Günstig, zugänglich, legal - das charakterisiert die populäre Partydroge Lachgas. Kartuschen und Luftballons zum Inhalieren können wie Süßigkeiten in Kiosken gekauft werden. Es gibt sogar Dienstleister, die es auf Bestellung vorbeibringen und Warenautomaten für die Rundumversorgung. Die Wirkung von Lachgas dauert teilweise nur wenige Sekunden - im Gegensatz zu den Nebenwirkungen, die den Körper massiv schädigen können.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) wird nun tätig und will den Verkauf von Lachgas an Minderjährige verbieten. Aus Regierungskreisen erfuhr das ARD-Hauptstadtstudio, dass jetzt ein entsprechender Gesetzentwurf vorliegt. Die "Rheinische Post" hatte Details aus dem Entwurf berichtet.
NRW-Gesundheitsministerium möchte einbezogen werden
Eine gesetzliche Lachgasregelung wurde von der NRW-Landesregierung im Grundsatz bereits im Mai unterstützt. Auf Nachfrage des WDR verweist das Ministerium auf einen Entschluss des Bundesrats im Mai. Dieser hatte die Bundesregierung aufgefordert, geeignete rechtliche Rahmenbedingungen zu schaffen, um den Verkauf von Lachgas, insbesondere an Kinder und Jugendliche, einzuschränken. Auch Nordrhein-Westfalen hatte für diesen Entschluss gestimmt.
"Es wäre daher begrüßenswert, wenn der Bund diesem Entschluss der Länder folgen und die Länder bei der Erarbeitung der Gesetzgebung mit einbeziehen würde", hieß es nun aus dem Ministerium. Im Detail könne man sich jedoch noch nicht zum konkreten Gesetzentwurf äußern, er liege dem Ministerium noch nicht vor.
So soll das Verbot aussehen
Aber der Rheinischen Post liegt der Entwurf vor. Die Zeitung berichtet, dass das Gesetz zu sogenannten psychoaktiven Stoffen geändert werden soll. Geplant sei, künftig Herstellung, Handel, Erwerb und Besitz von Lachgas zu verbieten. Weil Lachgas aber auch andere Verwendungen findet - unter anderem als Narkosemittel in Zahnarztpraxen oder in Sprühsahne - soll es Ausnahmen geben.
Und zwar für die industrielle, gewerbliche oder wissenschaftliche Nutzung als "anerkannte Verwendung", solange ein Missbrauch des Stoffes als Rauschmittel ausgeschlossen werden könne. Aber um insbesondere Kinder und Jugendliche zu schützen, ist für Minderjährige ein grundsätzliches Verkaufs- und Besitzverbot vorgesehen.
Nach der Sommerpause soll das Gesetz in den Bundestag eingebracht werden, es könnte noch in diesem Jahr in Kraft treten.
Die Wirkung und die Gefahren
Lachgas ist ein Sauerstoff-Stickstoff-Gemisch, das für einen kurzen Zeitraum - zwischen einigen Sekunden und wenigen Minuten - ein Rauschgefühl erzeugt. Man verliert das Gefühl für Raum und Zeit. Ein junger Konsument erklärte im WDR-Magazin Westpol: "Du inhalierst das so fünf-, sechsmal und dann brummt dein Schädel einfach nur ganz brutal. Das fühlt sich an, als wärst du maximal besoffen im ersten Moment."
Chefarzt Volker Limmroth, Neurologe am Krankenhaus Köln-Merheim, kennt die Schattenseiten des Konsums. Er schildert den Fall eines Patienten, der von Angehörigen mit massiven Nervenschädigungen in die Notaufnahme gebracht worden war und nicht mehr richtig gehen, die Beine kaum heben konnte. Lachgas hatte bei ihm die Aufnahme des lebenswichtigen Vitamins B12 blockiert und das Rückenmark geschädigt.
Breites Bündnis für Verbot
Drogenberatungsstellen sowie Medizinerinnen und Mediziner warnen vor der Gefahr der vermeintlich harmlosen Droge und fordern die Politik zum Handeln auf. So hatte Ende April in Wuppertal ein breites Parteienbündnis im Rat eine Resolution beschlossen und sich an das Bundesfamilienministerium gewandt. Lachgas soll als Droge im Jugendschutzgesetz verankert werden.
Polizei warnt vor Lachgas im Straßenverkehr
Immer wieder fallen der Polizei in NRW insbesondere junge Menschen auf, die unter Lachgas-Konsum Auto fahren. Darum warnte die Polizei Dortmund im März eindringlich vor der unterschätzten Gefahr. Der Lachgas-Konsum am Steuer sei "auf dem Vormarsch – und sehr gefährlich". Der Leiter der Verkehrsdirektion der Polizei Dortmund, Ralf Ziegler, sagte: "Rauschzustände am Steuer gefährden das eigene Leben und das Leben unbeteiligter Menschen" und kündigte an, rigoros dagegen vorzugehen und den gesetzlich möglichen Rahmen auszuschöpfen.
Der Führerschein sei beispielsweise in Gefahr, wenn Menschen mit glasigen Augen oder Ausfallerscheinungen hinterm Steuer sitzen. Auch in der Raser-, Poser- und Tuningszene werde Lachgas konsumiert, dazu gebe es entsprechende Videos aus Dortmund. Bei Verkehrskontrollen finde man immer wieder Lachgas-Kartuschen im Fußraum. Es drohen hohe Bußgelder, so die Polizei.
Übrigens: In Großbritannien ist der Besitz von Lachgas seit Ende 2023 verboten. Lachgas ist hier, ebenso wie in den Niederlanden, als Droge eingestuft. Auch in der Schweiz und Dänemark gibt es strenge Vorgaben.