Die Absperrungen der Polizei hätten es den Opfern nicht leichter gemacht, sagte die ermittelnde Oberstaatsanwältin Monika Volkhausen vor dem Untersuchungsausschuss zur Silvesternacht. Einige Frauen seien bei ihrer Flucht vor Übergriffen in die Polizeiabsperrungen hineingelaufen. Der Höhepunkt der Übergriffe habe rund um Mitternacht stattgefunden. Und zwar unter anderem in der Bahnhofshalle, vor den Türen des Bahnhofs und an der Hohenzollernbrücke, also überall dort, wo sich die Menge staute.
Anfang Mai hatte der WDR erstmals darüber berichtet, dass die Räumung des Bahnhofsvorplatzes mit nur rund 80 Bereitschaftspolizisten riskant war. Das belegen Polizei-Videos, die dem WDR zugespielt wurden. Darauf ist unter anderem zu sehen, wie sich die Menschen vor den Eingangstüren des Hauptbahnhofs drängen.
Staatsanwaltschaft: Die meisten Beschuldigten sind Asylbewerber
Bei der Staatsanwaltschaft liegen laut Volkhausen derzeit 1.175 Ermittlungsverfahren vor. 175 Verdächtige seien laut der Oberstaatsanwältin namentlich bekannt. Die allermeisten davon seien Asylbewerber oder Asylsuchende, die erst Ende 2015 eingereist seien. Mehr als hundert davon stammten aus Marokko oder Algerien. Neun Beschuldigte befinden sich in U-Haft. Von den über tausend Strafanzeigen beziehen sich nach Angaben der Oberstaatsanwältin 21 auf Vergewaltigungen. 16 davon seien versuchte Vergewaltigungen gewesen. In allen Fällen hätten Männer aus einer Gruppe heraus versucht, mit Fingern in Körperöffnungen der Opfer einzudringen.
Kein Beweis für organisierte Taten
Die Oberstaatsanwaltschaft hat bislang keinen Beweis dafür gefunden, dass die Taten von langer Hand geplant waren. Stattdessen hätten sich die Männergruppen spontan über soziale Medien und Telefon verabredet, nach Köln zu fahren und dort Silvester zu feiern. Ob sie da bereits vorgehabt hätten, Straftaten zu begehen, sei bislang nicht ersichtlich, sagte Volkhausen vor dem Ausschuss.