Im Herzen ist er ein "Roter", ein richtiger. Allerdings nicht politisch. Markus Wagner ist Fan des FC Bayern München. Und in der bayerischen Landeshauptstadt sind "die Roten" nun einmal die Fans des deutschen Fußball-Rekordmeisters. In Bayern ist der 58-Jährige aufgewachsen. "1973 war ich das erste Mal im Olympiastadion. Und dann geht das in die DNA über", sagt er in einem WDR-Interview.
Da Wagner vor längerer Zeit in Ostwestfalen gelandet ist, wo er seit knapp 30 Jahren eine Einrichtung für chronisch psychisch Kranke betreibt, hält er es auch mit Arminia Bielefeld. Warum Fußball in diesem Kontext so wichtig ist? Zum einen ist sein Adoptivsohn ein ganz passabler Fußballer, bei dem er mitfiebert. Und zum anderen findet Wagner, dass Fußball die Isolation der AfD durchbricht.
Im Landtag gibt es einen "Cordon sanitaire", einen Sperrgürtel rund um die AfD. CDU, SPD, Grüne und FDP haben sich auf eine strikte Ächtung der AfD geeinigt.
Über den Fußball aus der AfD-Ächtung
Es gibt keinerlei Zusammenarbeit, keine gemeinsamen Anträge mit der Partei. Die persönliche Ebene der Abgeordneten aus der anderen Parteien mit denen der AfD beschränkt sich offiziell auf reine Höflichkeitsformeln. Man sagt sich "Guten Tag" und "Tschüss" - das war's. Beim Thema Fußball ist das allerdings schwer durchzuhalten, man ist schließlich in NRW.
"Der Fußball verbindet. Und über ihn bin ich auch mit anderen Kollegen aus anderen Fraktionen - aus der SPD, aus der CDU, durchaus ins Gespräch gekommen", erklärt Wagner. Der Sport ist sein Vehikel, trotz politischer Isolation irgendwie im Zwiegespräch zu bleiben. "Heilige Vierfaltigkeit" nennt Wagner die anderen Fraktionen.
Nicht immer auf AfD-Basislinie
Dabei geht Wagner den strammen Oppositionskurs von Rechts, den seine Partei in der Breite fährt, ungerne mit. Spitzenkandidat wurde der AfD-Fraktionschef mit einer Rede, in der er von einer möglichen Regierungsbeteiligung mit der CDU spricht. Er teilt die Idee von Innenminister Reul (CDU), eine "Null-Toleranz-Politik" gegen Kriminalität durchzusetzen. Beim Thema Migration geht er aber weiter, als es sich jeder Christdemokrat heute erlauben würde. "97 Prozent der seit 2015 nach NRW gekommenen Flüchtlinge hätten nach dem Asylabkommen der 1990er Jahre keinen Anspruch auf Asyl", wird er in der AfD-Fraktionszeitung zitiert.
Gerade weil solche Äußerungen in der CDU seit längerem nicht mehr auf Gegenliebe stoßen, hatte Wagner bereits früh die CDU verlassen. 1996 war das, weit vor Angela Merkel, in einer Zeit, in der die CDU noch deutlich konservativer aufgestellt war. Sein Weg führte schon damals weiter nach Rechts. Durch Verbindungen nach Hamburg wurde Wagner Mitglied der rechtspopulistischen Schill-Partei, die in der Hansestadt teilweise im Senat saß. 2013 ging er, hauptsächlich wegen der Europolitik, zur AfD.
Druck durch schlechte Wahlergebnisse?
In der Partei gehört Wagner nicht zu den Lautschreiern. Zwar sagt er, "programmatisch sind wir uns in der AfD weitgehend einig." Aber er gibt auch zu, dass die "Ostverbände sicher etwas anders auftreten" als seine NRW-Partei. Heißt: Nicht immer ist Wagner auf Linie seiner Partei. Nicht nur bei den Fragen zur Regierungsbeteiligung. Auch bei der Corona-Politik gab es interne Kritik an ihm. Er ließ sich früh impfen. In der AfD - wo nicht wenige impfskeptisch sind - gab es daran Kritik. Außerhalb der Partei stand der - inzwischen entkräftete - Vorwurf des Impfvordränglers im Raum.
Hinzu kommen schlechte Wahlergebnisse der AfD im Westen, die fernab von denen im Osten und des Bundesdurchschnitts sind. Auch dieses Mal wird es in NRW kein zweistelliges Ergebnis geben. Für die Wirkung innerhalb der Partei ein Problem. Zwar kann Markus Wagner auch deutliche Töne anschlagen, aber trotzdem ist er vielen in der Partei am Ende dann doch zu angepasst. Das hört man immer wieder, wenn auch hinter vorgehaltener Hand.
Eine deutliche Sprache in diese Richtung spricht seine Nominierung zum Spitzenkandidaten: Nur etwas über die Hälfte der Delegierten entschieden sich für Wagner, der allerdings auch einen Gegenkandidaten hatte. Es bleibt also abzuwarten, wie viel Stärke er aus einem erneuten Wiedereinzug in den Landtags ziehen kann. Denn der ist zumindest wahrscheinlich.