Kölner Ex-Polizeipräsident entschuldigt sich
Stand: 13.06.2016, 16:52 Uhr
- Ehemaliger Kölner Polizeipräsident Albers bittet Opfer der Silvesternacht um Verzeihung
- Ex-Polizeichef verteidigt im U-Ausschuss seine Öffentlichkeitsarbeit
- Albers verwundert über Zeitpunkt der Kritik des Innenministeriums an Einsatzplanung
Der ehemalige Kölner Polizeipräsident Wolfgang Albers hat sich im Untersuchungsausschuss "Silvesternacht" bei den Opfern der massiven Übergriffe entschuldigt. "Ich bitte die betroffenen Frauen um Verzeihung", sagte er am Montag (13.06.2016) im Düsseldorfer Landtag. Dass die Kölner Polizei unter seiner Verantwortung die Frauen nicht vor sexuellen Straftaten habe schützen können, bewege ihn. Zugleich betonte der in den einstweiligen Ruhestand versetzte Beamte, dass er an der Vorbereitung des Silvestereinsatzes nicht beteiligt gewesen sei. Auf Nachfrage erläuterte Albers im Ausschuss, dass er sich als "Sündenbock" sieht. Zudem zeigte er sich verwundert über das Innenministerium.
Im Zentrum der Kritik
Sündenbock Albers?
Die Landesregierung hatte Albers eine Woche nach den sexuellen Übergriffen auf hunderte Frauen und dem viel kritisierten Polizeieinsatz an Silvester in den Ruhestand versetzt. Albers wurde vorgeworfen, die Öffentlichkeit nach den Vorfällen nicht rechtzeitig informiert und Details über die Herkunft der Verdächtigen zurückgehalten zu haben. Zwei Drittel der rund 160 Beschuldigten sind nach Angaben der Staatsanwaltschaft Algerier und Marokkaner.
Bei der Zeugenbefragung verteidigte Albers seine Öffentlichkeitsarbeit nach der Tatnacht. Er habe angesichts der Diskussionen über die Flüchtlingspolitik "nicht leichtfertig" informieren wollen, jedoch immer gesagt, was er aktuell wusste, betonte der frühere Polizeichef. Er sei die Korrektur der fehlerhaften ersten Pressemeldung vom Neujahrsmorgen angegangen. Und er verteidigte seine vielfach kritisierte Pressekonferenz mit der Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) am 5. Januar. So habe er dabei bereits erklärt, dass die Polizei Männer aus dem nordafrikanisch-arabischen Raum rund um den Bahnhof wahrgenommen habe. Mehrfach erläuterte Albers vor den Abgeordneten, dass er bereits in den ersten Januartagen die politische Relevanz der Übergriffe erkannt habe.
Ex-Polizeichef verwundert über Ministerium
Verwundert zeigte sich Albers, dass das Innenministerium "im Nachhinein" die Einsatzplanung der Kölner Polizei gerügt habe. Im Vorfeld habe es keine Kritik gegeben. Oft seien Kölner Einsatzplanungen sogar als vorbildlich gelobt worden. Die in der Tatnacht aufgetretenen "Kommunikationsmängel" zwischen NRW-Polizei, Bundespolizei und der Stadt Köln seien "aus meiner Sicht so nicht vorhersehbar" gewesen, sagte Albers.
Bisherige Zeugenaussagen in dem Untersuchungsausschuss haben offengelegt, dass es zwischen Polizei, Stadt und Bahn Defizite in der Kommunikation und Abstimmung gegeben hatte. Als Zeugen sollen Anfang Juli auch Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) und Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) vernommen werden.