50 Jahre IKEA in Deutschland: Billy ja, aber nur wenn's günstig ist Aktuelle Stunde 17.10.2024 10:28 Min. UT Verfügbar bis 17.10.2026 WDR Von Anke Kutz

50 Jahre Ikea in Deutschland: Erzählt uns eure Ikea-Story

Stand: 17.10.2024, 21:00 Uhr

Heute vor 50 Jahren eröffnete in Eching bei München die erste Ikea-Filiale Deutschlands. Anfangs belächelt ist das schwedische Unternehmen bei uns schon seit Jahren das beliebteste Möbelhaus.

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Im Geschäftsjahr 2022/23 feierte Ikea hierzulande gar Rekorderlöse von mehr als 6,4 Milliarden Euro (plus 13,3 Prozent) – und damit weit mehr als in den USA, Frankreich oder Großbritannien. Kaum ein Kinderzimmer, kaum ein Studierenden-Wohnheim kommt ohne Billy, Lack oder Pax aus. Und so gut wie jede und jeder hat eine eigene Story mit dem Möbelhaus zu erzählen. Vom Bällebad, von fehlenden Schrauben oder von der ersten eigenen Wohnung. Was habt ihr mit Ikea erlebt? Schreibt uns, was euch passiert ist unter wdraktuell@wdr.de.

So wie Ursula Steppke, die sich Mitte der 80er-Jahre auf der Suche nach einem Schrank in einen Ohrensessel des schwedischen Möbelhauses schockverliebte. "Es war der letzte, runtergesetzt und musste daher auf jeden Fall mit." Gesagt, getan wurde das "Schnäppchen" in die Ente mit offenem Dach verfrachtet und nach Hause transportiert. Benutzen konnten die Steppkes den Sessel allerdings nur selten, da Kater Odysseus mit den durchdringenden Augen den Ikea-Sessel die meiste Zeit für sich beanspruchte.

Kater Odysseus auf seinem Lieblingssessel von Ikea | Bildquelle: WDR/privat

Doch neben skurrilen und lustigen Erlebnissen hat die IKEA-Geschichte auch einige dunkle Seiten, war auch von Skandalen geprägt: vom Formaldehyd-Vorfall beim beliebten Billy-Regal bis zum Pferdefleischskandal in den Köttbullar. Fünf Fakten und eure persönlichen Stories über den schwedischen Möbelhersteller:

1. "Das unmögliche Möbelhaus"

Als Ikea vor 50 Jahren nach Deutschland kam, gab sich das Unternehmen den Slogan: "Das unmögliche Möbelhaus". Denn dort war fast alles anders als bei Einrichtungsgeschäften, die man bis dahin in Deutschland kannte. Die Ikea-Kundschaft wurde - typisch schwedisch - geduzt, musste ihre Möbel selbst nach Hause bringen und mit dem berühmten Inbusschlüssel auch noch selbst aufbauen. Das kam zunächst nicht überall gut an. Nicht wenige rümpften die Nase über die Billigmöbel. Das änderte sich erst um die Jahrtausendwende. Doch auch noch heute stören sich einige daran, dass bei Ikea geduzt wird. So wie WDR-Leser Felix Müller, der darüber hinaus die Wegwerfkultur kritisiert, die Konzerne wie Ikea befördern würden.

Warum IKEA Deutschland erobern konnte WDR 3 Mosaik 14.10.2024 04:43 Min. Verfügbar bis 14.10.2025 WDR 3

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2. Die Nazi-Vergangenheit des Gründers

Ingvar Kamprad, IKEA-Gründer | Bildquelle: dpa/hoter Ikea Systems B.v.

1994 deckten schwedische Journalistinnen und Journalisten die Nazi-Vergangenheit von Ikea-Gründer Ingvar Kamprad auf. Von 1945 bis 1950 hatte Kamprad an Treffen der nationalsozialistischen Organisation Nysvenska Rörelsen teilgenommen. Nach der Enthüllung schrieb Kamprad einen offenen Brief und sprach von Jugendsünden. Später kam allerdings heraus, dass der 2018 verstorbene Ikea-Gründer auch noch in den 1950er Jahren im Briefwechsel mit Schwedens Faschisten-Führern stand.

3. Essen statt Möbel

Köttbullar mit Pommes | Bildquelle: dpa / Julian Stratenschulte

Ikea ist weit mehr als ein Möbelhaus, nicht wenige Kunden kommen auch einfach zum Essen. Sei es im hauseigenen Restaurant oder im Bistro unweit der Kassen, wo vor allem die Hotdogs über die Theke gehen. Allein in Deutschland soll Ikea pro Jahr mehrere Dutzend Millionen Hotdogs verkaufen. Mittlerweile gibt es den Klassiker ebenso wie die Hackbällchen Köttbullar auch in der veganen Version.

4. Zwangsarbeit in der DDR

In der DDR mussten politische Gefangene Türbeschläge und Scharniere, später auch Rollen und Füße von Möbeln herstellten – unter gesundheitsgefährdenden Bedingungen. Ein Großteil war für den Export an Ikea bestimmt. Das Unternehmen finanzierte bereits 2012 eine erste Studie zur Zwangsarbeit in der DDR für Ikea und ließ sie von unabhängigen Wissenschaftlern durchführen. Die Aufarbeitung wurde auch von Opferverbänden gelobt.

5. Dauerbrenner Billy

Bücherregal "Billy" | Bildquelle: ddp

Bestseller bei Ikea ist das Bücherregal Billy. Zeitloses Design, schnell aufzubauen – weltweit wurde Billy seit 1978 mehr als 120 Millionen Mal verkauft. Allerdings gab es mal richtig Ärger um das Regal, wie Ikea auf seiner Website schreibt. Denn in den 1980er Jahren wurde Billy um zehn Zentimeter schmaler. In Stockholm sollen daraufhin Kunden in einer Ikea-Filiale protestiert haben – mit T-Shirts mit dem Aufdruck "Hände weg von unserem Billy".

Eure persönlichen Ikea-Stories

Viele von euch haben uns ihre ganz persönlichen Ikea-Stories zukommen lassen. So wie Susanne Schauff, die das Möbelhaus sogar in seinem Ursprungsland Schweden das erste Mal besuchte. Gemeinsam mit ihren Eltern und den schwedischen Freunden sei sie zum allerersten Ikea gefahren. "Meiner Erinnerung nach war das um 1968 oder 1969." Seitdem habe sie immer schöne Erinnerungen an das Möbelhaus.

Auch die Ikea-Story von Angelika Faber liegt bereits 38 Jahre in der Vergangenheit. Ihr Vater fuhr damals zum Möbelhaus, um ihr ein Regal für ihr neues Kinderzimmer zu kaufen. Das Regal, das sogar heute noch existiert, war jedoch nicht das einzige, was er mitbrachte. Angelikas Vater schenkte ihr zudem eine Eisbären-Handpuppe mit dem Namen Moko. "Ob Moko der Name war, der von Ikea vergeben wurde oder woher der Eisbär seinen Namen erhielt, kann ich nicht mehr sagen."

Fest steht, dass die Puppe seitdem nicht mehr wegzudenken war. Jeden Abend musste ihr Vater ihr mit Moko gute Nacht sagen. Ein tapferer Begleiter und Tröster in allen Lebenslagen, der mittlerweile an die nächste Generation weitergegeben wurde. "Für mich wird das immer die schönste Verbindung zu Ikea sein, aber vor allem eine sehr liebe Erinnerung an meinen Papa."

Und was ist eure persönliche Ikea-Story? Schreibt uns unter wdraktuell@wdr.de.

Unsere Quellen:

  • WDR 5
  • Nachrichtenagentur dpa
  • Ikea-Website
  • Leserbriefe

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