Zwar hatte die Grüne OB-Kandidatin Daniela Schneckenburger bei der Kommunalwahl am 13. September rund 46.000 Dortmunder Stimmen bekommen. Doch sie schaffte es damit nur auf Platz drei - hinter den SPD-Kandidaten Thomas Westphal und den CDU-Mann Andreas Hollstein. Am Dienstagabend nun gaben die Dortmunder Grünen eine Wahlempfehlung für ihre Anhänger aus, die die SPD eine ihrer letzten Bastionen im Ruhrgebiet kosten könnte.
Nach intensiven Gesprächen mit beiden Kandidaten sprächen sie sich für Andreas Hollstein als künftigen Oberbürgermeister der Stadt Dortmund aus, erklärten die Grünen. "Wandel und Veränderung gehören zu einer modernen Großstadt", heißt es weiter.
Grüne mögen den CDU-Mann
Man sehe das gute Abschneiden von Daniela Schneckenburger im ersten Wahlgang als Auftrag, eine Empfehlung für denjenigen Kandidaten auszusprechen, der "persönlich glaubwürdig bereit ist, auf Grüne Wähler*innen zuzugehen". Mit CDU-Kandidat Hollstein habe man sich auf gemeinsame Projekte zu Themen wie Klimaschutz, Verkehr oder beim Kita-Ausbau geeinigt.
"Klingt erstmal komisch, ist aber logisch", erklärte Grünen-Landeschef Felix Banaszak dazu auf Instagram, er könne die Empfehlung "voll unterstützen". Die SPD habe den Grünen vorab "im Kern angeboten, gemeinsam das SPD-Programm umzusetzen". CDU-Kandidat Hollstein dagegen habe "erkannt, wohin die Reise gehen muss". Inhaltlich sei man sich bei Themen wie Flughafen, Radverkehr oder sozialen Belangen einig.
Schwarzer Move der Grünen in Mülheim
Auch in Mülheim an der Ruhr, wo die Grünen ihre Position im Rat zwar auf 13 Stadtverordnete steigern konnten, ihr OB Kandidat aber nur auf den dritten Platz kam, zeichnet sich eine grün-schwarze Kuschelpartie ab - unter kuriosem Geplänkel: Zwar erklärten die Grünen explizit, dass sie keine Empfehlung für die Stichwahl geben wollen - taten das indirekt aber doch.
Auf Facebook schrieb die Fraktion an ihre Anhänger, dass die Mülheimer Grünen das Wahlergebnis von 23,4 Prozent für die CDU als klaren Auftrag sähen, "die nächsten fünf Jahre aktiv die Stadt mit zu gestalten". Dazu bräuchten sie aber eine Ratsmehrheit. CDU-Kandidat Buchholz lag im ersten Wahlgang mit 0,1 Prozent oder 94 Stimmen vor der SPD-Kandidatin Griefhahn. Dann folgt der bemerkenswerte Satz: "Allen drei Parteien war klar, dass es machtpolitisch nur eine Konstellation geben kann, in der es zu einer Mehrheit kommt: Grüne + CDU mit Marc Buchholz als OB! Wenn das gewollt ist, wissen die Wähler*innen, wo sie ihr Kreuz machen."
Münster SPD empfiehlt Grünen als OB
Im seit Jahrzehnten schwarz regierten Münster könnte es durch die Wahlempfehlung der SPD für den Kandidaten der Grünen, Peter Todeskino, zu einem Wechsel an der Stadtspitze kommen. Amtsinhaber Markus Lewe (CDU) war bei der Kommunalwahl auf 44,5 Prozent gekommen, sein Herausforderer Todeskino auf 28,4 Prozent. Der SPD Kandidat erhielt nur 16,3 Prozent.
Am Mittwoch gab die SPD Münster bekannt, sie werde den Grünen Kandidaten unterstützen. Man sehe "viele inhaltliche Gemeinsamkeiten" mit den Zielen Todekinos, unter anderem das 1-Euro-Ticket für Bus und Bahn. Ziel sei eine "progressive Politik in neuen Mehrheiten im Rat".
Immerhin gut 30 Prozent der Münsteraner hatten die Grünen gewählt, 17,6 Prozent die SPD. Beide Lager gemeinsam könnten tatsächlich eine "neue Mehrheit" auch für das Amt des Oberbürgermeisters bewirken.
Düsseldorfer Grüne: keine Empfehlung
In Düsseldorf, wo der Grüne OB Kandidat Stefan Engstfeld gescheitert war, wollen die Grünen keine Wahlempfehlung für die Stichwahl geben. Dort treten Amtsinhaber Thomas Geisel (SPD, 26,3 Prozent der Stimmen) und CDU-Mann Stephan Keller (34,2 Prozent) gegeneinander an. Man habe intensiv über eine Empfehlung debattiert, berichtet Parteisprecherin Paula Elsholz - doch dann mit großer Mehrheit dagegen entschieden. Dennoch wird es am Stichwahl-Sonntag spannend.
Die Grünen werden sich mit 24 Prozent der Wählerstimmen als nun zweitstärkste Kraft im Düsseldorfer Stadtrat demnächst deutlicher behaupten als bisher. Nach der Stichwahl, sagt Elsholz, wolle man zumindest Sondierungsgespräche "mit den demokratischen Parteien" im Rat führen.
Redaktioneller Hinweis: In einer früheren Version dieses Beitrags hatten wir berichtet, die Entscheidung der Düsseldorfer Grünen gegen eine Wahlempfehlung in der Stichwahl sei mit nur knapper Mehrheit gefallen. Diese Information war nicht richtig und wurde daher korrigiert. Wir bitten, dies zu entschuldigen.