Felix Banaszak aus Duisburg will Bundesvorsitzender der Grünen werden. Das kündigte der 34-jährige Bundestagsabgeordnete am Freitag an. Banaszak war von 2018 bis 2022 Landesvorsitzender der Grünen in Nordrhein-Westfalen - er bildete eine Doppelspitze mit Mona Neubaur, die mittlerweile Landeswirtschaftsministerin ist.
"Dieses Land braucht eine politische Kraft, die an die Solidarität und Gerechtigkeit glaubt", so Banaszak. Dafür wolle er kämpfen. Ein Jahr vor der Bundestagswahl müssten sich die Grünen "an die Arbeit machen".
Banaszak wird dem linken Parteiflügel zugerechnet. Er gilt als kommunikativ, kompromissfähig und koalitionspolitisch flexibel. Der Duisburger sei "auf allen Ebenen der Partei bestens vernetzt", schrieb die "taz" über ihn.
In der Grünen-Bundestagsfraktion ist er für die Themen Energiewirtschaft und Industriepolitik zuständig. Auch weil er Duisburger ist, setzt er sich politisch dafür ein, die Stahlwerke von Thyssenkrupp auf klimaneutralen Wasserstoff umzustellen.
Schwarz-Grün auch im Bund?
An Journalisten schreibt er regelmäßig einen E-Mail-Newsletter, in dem er launig zum Beispiel über CDU-Chef Friedrich Merz schreibt: "Friedrich Merz ist weder der Messias, für den ihn die Philipp Amthors dieses Landes halten, noch der Lord Voldemort der deutschen Politik." Merz wirke wie die "fleischgewordene Bonner Republik", stehe für "die Konzepte der 1990er Jahre".
Schwarz-Grün schließt Banaszak dennoch keineswegs aus - ganz im Gegensatz zu Markus Söder. Als Co-Landesvorsitzender in NRW hatte Banaszak 2022 die Verhandlungen mit der CDU zur Bildung der schwarz-grünen Landesregierung in Düsseldorf mitgestaltet.
In seine bisherigen Positionen bei den Grünen kam der verheiratete Vater einer Tochter eher als Außenseiter, heißt es von Parteikennern. Nun aber scheint Banaszak mit anderen ein Personalpaket hinter den Kulissen geschnürt zu haben - mit sich selbst an der Doppelspitze.
Neben Banaszak will auch Franziska Brantner aus Heidelberg für die Doppelspitze bei den Grünen kandidieren. "Ich bewerbe mich als Eure Bundesvorsitzende", schrieb Brantner kurz und knapp bei Instagram. Sie gilt als Vertraute von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und ist parlamentarische Staatssekretärin in seinem Ministerium.
Neue "Team-Aufstellung" geplant
Brantner und Banaszak kündigten ihre Kandidatur am Freitag gemeinsam in Berlin an. "Weil Politik immer Teamarbeit ist, wird das nur in einem breit getragenen Team funktionieren", sagte Banaszak. Er freue sich, dass Vizefraktionschef Andreas Audretsch bereit sei, die Leitung des Bundestagswahlkampfes zu übernehmen. Man habe über diese "Team-Aufstellung" auch mit Robert Habeck gesprochen.
Offen ist aber, ob es beim anstehenden Bundesparteitag nicht doch noch Gegenkandidaturen für die Parteispitze gibt. Habeck, der immer mehr in eine Joschka-Fischer-ähnliche Rolle als heimlicher Vorsitzender der Grünen rückt, bezeichnete die Kandidaturen von Brantner und Banaszak als "starkes Signal für einen Neustart".
Grünen-Spitze zieht sich zurück
Am Mittwoch hatte der komplette Bundesvorstand der Partei mit den Co-Vorsitzenden Omid Nouripour und Ricarda Lang an der Spitze seinen Rücktritt für Mitte November angekündigt.
Die Parteispitze zog damit die Konsequenz aus den Misserfolgen der Grünen bei den jüngsten Wahlen. Auf dem für Mitte November geplanten regulären Bundesparteitag in Wiesbaden soll der neue Vorstand gewählt werden.
Unsere Quellen:
- mit Material der Nachrichtenagenturen dpa, Reuters und AFP