NRW: Wie viele Sozialwohnungen fehlen?

Stand: 19.01.2024, 14:31 Uhr

In NRW fehlen über 430.000 Sozialwohnungen - schätzt der Mieterbund NRW. Eine Erhebung im Auftrag des Deutschen Mieterbundes kam Anfang der Woche zu einer wesentlich niedrigeren Zahl. Demnach fehlen nur 4.175 Sozialwohnungen. 

Von Wolfgang Otto

Der Grund: In der Studie wurde der vergleichsweise große Alt-Bestand an Sozialwohnungen in NRW sehr stark gewichtet. So kam man zu einem niedrigeren Fehlbetrag als in anderen Bundesländern.

Daniel Zimmermann, Geschäftsführer des Mieterbundes NRW, erklärt die Ergebnisse heute gegenüber dem WDR mit methodischen Besonderheiten der bundesweiten Untersuchung. Eine Bündnis aus Deutschem Mieterbund, Baugewerkschaft sowie Sozial- und Branchenverbänden hatte das Prestel-Institut mit dem Gutachten beauftragt. Ergebnis: In NRW fehlen nur 4.175 Sozialwohnungen, viel weniger als in anderen Bundesländern.

Mieterbund NRW: Zahlen sind irreführend

Diese Zahl hält der Mieterbund in NRW für irreführend. Im Gutachten sei man von der "extrem konservativen" Annahme ausgegangen, dass deutschlandweit 2 Millionen Sozialwohnung fehlten, erklärt Zimmermann. Heruntergerechnet auf die einzelnen Bundesländer sei dann dieser extrem niedrige Fehlbetrag herausgekommen. "Und weil NRW traditionell mehr Sozialwohnungen hat als andere Bundesländer wurde hier auch ein geringerer Mangel festgestellt."

Der NRW-Mieterbund rechnet anders. Zimmermann: "Ausgangspunkt muss der Bestand an Sozialwohnungen zur Jahrtausendwende sein." Damals gab es rund eine Million öffentlich geförderter Mietwohnungen in NRW. Zum Vergleich: Derzeit befinden sich hierzulande noch 434.000 Wohnungen in der sozialen Mietpreisbindung.

Zimmermann ist sich auch sicher, dass mit einer anderen Fragestellung und weiteren Bezugsgrößen die Pestel-Forscher zu einem höheren Fehlbetrag für NRW kommen würden. In die Schätzung müsste die Zahl der Menschen mit Wohnberechtigungsschein sowie der Wohngeld- und Grundsicherungs-Empfänger einbezogen werden, die in NRW vergleichsweise hoch liegen.

Mieterbund NRW stellt Forderungen an Landesregierung

Der Mieterbund NRW forderte heute die Landesregierung dazu auf, mehr für den sozialen Wohnungsbau zu tun. "Wir benötigen dringend eine Offensive für bezahlbares Wohnen", sagte Hans-Jochem Witzke, der Vorsitzende des Mieterbundes NRW. Die schlechten Erfahrungen der letzten Jahre habe gezeigt, dass bezahlbarer Wohnraum fast nur mit städtischen oder gemeinwohlorientierten Akteuren realisiert werden könne.

Mehr Engagement der Landesregierung fordert Witzke auch beim Schutz von Mietern und Mieterinnen vor Wohnpreis-Steigerungen. Der konkrete Vorschlag: Ein auf sechs Jahre befristeter Mietenstopp in NRW.

NRW-Bauministerin Scharrenbach: Mieterschutz ist ausreichend

Stattdessen habe Bauministerin Ina Scharrenbach (CDU) die Gebiete, in denen ein verschärfter Mieterschutz gilt, in den vergangenen Jahren sogar reduziert, kritisiert Witzke. Bisher hat sich Bauministerin Scharrenbach gegenüber solchen Vorschlägen immer skeptisch oder offen ablehnend geäußert. Sie warnt vor einem "Bürokratiemonster" beim Aufbau staatlicher Wohnungsbaugesellschaften. Den Mieterschutz hält sie für ausreichend. 

Zu wenig Sozialwohnungen und überteuerter Wohnungsmarkt WDR 5 Morgenecho - Medienschau 17.01.2024 04:37 Min. Verfügbar bis 16.01.2025 WDR 5

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