Warum die SPD glaubt, dass viel mehr Unterricht ausfällt als bekannt ist
Stand: 28.08.2023, 12:24 Uhr
6.700 Lehrkräfte fehlen aktuell in NRW. Viele Schulen können nicht die vorgegebene Anzahl von Unterrichtsstunden erteilen. Die SPD im Landtag glaubt, die ganze Wahrheit werde verschleiert.
Von Martina Koch
Einmal pro Woche müssen die Schulen in NRW den Unterrichtsausfall an das Schulministerium melden. Dabei wird unterschieden zwischen "ersatzlosem Ausfall", "Vertretungsunterricht" oder dem so genannten "Eigenverantwortlichen Arbeiten" (EVA) in der Oberstufe. Während der Pandemie hatte das Schulministerium diese Erhebung ausgesetzt, um die Schulen zu entlasten. Seit Beginn des Schuljahres wurde die Meldepflicht wieder eingeführt.
Schulministerin Dorothee Feller (CDU) will die Wahrheit wissen
Um einen umfassenden Überblick über das Schulsystem im Land zu bekommen, sei es von größter Bedeutung zu wissen, wie viel und aus welchen Gründen Unterricht ausfällt, das hatte Ministerin Feller bei der Wiedereinführung der Erhebung erklärt. Deshalb muss jede Schule zusätzlich für zwei Wochen im Laufe des Jahres an einer Detailerhebung teilnehmen. Damit sollen die Gründe für den Unterrichtsausfall und die Vertretungsmaßnahmen aufgeklärt werden.
SPD-Landtagsfraktion befürchtet eine geschönte Statistik
Mit der Erhebung wird allerdings nur ein Teil des Unterrichtsausfalls erfasst. Nicht dabei sind die Stunden, die Schulen von vornherein aus der Stundentafel streichen müssen, weil die Lehrkräfte dafür fehlen. Doch genau diese Stunden machen oft den Großteil des Unterrichtsausfalls an einer Schule aus. In manchen Schulen sind es deutlich mehr als 100 pro Woche.
Ein Beispiel ist die Gesamtschule Gelsenkirchen-Ückendorf. Regulär müssten dort eigentlich 1.600 Stunden Unterricht pro Woche stattfinden. Doch 200 Stunden fallen von Beginn an weg - wegen fehlender Lehrer. In der Unterrichtsausfall-Statistik des Landes werden solche Stunden aber nicht ausgewiesen.
Schulpolitische Sprecherin Dilek Engin (SPD)
Dilek Engin, schulpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, möchte nun erfahren, warum die Landesregierung das nicht wissen will. Deshalb stellt Engin jetzt eine kleine Anfrage Im Landtag. Darin wird die Landesregierung aufgefordert, detailliert aufzulisten, welche Schulen wie viele Stunden aus der Stundentafel zum laufenden Schuljahr streichen musste.
Die Landesregierung hat nun vier Wochen lang Zeit, die Kleine Anfrage zu beantworten. Die Ermittelten Zahlen könnten für größere Diskussionen sorgen.
Über das Thema berichten wir am 28.08.23 u.a. in WDR aktuell im WDR Fernsehen und in den Nachrichten des WDR Hörfunks.