Elf Tage vor den Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen haben die Meinungsforscher von infratest dimap im Auftrag des WDR sowie des Kölner Stadt-Anzeigers, des Bonner General-Anzeigers und der Aachener Zeitung/Aachener Nachrichten die politische Stimmung in ausgewählten Städten des bevölkerungsreichsten Bundeslandes abgefragt. Darunter auch in der Landeshauptstadt Düsseldorf.
1. 89 Prozent beurteilen Lebensverhältnisse positiv
Die Lebensverhältnisse in Düsseldorf werden von den Bürgerinnen und Bürgern überwiegend positiv bewertet. 89 Prozent der Düsseldorfer äußern sich "sehr zufrieden" (30 Prozent) bzw. "zufrieden" (59 Prozent). Etwa jeder Zehnte (11 Prozent) gibt an, "weniger" oder "gar nicht zufrieden" zu sein. Damit hat sich die Lebenszufriedenheit in Düsseldorf binnen eines Jahrzehnts kaum verändert: 2009 hatten 91 Prozent die Lebensverhältnisse in Düsseldorf positiv beurteilt.
2. Sonntagsfrage OB-Wahl: SPD-Amtsinhaber und CDU-Herausforderer Kopf-an-Kopf
Am 13. September wird in Düsseldorf der Oberbürgermeister neu gewählt. Aus der letzten OB-Wahl ging SPD-Kandidat Thomas Geisel als Sieger hervor. Bei einer OB-Wahl zum jetzigen Zeitpunkt würde sich der SPD-Amtsinhaber mit dem CDU-Herausforderer Stephan Keller ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern, beide kämen derzeit jeweils auf einen Stimmenanteil von 31 Prozent. FDP-Bürgermeisterkandidatin Marie-Agnes Strack-Zimmermann könnte mit 17 Prozent rechnen, Stefan Engstfeld von den Grünen mit 14 Prozent. Auf die übrigen Kandidaten entfielen zusammen aktuell 7 Prozent.
3. Sonntagsfrage Stadtratswahl: CDU stärkste Kraft, Grüne vor der SPD
Am 13. September wird auch der Düsseldorfer Stadtrat neu gewählt. Bei einer Stadtratswahl zum jetzigen Zeitpunkt hätte die CDU 33 Prozent in Aussicht. Die SPD würde mit 20 Prozent hinter die Grünen zurückfallen, die aktuell mit 25 Prozent rechnen könnten. Die FDP käme auf 8 Prozent, die AfD auf 5 Prozent, die Linke auf 4 Prozent. Die übrigen Parteien und Wählerinitiativen in Düsseldorf erhielten zusammen 5 Prozent.
Bei der letzten Stadtratswahl erreichte die CDU 36,7 Prozent, die SPD 29,3 Prozent, während die Grünen 13,8 Prozent erzielten. Die FDP kam auf 7,0 Prozent, die Linke auf 5,2 Prozent und die AfD auf 3,0 Prozent. Alle anderen Parteien und Wählerinitiativen erzielten zusammen genommen 5,0 Prozent.
4. Wichtigstes kommunales Problem: Verkehr und Wohnen
Die Problemsicht der Bürgerinnen und Bürger in Düsseldorf variiert deutlich. So gibt es aktuell kein Thema, auf das sich die Mehrheit der Wahlberechtigten als wichtigstes städtisches Problem einigen kann. Mit Verkehrsfragen ragt im Urteil der Düsseldorfer dennoch ein Thema klar heraus. 31 Prozent sehen in ihnen derzeit das größte Problem in der Stadt. 19 Prozent stoßen sich in Düsseldorf am ehesten an steigenden Mieten und fehlendem bezahlbaren Wohnraum.
5. Städtisches Corona-Management
Gefragt nach dem wichtigsten Problem in Düsseldorf stehen die Folgen der Corona-Pandemie bei den Bürgerinnen und Bürgern derzeit nicht an erster Stelle. Dies mag auch daran liegen, dass die politische Verantwortung hierfür stärker auf der Landes- und Bundes-Ebene gesehen wird.
Für den Umgang von städtischen Behörden und Verwaltung mit der Corona-Pandemie vergeben die Düsseldorfer überwiegend gute Noten. 71 Prozent äußern sich "sehr zufrieden" (8 Prozent) bzw. "zufrieden" (63 Prozent). 24 Prozent sind "weniger" (17 Prozent) oder "gar nicht zufrieden" (7 Prozent).
6. Reaktionen der Politik
Amtsinhaber Thomas Geisel (SPD) ist von den Umfragewerten nicht überrascht. Dass es zu einer Stichwahl kommen würde, habe er erwartet. Er bleibt bei seiner Zuversicht: „Die Menschen erkennen, dass eine Oberbürgermeisterwahl eine Persönlichkeitswahl und keine Parteiwahl ist.“ Damit nimmt Geisel Bezug auf das eher bescheidene Abschneiden der SPD beim Umfragebild.
Einer seiner Herausforderer, Stephan Keller (CDU), zeigt sich von den eigenen Zahlen und denen seiner hingegen Partei beeindruckt. „Vor allem wenn man bedenkt, wie spät wir in das Rennen und die Wahl eingestiegen sind, ist es ermutigend, gleichauf mit dem Amtsinhaber zu liegen“, sagte Keller. Er sei sich aber bewusst, dass er bei allem Optimismus die Stichwahl fest einplanen müsse.
Die FDP-Kandidatin Marie-Agnes Strack-Zimmermann gibt sich beim Blick auf die Prozente betont kämpferisch. „Ich spiele auf Angriff. Und bis zur Wahl geht es mir jetzt darum, auf Kosten der anderen Anwärter noch Prozente zuzulegen“, sagte Strack-Zimmermann. Für sie besonders bemerkenswert: „Den Grünen-Kandidaten habe ich schon hinter mir gelassen.“
Der gibt sich noch entspannt. Stefan Engstfeld (Bündnis90/Die Grünen) beruft sich auf das Ergebnis der Wahlen am 13. September und nicht auf Umfragen. Aber vor allem das Umfrageergebnis seiner Partei zeige, dass die Europawahl keine Eintagsfliege sei.
Wissenswertes über Meinungsumfragen
Für diesen Städtetrend wurden gut 1.000 Wahlberechtigte telefonisch befragt. Die Sonntagsfrage zur Stadtrats- und Bürgermeister-Wahl misst aktuelle Wahlneigungen und nicht tatsächliches Wahlverhalten. Sie ermittelt einen Zwischenstand im Meinungsbildungsprozess, der erst am Wahlsonntag abgeschlossen ist. Rückschlüsse von der Sonntagsfrage auf den Wahlausgang sind damit nur bedingt möglich. Viele Wähler legen sich kurzfristig vor einer Wahl fest. Eine große Bedeutung hat zudem der Wahlkampf mit der gezielten Ansprache von unentschlossenen und taktischen Wählern. Aus methodischen Gründen sind in der Sonntagsfrage nur Parteien, Wählerinitiativen bzw. deren Kandidaten separat ausgewiesen, die aktuell mindestens einen Stimmenanteil von 3 Prozent erzielen würden.