EineReihe neuer Einfamilienhäuser mit Solarpaneelen auf den Dächernvor strahlend blauem Himmel

NRW: Solarzellen-Ausbau 2024 weiter auf Rekordniveau

Stand: 07.02.2025, 10:00 Uhr

Nach dem Boom im Vorjahr wurden auch 2024 viele neue Solarzellen in NRW installiert. Nachholbedarf gibt es auf der Freifläche.

Von Tobias ZacherTobias Zacher

Der Neubau von Solaranlagen hat sich im Jahr 2024 in NRW auf Rekordniveau stabilisiert. Das geht aus dem Marktstammdatenregister des Bundes hervor, das der Landesverband Erneuerbare Energien (LEE NRW) ausgewertet hat.

Zubau knapp 100 MW unter Rekordwert

Demnach gingen vergangenes Jahr im Land 203.316 Solaranlagen mit einer Leistung von 2.185 Megawatt (MW) neu in Betrieb. Im Jahr 2023, das bis dahin mit großem Abstand den Rekord im Solarzubau verzeichnete, waren es 2.262 MW.

"Es ist schön zu sehen, dass der Zuspruch für die Solarenergie anhält", sagte Maximilian Feldes, der Geschäftsführer des LEE NRW, über die Zahlen des vergangenen Jahres. Die nach wie vor hohen Energiepreise seien ein Treiber dafür - ebenso der Wunsch von Bürgerinnen und Bürgern und der Industrie, sich bei der Stromversorgung unabhängiger zu machen. Der LEE NRW vertritt die Interessen der Unternehmen in der Erneuerbare-Energien-Branche.

Neubaur: "ökonomisch vernünftig und ökologisch sinnvoll"

Mona Neubaur - stellvertretende NRW-Ministerpräsidentin

Mona Neubaur (Grüne), wertete die Zahlen als Erfolg: "Seit 2023 sind mehr als ein Drittel der gesamten installierten Leistung zugebaut worden", sagte die Wirtschafts- und Energieministerin, die seit Mitte 2022 im Amt ist. Solarzellen seien "ökonomisch vernünftig und ökologisch sinnvoll", auch deshalb wolle die Landesregierung den "Ausbau in NRW bis 2030 mehr als verdoppeln, etwa durch mehr Solar auf Gewerbedächern, bei Mehrfamilienhäusern oder bei der Freiflächen-Photovoltaik", so Neubaur.

Auch die Oppositions-Fraktionen von SPD und FDP erkannten in Stellungnahmen den Fortschritt beim Solar-Ausbau an - fanden aber auch Kritikpunkte.

FDP fordert mehr Speicher

Der frühere NRW-SPD-Generalsekretär André Stinka

André Stinka (SPD)

So fordert die SPD mehr Solaranlagen auf Mehrfamilienhäusern. "Mieterstrommodelle müssen attraktiver gestaltet werden, damit nicht nur Eigentümer, sondern auch Mieterinnen und Mieter von der Energiewende profitieren", teilte André Stinka mit, der energiepolitische Sprecher der SPD-Fraktion. "Ähnlich verhält es sich mit der Nutzung von Parkflächen, obwohl sie ohne zusätzlichen Flächenverbrauch zur Energiegewinnung beitragen könnten – andere Bundesländer sind hier bereits weiter", ergänzte er.

Für die FDP forderte Dietmar Brockes Bewegung bei Energiespeichern: "Immer häufiger werden Solarspitzen erzeugt, bei denen überschüssige Strommengen ungenutzt bleiben. Um diesen Strom effizienter zu nutzen, müssen Netze und Speicherkapazitäten gezielt mitwachsen! Hier fehlt bisher eine klare Strategie der schwarz-grünen Landesregierung", sagte er laut Mitteilung.

Große regionale Unterschiede in NRW

Schaut man sich die regionalen Unterschiede in NRW an, so fällt auf, dass vor allem große Kommunen nach absoluten Zahlen den meisten Solar-Zubau hatten. In den Top 10 finden sich viele einwohnerstarke Städte wie Köln, Essen, Düsseldorf, Dortmund, Bielefeld oder Münster.

Das erscheint logisch, wenn man beachtet, dass insgesamt 85 Prozent der neuen Solarzellen 2024 auf Dächern errichtet wurden. Dass unter diesen Vorzeichen dicht besiedelte Städte, in denen viele Menschen in vielen Gebäuden wohnen und arbeiten, auf den vorderen Plätzen vertreten sind, ist naheliegend.

Titz bei "installierte Leistung pro Einwohner" vorn

Interessanter wird es, wenn man die neu installierte Leitung in jeder Kommune im Verhältnis zur Einwohnerzahl betrachtet. Bei diesem Wert "installierte Leistung pro Einwohner" sind die Metropolregionen an Rhein und Ruhr abgeschlagen. Ländlichere Orte sind dagegen viel stärker vertreten, sodass das Zubau-Ranking von Titz, Nieheim, Niederzier, Elsdorf und Bedburg angeführt wird.

NRW bundesweit auf Platz zwei hinter Bayern

Vergleicht man alle Bundesländer, liegt Nordrhein-Westfalen bei den Zubauzahlen wie im Vorjahr hinter Bayern auf Platz zwei - mit einem Mini-Vorsprung vor dem drittplatzierten Baden-Württemberg. Beim Blick in diese Zahlen fällt aber auch auf: NRW liegt bei den so genannten Freiflächen-Anlagen abgeschlagen auf dem letzten Platz der Flächenländer.

Wenig neuer Sonnenstrom von Freiflächen

Bei Freiflächen-Anlagen werden die Solarzellen nicht auf Dächern, sondern mit Hilfe von Ständern am Boden installiert. Diese Solarparks haben wegen ihrer Größe wesentlich mehr Stromerzeugungs-Leistung. Zugleich sind sie günstiger zu installieren als Dachanlagen. Deshalb ist der Strom aus Freiflächen-Anlagen besonders günstig.

Aus diesem Grund soll eigentlich bundesweit die Hälfte der neuen Solarzellen in der Freifläche entstehen - ein Wert, den mehrere Bundesländer erreichen. In NRW dagegen entstanden im vergangenen Jahr nur 7,5 Prozent der neuen Anlagen auf diese Art.

"Mit dem extrem niedrigen Freiflächen-Solaranteil wird Nordrhein-Westfalen seinem eigenen Anspruch eines 'Energie- und Industrielandes' mit großem Energiebedarf nicht gerecht", kommentierte Jan Dobertin vom Solar-Unternehmen "B&W Energy Projekt" aus Heiden im Münsterland. Der LEE NRW fordert mehr Anreize für Freiflächen-Anlagen in NRW durch Land und Bund, um dem entgegenzuwirken.

Unsere Quellen:

  • Pressekonferenz und Statistiken des LEE NRW
  • Statement Mona Neubaur (Grüne)
  • Stellungnahme André Stinka (SPD)
  • Stellungnahme Dietmar Brockes (FDP)
  • Eigene Recherche

Über dieses Thema berichten wir auch im Hörfunk: In den Nachrichten "WDR aktuell" am 06.02.2025 ab 10 Uhr.

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