Der Vorstandsvorsitzende von Rheinmetall, Armin Papperger, steht im Fokus von bekannt gewordenen russischen Anschlagsplänen. Zum Jahreswechsel war, wie der WDR aus gut informierten Kreisen erfuhr, die Bedrohungslage am höchsten, inzwischen zeigt sich Papperger wieder häufiger in der Öffentlichkeit. Wer ist der Mann an der Spitze von Deutschlands größtem Rüstungskonzern?
Bemerkenswerte Unternehmenstreue
Die Vita des 1963 im niederbayerischen Mainburg geborenen Armin Papperger ist erstaunlich gradlinig auf ein Unternehmen ausgerichtet - Rheinmetall. Nach seinem Maschinenbau-Studium in Duisburg fing Papperger 1990 bei dem Düsseldorfer Konzern an und hat sich über diverse Stationen an die Spitze des Unternehmens hochgearbeitet. Seit 2013 ist er Vorstandsvorsitzender.
Zwischenstationen Pappergers waren die Geschäftsführung verschiedener Tochtergesellschaften im Bereich Defence. 2007 wurde er Geschäftsbereichsleiter Waffe und Munition und 2010 kam der Bereich Fahrzeugsysteme hinzu. Entsprechend gut ist der Chef im Stoff.
Ungarns Verteidigungsminister beeindruckt von Papperger
Souverän kann Armin Papperger interessierten Kunden wie dem ungarischen Verteidigungsminister die Vorzüge des neuen Kampfpanzer-Prototyps Panther anpreisen. Oder detailreich schildern, wie eine Aufklärungsdrohne funktioniert, die auch als Kampfdrohne einsetzbar ist.
In der ARD-Dokumentation "Inside Rheinmetall" äußert sich der ungarische Verteidigungsminister Kristóf Szalay-Bobrovniczky nach einer Vorführung von Rheinmetall-Waffen auf dem Werksgelände in der Lüneburger Heide: "Ich war beeindruckt, wie er uns durch die Werkshallen geführt hat. Er kannte jedes einzelne Teil der Produktion."
Der Meister der Verteidigung
Papperger ist zugleich in der Kommunikation nach außen ein Meister der Verteidigung der Rüstungsindustrie. Deren Gewinn basiert auf dem Töten von Menschen – das ist ihr moralisches Grunddilemma. Der Vorstandsvorsitzende begegnet jedoch kritischen Nachfragen gerne mit einer klaren Rolleneinteilung: Die Politik entscheidet, die Industrie liefert. Punkt.
Und ganz wichtig: Alles diene nur der Verteidigung. In der ARD sagte er auf die Frage, was ihn am Kriegsgerät fessele: "Mich fasziniert die Technologie. Wir machen Verteidigungstechnik, aber auch andere Technologien. Als Ingenieur ist es natürlich toll, wenn man in einem Unternehmen arbeiten darf, das so viele Technologien macht." Sind Panzer nicht Tötungsmaschinen? "Es sind Verteidigungsmaschinen. Den Namen Tötungsmaschinen finde ich nicht so gut. Wir arbeiten ja hauptsächlich für die NATO und die NATO ist ja kein aggressiver Angreifer."
Der russische Angriffskrieg als Wachstumsmotor für Rheinmetall
Das wohl wichtigste Datum der jüngeren Firmengeschichte ist der 24.02.2022, der Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine. Der Wert der Rheinmetall-Aktie kennt seitdem nur einen Weg - steil nach oben. Von rund 40 Euro vor dem Krieg auf heute über 500 Euro. In diesem Jahr geht der Vorstandschef von einem Wachstumsplus von 40 Prozent aus - das sind astronomische Größenordnungen in einer Wirtschaftslage, in der Wachstum im Promille-Bereich stattfindet. Aktuell rechnet die Bundesregierung mit einem Wirtschaftswachstum von 0,3 Prozent.
Dass sein Unternehmen die enorme Nachfrage auch befriedigen kann, ist wohl auch dem strategischen Geschick von Papperger zu verdanken. Im Interview mit der FAZ (Freitagsausgabe) betont er, dass Rheinmetall frühzeitig investiert habe – unter anderem in Australien, Ungarn und Großbritannien. Zudem seien die Kapazitäten in deutschen Werken aufgestockt worden. "Niemand in der westlichen Welt hat eine größere Kapazität."
Vom Schmuddelkind zum BVB-Sponsor
Der russische Angriffskrieg und seine Folgen - gerne als Zeitenwende apostrophiert - bescherte Rheinmetall nicht nur Riesen-Gewinne, sondern rückte das einstige Schmuddelkind auch in die Mitte gesellschaftlicher Akzeptanz. Bezeichnend für den Stellenwert der Rüstungsindustrie vor der Zeitenwende ist ein Zitat von Papperger aus dem Jahr 2019. Damals sagte er der FAZ zur Wertschätzung seines Unternehmens in Deutschland: "Hier gibt man uns nicht mal die Hand."
Nun findet der 61-Jährige offene Arme vor und geht Kooperationen ein, die vor dem russischen Angriffskrieg undenkbar gewesen wären. Wie die mit dem Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund oder dem Eishockey-Klub Düsseldorfer EG.
Für Rheinmetall hat sich das Engagement BVB bereits jetzt ausgezahlt: Armin Papperger kann im FAZ-Interview verkünden, dass die Bewerberzahlen bei Rheinmetall seitdem "explosionsartig nach oben gegangen" sind. Allein 2024 stelle sein Unternehmen 6.000 Menschen ein. 2.000 Stellen werden wiederbesetzt und 4.000 neu geschaffen.
Beruhigende Aussichten
Zumindest was die Zukunft seines Unternehmens angeht, kann der Rheinmetall-Chef gelassen sein. Der Auftragsbestand werde zum Jahresende zwischen 60 und 70 Milliarden Euro betragen, ist am Freitag im FAZ-Interview zu lesen. "Damit sind wir sechs bis sieben Jahre gut ausgelastet."
Der Vertrag des Vaters zweier Töchter als Vorstandsvorsitzender läuft bis 2026. Sollte er dann abtreten, würde er ein gut bestelltes Haus übergeben.
Über dieses Thema berichten wir am Freitag auch im WDR-Fernsehen und Hörfunk, unter anderem in der "Aktuellen Stunde" ab 18.45 Uhr.