Mini Van als "Kraftraumshuttle"

ÖPNV-Angebot "Kaftraumshuttle" startet in Bergheim

Stand: 01.11.2024, 13:00 Uhr

In Bergheim ist am Freitag ein von Bund und Land gefördertes Modellprojekt gestartet, das den öffentlichen Nahverkehr in der Stadt einfacher und bequemer machen soll. Dabei handelt es sich um einen Shuttledienst, der online gebucht werden kann, wenn kein Bus oder Zug zur Verfügung steht.

Von Stephan Pesch

Es ist früher Nachmittag. Vor dem Aachener Tor, dem Wahrzeichen der Stadt Bergheim, hat sich um einen Mini-Van eine kleine Menschentraube gebildet. Der Mini-Van ist das erste so genannte "Kraftraumshuttle", das in Bergheim den Öffentlichen Nahverkehr ergänzen soll.

Mitarbeiter der Stadt und der Rhein-Erft-Verkehrsgesellschaft erklären allen Neugierigen, wie das mit dem Shuttledienst funktionieren soll. Der elektrische Mini-Van soll den ÖPNV im eher ländlich geprägten Bergheimer Stadtgebiet attraktiver machen und dort Lücken schließen, wo der Bus nur ein oder zweimal am Tag fährt und die Wege zur nächsten Haltestelle weit sind.

On Demand Verkehr a´la Carte

Zum Start des Modellprojekts werden erst einmal zwei Shuttle ihren Dienst aufnehmen. Gefahren werden die E-Vans von Mitarbeitern eines Unternehmens, das in Bergheim bislang für den Betrieb des Anruf-Sammeltaxis verantwortlich war. Ein Service, der bundesweit in vielen Städten angeboten wird. 

Ein Anruf-Sammeltaxi ist im Prinzip eine Kreuzung zwischen Taxi und Bus. Wie bei Bussen und Bahnen üblich, verkehrt das Anruf-Sammeltaxi nach einem festen Fahrplan. Es gibt festgelegte Haltestellen und es kann mit regulären Fahrkarten genutzt werden.

On-Demand Verkehr startet in Bergheim

WDR Studios NRW 01.11.2024 00:30 Min. Verfügbar bis 01.11.2026 WDR Online


Flexible Buchung, fester Preis

Der Bergheimer Shuttledienst erweitert diesen Service. Die elektrischen Mini-Van können flexibel und auf Wunsch gebucht werden, sagt Sabine Fusshoeler-Kleinert von der Rhein-Erft-Verkehrsgesellschaft (REVG). Die Fahrgäste kommen dann zu einem festen Preis an ihr Ziel oder an eine Haltestelle für Bus und Bahn in Bergheim.

Das Modellprojekt soll Lücken im ÖPNV-Netz schließen

Das Modellprojekt soll Lücken im ÖPNV-Netz schließen

Angefahren werden aber auch die Bahnhöfe im benachbarten Pulheim-Stommeln, Köln-Weiden West und Kerpen-Horrem. Der größte Unterschied zum Anruf-Sammeltaxi ist jedoch das System im Hintergrund. Denn statt Menschen arbeitet hier nur noch eine Software.

Shuttle als Teil der Reisekette

Jede gebuchte Route der neuartigen Shuttle wird in Bergheim völlig automatisiert von einem intelligenten Hintergrundsystem berechnet, erklärt Sabine Fusshoeller-Kleinert von der REVG. Wobei die Software auf ein so genanntes "Ridepooling" programmiert ist. Fahrten sollen dadurch sinnvoll zusammengelegt werden, um Betriebskosten zu senken und um Touren ohne Gäste zu vermeiden.

Zum Start des Modellprojekts erfolgt die Buchung des Kraftraum-Shuttles Bergheim noch über die eigene App der kreiseigenen Rhein-Erft-Verkehrsgesellschaft. Die App lotst dann die Fahrgäste zu einem der virtuellen Haltepunkte, die von den Shuttle angefahren werden und die eine höhere Abdeckung haben als reguläre Bushaltestellen. 

Das "Kraftraumshuttle" wird per App gebucht

Das "Kraftraumshuttle" wird per App gebucht

Voraussichtlich Anfang 2025 erfolgt die vollständige Integration des On-Demand-Verkehrs auch in die Auskunftsapp des Verkehrsverbunds Rhein-Sieg (VRS). Dann können Start- und Zielort angegeben werden und die App zeigt den Shuttledienst dann als Teil der Reisekette - das sei in NRW bislang einmalig, heißt es.

Strukturwandelprojekt "Kraftraum Shuttle"

Der neue Shuttledienst ist ein Gemeinschaftsprojekt der Stadt Bergheim, der Rhein-Erft-Verkehrsgesellschaft und des Verkehrsverbunds Rhein-Sieg Gemeinsam investieren sie für das neue ÖPNV-Angebot etwa 450.000 Euro. Den Löwenanteil übernehmen Bund und Land mit rund 8 Millionen Euro. Das Geld kommt aus dem Fördertopf für den Strukturwandel im Rheinischen Braunkohlerevier.

Für drei Jahre ist die Finanzierung des Kraftraum-Shuttles gesichert. Bergheim, REVG und VRS hoffen aber, dass schon bald Nachbarkommunen einsteigen werden. Auch mit großen Unternehmen im Rheinischen Revier ist man bereits im Gespräch, so die Stadt Bergheim.

Unsere Quellen: 

  • Stadt Bergheim
  • Rhein-Erft-Verkehrsgesellschaft (REVG)
  • Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS)