Ausgewogene Ernährung: Wie viel Zucker braucht ein Kind?

Stand: 05.07.2023, 11:17 Uhr

Immer mehr Kinder in NRW sind stark übergewichtig. Innerhalb von zehn Jahren stieg die Zahl der Betroffenen im Land um rund 30 Prozent. Braucht es strengere Ernährungsregeln?

Waren im Jahr 2011 landesweit noch 74.500 Kinder krankhaft übergewichtig, so stieg die Zahl bis zum Jahr 2021 auf 97.300. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie der Barmer-Krankenkasse. Während der Corona-Pandemie habe sich dieser Trend noch einmal deutlich beschleunigt, betonen die Studienautoren. Aktuell sind demnach 3,8 Prozent der bis 14-Jährigen in NRW betroffen.

Auch die Bundespolitik hat das Problem mittlerweile erkannt. Am Dienstag forderte Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) die Lebensmittelindustrie dazu auf, bei der Produktion von Fertigprodukten für Kinder weniger Zucker, Fett und Salz zu verwenden. Er verwies auf eine aktuelle Untersuchung des bundeseigenen Max-Rubner-Instituts: Demnach ist der Zuckergehalt von Frühstücksflocken und Limonaden nach wie vor zu hoch. Fertigprodukte für Kinder und Erwachsene müssten gesünder werden, forderte Özdemir. "Die Unternehmen haben es selbst in der Hand, Rezepturen zu verbessern." Vorerst setzt die Bundesregierung dabei noch auf freiwillige Kooperation. Wenn das nicht klappt, könnten aber bald auch gesetzliche Vorgaben kommen.

Jeden Tag rund 15 Werbespots für ungesunde Lebensmittel

Bereits im März hatte Özdemir einen Gesetzesentwurf vorgestellt, nach dem TV-Werbespots für ungesunde Lebensmittel nur noch zu bestimmten Tageszeiten gesendet werden dürfen. Täglich zwischen 17 und 22 Uhr soll künftig im Kinderprogramm überhaupt keine Werbung für Süßigkeiten oder Chips mehr erlaubt sein.

Für Ernährungswissenschaftler ist so ein Schritt längst überfällig. Ein Kind in Deutschland schaut sich demnach jeden Tag rund 15 Werbespots für Lebensmittel an, die in der Regel zu viel Zucker, Salz und Fett enthalten. Die Verführung durch die Werbeindustrie sorge manchmal sogar für Streit, berichten Eltern: Es sei doppelt schwer, Kinder zu einer gesunden Ernährung zu erziehen, wenn gleichzeitig durch die Werbung immer neue Bedürfnisse geweckt werden.

Bewussten Umgang mit Süßigkeiten fördern

Aber wie viele Süßigkeiten passen noch zu einer ausgewogenen Ernährung? Oder sollte man lieber komplett auf Zucker verzichten? Strikte Verbote seien nur schwer durchzusetzen, heißt es bei der Stiftung Kindergesundheit. Im Idealfall sollten Eltern einen bewussten Umgang mit Süßigkeiten fördern.

Das sind die goldenen Regeln der Stiftung Kindergesundheit

  • Süßigkeiten sollten nie als Belohnung, Druckmittel oder Strafe eingesetzt werden. Am besten sind sie einfach nur lecker - und haben ansonsten keine besondere emotionale Bedeutung.
  • Süßes muss zwar nicht täglich auf den Tisch kommen. Aber zu knapp sollte man seine Kinder auch nicht halten. Sonst besteht die Gefahr, dass der Reiz des Besonderen das Verlangen noch steigert.
  • Süßigkeiten gibt es nur zu den Mahlzeiten. Anschließend werden Zähne geputzt.
  • Legen Sie keine Vorräte an. Und lassen Sie Süßigkeiten nicht offen herumstehen. So schützt man Kinder davor, sich aus Langeweile oder Gedankenlosigkeit vollzustopfen.
  • Halten Sie sich auch selbst an die Regeln - wer ständig nascht, ist kein gutes Vorbild.

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