Ein Programm, das innerhalb von Sekunden die lästigen Hausaufgaben erledigt - für Generationen von Schülerinnen und Schüler wäre das ein Traum gewesen. Doch heutzutage erscheint genau das machbar. Denn dank Künstlicher Intelligenz (KI) ist es inzwischen möglich, sich Gedichtanalysen, Matheaufgaben oder ganze Aufsätze machen zu lassen. Die Chatbot-Software ChatGPT zeigt, wie massentauglich die Technik schon ist und wie nahezu unbegrenzt die Möglichkeiten erscheinen.
Allerdings stellt sich die Frage, wie an den Schulen mit ChatGPT und anderen vergleichbaren Angeboten umgegangen werden soll: Sind sie eine Gefahr oder eher eine Chance? Das NRW-Schulministerium hat sich bislang mit einer Bewertung zurückgehalten. Noch Mitte Januar sagte Ministerin Dorothee Feller (CDU) dem WDR, dass ihr Haus jetzt Hausaufgaben zu erledigen habe.
Leitfaden für ChatGPT an Schulen
Nun herrscht etwas mehr Klarheit für den Umgang mit ChatGPT und Co. Am Donnerstag hat das NRW-Schulministerium einen Leitfaden veröffentlicht. Der macht klar, dass KI-Texte Risiken bergen, aber auch Chancen bieten. "Beide Perspektiven sind in den Blick zu nehmen. Wir möchten Sie daher bitten, sich offen und konstruktiv mit den neuen Möglichkeiten auseinanderzusetzen und diese im Unterricht zu thematisieren."
Falschaussagen erkennen und Quellen nennen
So wird zum Beispiel darauf hingewiesen, dass die Texte Falschaussagen enthalten oder Vorurteile weitertragen können. "Die produzierten Inhalte dürfen also nicht unreflektiert übernommen, sondern müssen von den Lernenden kontrolliert werden", steht in dem Papier. Das Thema "Fehlinformation" müsse Teil des Unterrichts sein und den Schülern bewusst gemacht werden, dass die generierten Texte auch fehlerhaft sein können.
Außerdem wird darauf hingewiesen, dass Schülerinnen und Schüler ChatGPT oder andere Tools als Quelle angeben müssen, wenn sie diese nutzen. "Auch wenn es sich nicht um Plagiate im eigentlichen Sinne handelt, handelt es sich bei Nichtangabe, dass der Text oder Teile aus diesem mithilfe einer KI erzeugt wurden, um eine Täuschung über die Autorenschaft." Wurde im Vorfeld darauf hingewiesen, dass keine Künstliche Intelligenz verwendet werden darf, handele es sich um einen Täuschungsversuch. "Um solche sowohl für Schülerinnen und Schüler als auch für Lehrkräfte belastende Situationen zu vermeiden, sollten die Aufgaben bereits präventiv möglichst so gestellt werden, dass sie nicht ausschließlich mit Hilfe von KI erledigt werden können", empfiehlt der Leitfaden.
Kein Verbot geplant
Doch das Schulministerium geht auch auf die positiven Aspekte ein. So gehöre es im Sinne des Bildungs- und Erziehungsauftrags von Schule dazu, Schüler im Unterricht mit Künstlicher Intelligenz vertraut zu machen und zu erfahren, welche Potentiale damit verbunden sein können. Im Unterricht könne es darum gehen, wie ein KI-Textgenerator funktioniert, welche gesellschaftlichen Auswirkungen er haben wird und wofür er genutzt werden kann.
Die Schulministerin stellt in dem Zusammenhang noch einmal klar: "Ein generelles Verbot, KI-Anwendungen zu nutzen, steht nicht zur Debatte. Wir müssen unsere Schülerinnen und Schülern für die Zukunft fit machen." Für Lehrerinnen und Lehrer soll es digitale Schulungen zum Thema geben.
Für all das gibt es Lob von der SPD-Opposition. Allerdings heißt es auch: Hätte man alles viel früher machen müssen. Noch zu Jahresbeginn habe das Ministerium gesagt, es sei kein Leitfaden geplant.