Ein Hausarzt misst in seiner Praxis in Stuttgart einer Patientin den Blutdruck

Patienten sollen in Hausarztpraxen besser versorgt werden

Stand: 31.01.2025, 12:36 Uhr

Patienten sollen künftig in Hausarztpraxen schneller Termine bekommen und besser versorgt werden. Ärzte bekommen dafür mehr Geld von den Krankenkassen.

Erkältungen und grippale Infekte sorgen aktuell für volle Wartezimmer in den Hausarztpraxen. Künftig sollen Patientinnen und Patienten in den hausärztlichen Praxen besser versorgt werden und die Ärztinnen und Ärzte besser verdienen. Das hat der Bundestag am Donnerstagabend beschlossen. Mit den Stimmen der ehemaligen Ampelpartner SPD, Grüne und FDP wurde das sogenannte Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz verabschiedet.

Wir klären, was sich für Hausärzte ändert, was sich für Patienten verbessern soll und welche Kritik es an den neuen Regeln gibt.

Hausärzte sollen mehr Geld bekommen

WDR Studios NRW 31.01.2025 01:57 Min. Verfügbar bis 31.01.2027 WDR Online


Was ändert sich für Hausärztinnen und -ärzte?

Bislang gibt es für Hausärztinenn und -ärzte einen Honorardeckel: Für jedes Quartal steht ihnen ein bestimmtes Budget zu, das sie für ihre gesetzlich versicherten Patienten nutzen können. Haben sie besonders viele Patienten oder aufwendige Untersuchungen, werden Behandlungen nicht mehr komplett von den Krankenkassen bezahlt. Deshalb vergeben zum Beispiel manche Praxen am Quartalsende weniger Termine. Mit dem Wegfall des Honorardeckels werden die Ärztinnen und Ärzte besser bezahlt.

Was soll die neue Regel den Patientinnen und Patienten bringen?

Ziel der neuen Regelung ist, dass Patienten besser versorgt werden und leichter an Termine in ihrer Hausarztpraxis kommen. Vor allem auf dem Land und in ärmeren städtischen Gebieten soll die Versorgung besser werden. Der Grünen-Bundestagsabgeordnete und Gesundheitspolitiker Janosch Dahmen sagt, dass dort ein großer Anteil gesetzlich und nicht privat versichert sei: "Das hat dazu geführt, dass diese Praxen überproportional schlecht vergütet waren." Für die Ärzte sei es deshalb bislang unattraktiv gewesen, eine Praxis auf dem Land zu eröffnen. Das soll sich nun ändern. Laut Bundesgesundheitsministerium fehlen in Deutschland 5.000 Hausärztinnen und -ärzte.

Welche Kritik gibt es an der Abschaffung des Honorardeckels?

Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) ist vom neuen Gesetz nicht überzeugt. Das Gesetz sei so aufgebaut, dass die Hausärzte zwar zusätzliches Honorar bekommen - aber auch ohne zusätzliche Termine für die Patienten.

"Ob sich auch für die Patientinnen und Patienten etwas verbessert, steht in den Sternen." Stefanie Stoff-Ahnis, stellvertretende Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbandes

Auch die Deutsche Stiftung Patientenschutz ist skeptisch, ob es demnächst mehr freie Termine in den Praxen gibt. Außerdem fördere das Gesetz nicht die "notleidende Praxis auf dem Land", so Vorstand Eugen Brysch.

Der Hausärztinnen- und Hausärzteverband dagegen findet, dass der Wegfall des Honorardeckels die Situation in den Praxen verbessert.

"Das ist ein wichtiges Signal für die Hausarztpraxen und vielerorts buchstäblich die Rettung in letzter Sekunde!" Nicola Buhlinger-Göpfarth und Markus Beier, Bundesvorsitzende des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes

Beier sagte dem ARD-Hauptstadtstudio außerdem: "Wenn die Politik ein Zeichen setzt 'Eure Arbeit, liebe Hausarztpraxen, ist uns wichtig, ihr werdet vollständig dafür honoriert', dann ist das attraktiv bei den Studierenden, attraktiv bei der Weiterbildung, und dann wird es in Zukunft auch wieder mehr Hausärztinnen und Hausärzte geben."

Unsere Quellen:

  • Nachrichtenagentur dpa
  • Nachrichtenagentur KNA
  • ARD-Hauptstadtstudio
  • GKV-Spitzenverband
  • Hausärztinnen- und Hausärzteverband

Über dieses Thema berichtet der WDR am 31.01.2025 auch bei WDR 4 im Tag um zwölf.

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