Elf Tage vor den Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen haben die Meinungsforscher von infratest dimap im Auftrag des WDR sowie des Kölner Stadt-Anzeigers, des Bonner General-Anzeigers und der Aachener Zeitung/Aachener Nachrichten die politische Stimmung in ausgewählten Städten des bevölkerungsreichsten Bundeslandes vermessen. Die Ergebniss für Essen finden Sie hier.
1. 82 Prozent beurteilen Lebensverhältnisse positiv
Die Lebensverhältnisse in Essen werden von den Bürgerinnen und Bürgern überwiegend positiv bewertet. 82 Prozent der Essener äußern sich sehr zufrieden (20 Prozent) bzw. zufrieden (62 Prozent). 18 Prozent geben an, weniger oder gar nicht zufrieden zu sein. Damit hat sich die Lebenszufriedenheit in Essen binnen eines Jahrzehnts leicht verbessert: 2009 hatten 77 Prozent die Lebensverhältnisse in Essen positiv beurteilt.
2. CDU-Oberbürgermeister Kufen mit guten Chancen auf klaren Sieg
Am 13. September wird auch der Oberbürgermeister neu gewählt. Bei der letzten Wahl ging Thomas Kufen von der CDU als Sieger hervor. Bei einer Abstimmung zum jetzigen Zeitpunkt hätte der CDU-Amtsinhaber gute Aussichten auf einen Sieg im ersten Wahlgang. Er könnte aktuell mit einem Wähleranteil von 60 Prozent rechnen. SPD-Kandidat Oliver Kern würde 15 Prozent erzielen, Mehrdad Mostofizadeh von den Grünen 13 Prozent. Harald Parussel von der AfD käme auf 5 Prozent, Daniel Kerekeš von der Linken auf 3 Prozent. Für alle anderen Kandidaten würden zusammen 4 Prozent stimmen.
3. Deutliche SPD-Verluste, CDU vor den Grünen
Spannender wird es bei der Wahl des Stadtrats. Zum jetzigen Zeitpunkt müsste die SPD deutliche Verluste hinnehmen und hätte nur noch 19 Prozent in Aussicht. Die CDU dagegen käme auf 36 Prozent, die Grünen würden 21 Prozent erzielen. Die AfD läge aktuell bei 8 Prozent. Die Linke und das Essener Bürger Bündnis – Freie Wähler (EBB-FW) kämen jeweils auf 4 Prozent, die Liberalen auf 3 Prozent. Die übrigen Parteien und Wählerinitiativen würden derzeit zusammen 5 Prozent erzielen. Bei der letzten Wahl erreichte die SPD 34,0 Prozent, die CDU 31,5 Prozent, während die Grünen 11,2 Prozent erzielten. Die Linke kam auf 5,3 Prozent, die AfD auf 3,8 Prozent und die FDP auf 3,3 Prozent. Alle anderen Parteien und Wählerinitiativen erzielten zusammen genommen 10,9 Prozent.
4. Wichtigste kommunale Probleme: Verkehr, Schule/Kitas, Ausländerintegration
Die Sicht der Bürgerinnen und Bürger in Essen auf Probleme variiert deutlich. So gibt es aktuell kein zentrales Thema, auf das sich die Mehrheit der Wahlberechtigten als wichtigstes Problem in der Stadt einigen kann. 17 Prozent sehen in Verkehrsfragen derzeit das größte Problem in der Stadt. 14 Prozent stoßen sich in Essen am ehesten an der Situation an Kitas und Schulen, 12 Prozent thematisieren einen zu hohen Ausländeranteil bzw. Schwierigkeiten bei der Integration.
5. Viele Essener zufrieden mit Corona-Krisenmanagement der Stadt
Gefragt nach dem wichtigsten Problem in Essen stehen die Folgen der Corona-Pandemie bei den Bürgerinnen und Bürgern derzeit nicht an erster Stelle. Dies mag auch daran liegen, dass die politische Verantwortung hierfür stärker auf der Landes- und Bundes-Ebene gesehen wird. Für den Umgang von städtischen Behörden und Verwaltung mit der Corona-Pandemie vergeben die Essener überwiegend gute Noten. 68 Prozent äußern sich sehr zufrieden (11 Prozent) bzw. zufrieden (57 Prozent). Jeder Vierte (25 Prozent) ist weniger (19 Prozent) oder gar nicht zufrieden (6 Prozent).
Wissenswertes über Meinungsumfragen
Für diesen Städtetrend wurden gut 1.000 Wahlberechtigte telefonisch befragt. Die Sonntagsfrage zur Stadtrats- und Bürgermeister-Wahl misst aktuelle Wahlneigungen und nicht tatsächliches Wahlverhalten. Sie ermittelt einen Zwischenstand im Meinungsbildungsprozess, der erst am Wahlsonntag abgeschlossen ist. Rückschlüsse von der Sonntagsfrage auf den Wahlausgang sind damit nur bedingt möglich. Viele Wähler legen sich kurzfristig vor einer Wahl fest. Eine große Bedeutung hat zudem der Wahlkampf mit der gezielten Ansprache von unentschlossenen und taktischen Wählern. Aus methodischen Gründen sind in der Sonntagsfrage nur Parteien, Wählerinitiativen bzw. deren Kandidaten separat ausgewiesen, die aktuell mindestens einen Stimmenanteil von 3 Prozent erzielen würden.