Der Fachkräftemangel zeigt sich nicht erst seit der Pandemie auch in NRWs Kindertagesstätten. Immer wieder müssen Einrichtungen Gruppen für einige Tage zusammenlegen, die Öffnungszeiten kürzen oder Eltern bitten, ihre Kinder lieber zu hause zu betreuen. Mal, weil gleich mehrere Erzieherinnen krank sind. Mal, weil sich für freie Stellen einfach keine Bewerber finden.
Zehntausende unbesetzte Stellen
Wie viele Mitarbeiter in den nordrhein-westfälischen Kitas genau fehlen, lässt sich schwer sagen. Eine Studie der Bertelsmann-Stiftung spricht von rund 24.000 offenen Stellen. Um mehr Informationen zu bekommen, will NRWs Familienministerin Josefine Paul jetzt selbst erheben lassen, wo genau in NRW wie viele Mitarbeiter fehlen. Mit diesen Daten will das Land genauer gegensteuern können - und dann zum Beispiel gezielt dort für zusätzliche Ausbildungsplätze sorgen, wo besonders viele Stellen unbesetzt sind.
Insgesamt 900 neue Lehrstellen sollen nach dem Willen der Ministerin zum Beginn des neuen Kita-Jahres im August 2023 entstehen. Auf ihnen sollen Kinderpfleger ausgebildet werden. Die lernen – anders als bei Erzieherinnen - nur zwei Jahre, in der Zeit werden Praxis in der Kita und Theorie am Berufskolleg kombiniert. Kinderpflege-Azubis kommen also schneller in den Kitas an als Erzieher, dafür dürfen sie aber später nicht alle Aufgaben übernehmen, für die Erzieherinnen qualifiziert sind.
Mehr Werbung, mehr Flexibilität
Neben den zusätzlichen Lehrstellen soll es auch langfristig eine flexiblere Personalplanung geben, unter anderem durch mehr multiprofessionelle Teams, zum Beispiel mit Physiotherapeutinnen oder Sportpädagogen. Das Ministerium will außerdem das Projekt der Integrationsbegleiterinnen auf ganz NRW ausweiten. Sie sollen in den Kitas vor allem Familien aus Zuwanderer-Familien gezielt unterstützen.
Gleichzeitig plant das NRW-Familienministerium auch mehr Werbung für Jobs in der Kinderbetreuung: Neben einer landesweiten Imagekampagne sollen gezielt auch Studierende angesprochen werden. Ministerin Josefine Paul möchte außerdem mehr so genannte FSJler in die Kitas holen. Bereits heute leisten laut Ministerium rund 10.000 junge Menschen in NRW ein freiwilliges soziales Jahr (FSJ), darunter auch einige in der Kinderbetreuung. Das soll nach dem Wunsch der Ministerin ausgebaut werden. Und, wie im Bereich Schule, hofft das Land auch bei den Kitas auf mehr Quer- und Seiteneinsteiger.