Kostenfaktor
Aktuelle Stunde . 31.10.2024. 16:06 Min.. Verfügbar bis 31.10.2026. WDR.
Welche größeren Halloween-Aktionen es in NRW gibt
Auch in NRW finden inzwischen zig Halloween-Aktionen statt. Für das Event in der Zoom-Erlebniswelt in Gelsenkirchen zum Beispiel sind inzwischen keine Karten mehr zu haben - geworben wurde unter anderem mit unheimlichen Stelzenläufern und Gruselwege mit schaurig-schönen Dekorationen.
Karneval? Nein: Halloween!
In Duisburg küren die Veranstalter beim Halloween-Run durch den Landschaftspark Nord auch in diesem Jahr den gruseligsten Läufer. Bei Gruselfans legendär ist mittlerweile der Movie-Park in Bottrop.
Wie sich die Polizei in NRW auf Halloween vorbereitet
Doch das Fest bringt auch Schattenseiten mit sich: Die Polizei in NRW bereitet sich mit starken Kräften auf mögliche Zwischenfälle an Halloween vor. In den vergangenen Jahren hatte es in der Halloween-Nacht in den NRW-Städten zunehmend Probleme mit Vandalismus und Ruhestörungen gegeben. Täter warfen unter anderem mit Böllern und griffen gezielt Einsatzkräfte an. Diesmal sind daher verstärkte Sicherheitsvorkehrungen geplant.
NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU)
NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) appellierte an die Menschen, friedlich Halloween zu feiern.
Kritik von den Kirchen
Immer wieder geriet Halloween ins Visier der evangelischen Kirchen. Dort herrschte die Befürchtung, dass das Fest die Bedeutung des Reformationstages verwässern könnte, der ebenfalls am 31. Oktober begangen wird. Auch von katholischer Seite gab es durch die Nähe zu Allerheiligen Kritik. Mittlerweile gibt es aber zahlreiche Alternativangebote der Kirchen zum Kürbisfest.
Unsere Quellen:
- Vom Handelsverband Deutschland beauftragte Studie zu Halloween
- Marketing-Professor Alexander Bleier von der Frankfurt School of Finance der & Management gegenüber dem WDR
- Nachrichtenagentur dpa
Über dieses Thema berichten wir am 31.10.2024, auch im WDR Fernsehen: Aktuelle Stunde, 18:45 Uhr.
Quelle: WDR