Nach den Drehbuchautoren legen nun auch die Schauspielerinnen und Schauspieler in den USA ihre Arbeit nieder. Nachdem bei Verhandlungen mit dem Verband der TV- und Filmstudios AMPTP keine Einigung erzielt werden konnte, soll ab Freitag die Arbeit niedergelegt werden, teilte die Schauspielergewerkschaft SAG-AFTRA am Donnerstag in Los Angeles mit. Damit können wohl vorerst kaum noch US-Filme und -Serien gedreht werden.
Erste Folgen des Streiks waren sofort sichtbar: Bei der Londoner Premiere zum Blockbuster "Oppenheimer" verließen mehrere Schauspieler aus "Solidarität" vorzeitig die Veranstaltung. Dazu gehörten Matt Damon und Emily Blunt.
Wer streikt?
Seit zwei Monaten streiken bereits die Drehbuch-Autorinnen und Autoren, jetzt kommen auch die Schauspieler dazu.
Die Gewerkschaft SAG-AFTRA hat mehr als 160.000 Mitglieder, darunter Schauspieler für Film und Fernsehen, Stuntleute, TV-Journalistinnen und Moderatoren. Der Streik betrifft aber nur Schauspieler und Schauspielerinnen für Serien und Filme. Er ist für sie alle bindend, sie dürfen nun bis auf weiteres nicht mehr vor der Kamera arbeiten.
Der Arbeitgeberverband der Film- und Fernsehproduzenten beklagte den Streik. Dieser werde Tausende in Mitleidenschaft ziehen, die in Branchen arbeiten, die dem Filmgeschäft zuarbeiten, erklärte die "Alliance of Motion Picture and Television Producers" (AMPTP), der Branchenriesen wie Paramount, Sony, Universal, Disney, Netflix und Amazon angehören.
Warum wird gestreikt?
Zum einen geht es um Geld. Die Schauspielerinnen und Schauspieler wollen höhere Löhne - und zusätzlich einen Bonus, wenn Filme oder Serien bei Streaming-Diensten gut laufen. Die Schauspielergewerkschaft und die Filmstudios haben lange verhandelt, konnten sich aber nicht einigen.
Zum anderen geht um den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI). Die Frage ist: Wie weit dürfen die Studios gehen, wenn sie zum Beispiel die Stimme oder das Gesicht eines echten Schauspielers in einigen Filmszenen nutzen, ohne ihn dafür extra zu bezahlen? Auch die Autoren fürchten, dass die Studios Drehbücher von einer Künstlichen Intelligenz schreiben lassen könnten. Dazu werden Regeln gefordert.
"Das gesamte Geschäftsmodell wurde verändert durch Streaming und digitale Möglichkeiten wie KI", sagt Gewerkschaftspräsidentin Fran Drescher - bekannt aus der Serie "Die Nanny", in der sie in den 1990er-Jahren ein Star war.
Welche Auswirkungen hat das?
Der Doppelstreik wird auch für Film- und Serienfans in Deutschland haben. Denn neue Drehprojekte liegen derzeit komplett auf Eis und könnten erst viel später in die Kinos oder auf die Streaming-Plattformen kommen.
Mehrere Filmstarts wurden bereits verschoben. Zum Beispiel kommt "Avatar 3" erst 2025 heraus - ein Jahr später als eigentlich geplant. Auch neue Superheldenfilmen zu "Captain America" oder "Blade" und die Realverfilmung des Animationshits "Moana" (deutscher Titel: "Vaiana") sind von Verzögerung betroffen.
Zudem dauern Projekte in der Produktion deutlich länger. Bei Serien wird etwa die fünfte Staffel "Stranger Things" später kommen. Auch die Produktion von "Hacks" und "Family Guy" wurde ausgesetzt. Da Hollywood-Produktionen auf der ganzen Welt gefilmt werden, können zum Beispiel auch Dreharbeiten in Europa betroffen sein.