Till ist neun Jahre alt, als bei ihm ein aggressiver Hirntumor diagnostiziert wird. Den Tumor haben die Ärzte wegoperiert. Doch die Angst, dass der Krebs zurückkommen könnte, begleitet seine Familie bis heute.
Um sicherzugehen, dass bei Till keine neuen Krebszellen wachsen, unterstützt künstliche Intelligenz die Mediziner aus Fleisch und Blut. An der Uniklinik in Essen wird künstliche Intelligenz eingesetzt.
Die KI unterstützt die Medizin
Der Radiologie-Professor Felix Nensa leitet dort die Arbeitsgruppe KI. Krebskranken mehr Gewissheit geben zu können, ist für ihn ein Meilenstein: "Wenn sie eine KI haben, die sagt, 'ich hab auch nichts gesehen', dann haben sie einfach eine höhere Sicherheit, dass wirklich nichts passiert ist." Manchmal ist es aber auch anders, dann haben die Mediziner etwas nicht gesehen, aber die KI findet etwas.
Das sieht auch sein Kollege Julius Keyl so. Dem Pathologen an der Uniklinkik verschafft die Künstliche Intelligenz Zeit, denn sie nimmt ihm Arbeit beim Prüfen der Gewebeproben ab. Simple Aufgaben wie das präzise Zählen von Zellen und das Zuordnen gewisser Gewebetypen kann sie zum Beispiel spielend leicht übernehmen.
Ki schlägt im Ernstfall Alarm
Wenn Felix Nensa und Julius Keyl Künstliche Intelligenz auf die Gewebeprobe des Pathologen loslassen, markiert und zählt sie die Krebszellen. Die Ergebnisse gehen direkt an den Pathologen zurück. An der Uniklinik Essen analysiert die Künstliche Intelligenz nicht nur, sie vernetzt auch verschiedene Abteilungen und schlägt im Ernstfall Alarm, etwa wenn Krebskranke unbemerkt Lungenembolien entwickeln: "Über ein Messaging-Tool kriegen die Kardiologen die Information. Da sind die Patienten möglicherweise noch nicht mal vom Scanner runter", so Nensa.
Symptomchecker helfen auch in der Allgemeinmedizin
Doch nicht nur in den Kliniken hilft die Künstliche Intelligenz beim Ergründen von Krankheiten. Selbst bei simplen Erkältungen googeln heute schon 60 Prozent der Deutschen ihre Symptome, und auch hier können KI basierte Chatbots mittlerweile Auskunft über den gesundheitlichen Zustand geben. Auf dem Markt sind Programme, mit denen sich Symptome checken lassen - verfügbar für jedes Smartphone.
Solche Symptomchecker gibt es nicht nur per App oder bei vielen Krankenkassen online – auch Arztpraxen nutzen sie mittlerweile für eine erste Diagnose. "Wenn der Patient den Check durchläuft, gibt er praktisch für mich einen Teil der Anamnese ein. Das ist schon ein wesentlicher Zeitvorteil", erklärt Ludger Killich, von der Praxis i.Med in Halle. "Der Symptomchecker schlägt tatsächlich nach Algorithmen auch Symptome, auch Diagnosen vor."
Zugriff auf riesige Datenbank
Der Symptom-Checker verfügt über eine große, wissenschaftlich basierte Datenbank. Gibt man nun Symptome ein, werden diese geprüft und durch Algorithmen miteinander vernetzt. Füttert man die Software also mit Informationen des Patienten wie Husten, Fieber, Gliederschmerzen filtert und vernetzt das System all diese Informationen.
Um genauere Ergebnisse zu erhalten, fragt die KI nach weiteren Symptomen oder geht auf die genannten Symptome wie zum Beispiel die Angabe von Fieber mit Nachfragen ein. Damit kann das System Stück für Stück eingrenzen, welche Erkrankung vorliegen könnte.
Doch Achtung: Eine Künstliche Intelligenz kann bestimmte Symptome nur schwer in ein Gesamtbild einordnen. Es sollte daher stets Rücksprache mit einem Arzt oder einer Ärtin erfolgen. Till ist übrigens aktuell krebsfrei - die Künstliche Intelligenz gibt ihm und seiner Familie Sicherheit.