Zahl der Keuchhusten-Fälle steigt: Was man über die Krankheit wissen sollte

Stand: 21.05.2024, 15:45 Uhr

Die Zahl der Keuchhustenfälle in Deutschland steigt. Eine Entwicklung, die sich in ganz Europa beobachten lässt. Welche Gründe hat der Anstieg der Fallzahlen? Und wie kann man sich gegen die Krankheit schützen? Fragen und Antworten.

Von Catharina Coblenz

Keuchhusten ist weltweit eine der häufigsten Infektionskrankheiten der Atemwege. Die Krankheit ist hochansteckend. Sie wird durch die Stäbchenbakterien Bordetella pertussis und Bordetella parapertussis verursacht - in den meisten Fällen durch Bordetella pertussis, seltener durch Bordetella parapertussis. Seit 2013 ist die Krankheit meldepflichtig.

Der Erreger bildet Giftstoffe, die die Schleimhäute der Luftwege schädigen. In Deutschland erkranken vor allem Kinder und Jugendliche an Keuchhusten. Das höchste Risiko birgt die Krankheit für Säuglinge, die noch keinen Impfschutz haben.

Wie haben sich die Fallzahlen bis 2024 entwickelt?

Laut dem Europäischen Zentrum für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) steigt die Zahl der Keuchhustenfälle in ganz Europa - und auch in Deutschland nehmen die Fälle von Keuchhusten zu.

Laut RKI war in Deutschland während der COVID-19-Pandemie ein deutlicher Rückgang der Krankheit zu beobachten. Grund dafür waren die Infektionsschutzmaßnahmen. Aktuell sind die Fallzahlen immer noch niedriger als vor der Corona Pandemie.

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Seit dem vierten Quartal 2022 lässt sich jedoch ein Anstieg an Keuchhustenfällen erkennen, die durch die seltenere Variante Bordetella parapertussis ausgelöst wurden. Hier sind die Zahlen inzwischen so hoch wie noch nie seit der systematischen Erfassung der Krankheitsfälle in Deutschland.

Warum steigen die Fallzahlen?

Der aktuelle Anstieg der Fallzahlen hat laut dem RKI wahrscheinlich verschiedene Ursachen. Eine mögliche Ursache ist der sogenannte "Nachholeffekt" nach der COVID-19-Pandemie. Junge Kinder sind durch die Infektionsschutzmaßnahmen noch nicht mit den Bakterien in Kontakt gekommen und ältere Menschen haben ihre Immunität verloren, weil der letzte Kontakt zu lange zurückliegt.

Ein weiterer Grund ist möglicherweise ein verändertes Diagnostikverhalten. PCR-Testverfahren werden seit der COVID-19-Pandemie zunehmend eingesetzt, um Atemwegserkrankungen zu diagnostizieren. Daher wird der Bordetella parapertussis Erreger jetzt zum Teil auch ohne Verdachtsdiagnose nachgewiesen.

Tödlicher Keuchhusten: "Könnte man leicht verhindern" WDR 5 Morgenecho - Interview 22.05.2024 05:46 Min. Verfügbar bis 22.05.2025 WDR 5

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Steigen die Fallzahlen in allen Bundesländern gleich?

Die beobachteten Inzidenzen zeigen in den verschiedenen Bundesländern z.T. große Unterschiede. In NRW zeigt sich beispielsweise nur ein sehr geringer Anstieg.

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In Thüringen wurde im gesamten Beobachtungszeitraum der höchste Anteil von übermittelten Bordetella-parapertussis-Fällen beobachtet. Die nächsthöchsten Quartalsinzidenzen wurden in Sachsen-Anhalt, Niedersachsen und in Mecklenburg-Vorpommern beobachtet.

Wie wird Keuchhusten übertragen?

Die Übertragung erfolgt durch Tröpfcheninfektion. Die Krankheit wird durch Husten, Niesen oder Sprechen übertragen, wenn man sich in einem Abstand von bis zu einem Meter zu einer infizierten Person aufhält.

Die Ansteckungsgefahr besteht dabei vom ersten Husten an, bis etwa fünf Wochen nach Krankheitsbeginn. Besonders während der ersten zwei Wochen ist die erkrankte Person besonders ansteckend.

Welche Symptome haben Erkrankte?

Keuchhusten verläuft typischerweise in drei verschiedenen Stadien. In den ersten 1-2 Wochen haben die Betroffenen leichte Erkältungssymptome, wie beispielsweise Husten, Schnupfen und Schwächegefühl. Fieber ist selten.

Die zweite Phase dauert in der Regel 4-6 Wochen an und es entwickelt sich ein langwieriger, trockener Husten. Es kommt zu krampfhaften Hustenstößen, die häufig mit einem keuchenden Einziehen der Luft enden. Oft führen die Hustenanfälle sogar zu Würgen und Erbrechen. Die Betroffenen leiden unter Appetit- und Schlaflosigkeit. Fieber tritt jedoch auch in dieser Phase meist nicht auf.

Die dritte Phase wird auch als "Erholungsphase" bezeichnet. Sie dauert 6-10 Wochen an und der Husten klingt in dieser Zeit langsam ab. Der Reizhusten kann jedoch noch monatelang andauern, besonders bei kalter Luft, körperlicher Anstrengung oder Zigarettenrauch.

Wer ist besonders gefährdet?

Besonders gefährdet sind Neugeborene und Säuglinge, aber auch Senioren und Menschen mit Grunderkrankungen. Bei Säuglingen führt der Keuchhusten häufig zu lebensgefährlichen Atemstillständen. Bei etwa zwei Dritteln der Neugeborenen ist ein Krankenhausaufenthalt notwendig.

Wie kann man sich vor Keuchhusten schützen?

Den besten Schutz gegen Keuchhusten bietet eine Impfung. Besonders zu empfehlen ist ein möglichst frühzeitiger und vollständiger Impfschutz für die besonders gefährdeten Säuglinge und Kleinkinder. Um den Impfschutz aufrecht zu erhalten, ist es notwendig, die Impfung sowohl im Vorschul- und Jugendalter als auch als Erwachsener nochmals aufzufrischen.

Für Schwangere besteht auch die Möglichkeit, sich einige Wochen vor der Geburt impfen zu lassen, so erhält das Neugeborene einen sogenannten "Nestschutz", der es die ersten Wochen bis zur Impfung schützt.

Quellen:

  • Robert-Koch-Institut (RKI)
  • Europäischen Zentrums für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC)
  • Bundesministerium - Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz