Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul bestätigte am Montag in Neuss die Bewerbung als Ordner für die Fußball-EM. "Konkrete Anschlagsplanungen" habe es aber nicht gegeben, sagte der CDU-Politiker. "Wir haben alle diejenigen, die in diesen Bereichen Sicherheit und Ordnung arbeiten werden, überprüft, weil sie eine Akkreditierung brauchen", sagte Reul. "Und bei der Akkreditierung ist aufgefallen, dass dieser junge Mann ein Problem darstellen könnte und deswegen kümmern wir uns jetzt sorgfältig um ihn."
Der Mann war am Freitag gefasst worden, hatte ein Sprecher der Bundesanwaltschaft bereits am Wochenende bestätigt. Die Ermittler werfen dem Mann mit deutsch-marokkanisch-polnischer Staatsangehörigkeit vor, im September 2023 über eine Kryptowährungsbörse insgesamt fast 1.700 US-Dollar auf ein Konto der Terrorgruppe Islamischer Staat Provinz Khorasan (ISPK) übermittelt zu haben.
Faeser: Sicherheitsüberprüfungen funktionieren
Gegen den Verdächtigen wird den Angaben zufolge wegen des Verdachts der Unterstützung einer terroristischen Vereinigung im Ausland und Verstößen gegen das Außenwirtschaftsgesetz ermittelt. Gegenstand des Haftbefehls seien die Geldzahlungen, sagte der Sprecher. Der mutmaßliche Terrorunterstützer wurde dem Ermittlungsrichter am Bundesgerichtshof vorgeführt. Er sitzt seit Freitagabend in Untersuchungshaft.
Nach dpa-Informationen bewarb sich der Mann als Ordner und Sicherheitskraft für sogenannte Nebenveranstaltungen ("Side Events") der Europameisterschaft außerhalb der Stadien - beispielsweise sind das Public-Viewing-Veranstaltungen. Die EM beginnt an diesem Freitag mit dem Eröffnungsspiel der deutschen Mannschaft in München gegen Schottland.
"Es ist gut, dass die Sicherheitskräfte aufmerksam geworden sind, daran sieht man, dass unsere Konzeptionen auch der Sicherheitsüberprüfungen offensichtlich funktionieren", sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) am Montag in Neuss. "Insofern ist es ein großer Erfolg des Landeskriminalamtes NRW."
Der IS-Ableger "Provinz Khorasan"
Der ISPK ist ein Ableger des sogenannten "Islamischen Staats" und hat seinen Ursprung in Afghanistan. Khorasan steht für eine historische Region in Zentralasien, die Teile von Afghanistan, Usbekistan, Turkmenistan und Tadschikistan sowie des Iran umfasste.
Westliche Sicherheitsbehörden und Experten gehen davon aus, dass der ISPK den Anschlag auf ein Veranstaltungszentrum am Moskauer Stadtrand vom 22. März verübt hat. Der IS-Ableger wird auch mit Anschlagsplänen Ende 2023 in Köln in Verbindung gebracht.
Unsere Quellen:
- ARD-Terrorismusexperte Holger Schmidt
- Nachrichtenagentur dpa