Kommentar: Die Bundestagswahl hebt NRW aus den Angeln

Stand: 24.02.2025, 14:11 Uhr

Nach der Bundestagswahl muss sich auch das politische NRW neu sortieren. Inhaltlich wie personell. Das kann spannend werden.

Von Christoph Ullrich

Eigentlich könnte man sich in der NRW-Politik jetzt zurücklehnen. War doch alles halb so wild, hört man auf den Fluren des Landtags. Dann halt jetzt Schwarz-Rot im Bund, das kennt man im partnerschaftlichen Miteinander zwischen Düsseldorf und Berlin. Und ja, schade irgendwie mal wieder um die FDP.

Aber das Wörtchen eigentlich sagt es schon aus: Im Grunde hat die Bundestagswahl die gesamte Architektur des politischen NRW-Konsens gehörig aus den Angeln gehoben.

Das schwarz-grüne Rollenmodell ist Geschichte

Da ist eine NRW-CDU, die sich sicher mehr versprochen hat als diese 28,5 Prozent. Einige in der Partei hatten Wochen vorher schon Sorge, Merz treibe die Partei auf 25 Prozent und damit Ministerpräsident Hendrik Wüst in so etwas wie eine Ersatz-Kanzlerschaft für ein schwieriges Bündnis mit SPD und Grünen. 

Wüst muss in NRW bleiben. So sehr das die Partei hier beruhigt, so schwierig wird es für seine Koalition. Schwarz-Grün sollte die Blaupause für den Bund werden. Am Ende jedoch sind Grüne und Union im Bund auf anderen Planeten unterwegs und das Düsseldorfer Bündnis dürfte den künftigen Kanzler Merz nicht zwingend das Liebste aus den Bundesländern sein. Vor allem die Grünen stehen deshalb vor einer schwer lösbaren Herausforderung: Wie mit Wüst am Rhein regieren, wenn von der Spree der Kanzler Merz einen dauernd attackiert?

Landtagsfraktionen von SPD und FDP gewinnen an Bedeutung

Ähnlich herausfordernd ist die Lage für die FDP. Die Fraktion im Landtag ist mal wieder die größte parlamentarische Basis, die man noch so hat. Darum wird sich das künftige Spitzenpersonal - wahrscheinlich auch aus NRW - um die Landtags-FDP versammeln müssen.

Und dann ist da noch die ehemalige NRW-Staatspartei, wie Spötter sie gerne mal nennen. Die SPD ist zerrieben zwischen AfD und Linken, die in ihren Kernregionen wie dem Ruhrgebiet wildern. Die Partei sollte von der Linken lernen, wie man mit den Leuten wieder in Kontakt kommt.

Es braucht dafür eine personelle und inhaltliche Erneuerung - der Fraktion im Landtag um deren Chef Jochen Ott wird dabei eine Schlüsselrolle zukommen. Er hat aktuell nämlich keinen Druck, mit Friedrich Merz eine Koalition auszuhandeln und sich dabei vorrangig um Posten und Kompromisse zu kümmern. 

Diesen Kommentar senden wir auch im Hörfunk: WDR 5 Morgenecho am 25.02.2026 ab 06:00 Uhr.