Hendrik Wüst in Kartar

Wüsts Werben am Persischen Golf

Stand: 26.04.2025, 15:52 Uhr

Ministerpräsident Wüst war am Golf unterwegs: Auch in Katar und Dubai. Er wollte ein neues Kapitel in den Beziehungen aufschlagen.

Von Nadja BascheckNadja Bascheck

Es sind 30 Grad und die Sonne steht senkrecht am Himmel über dem Persischen Golf. In den Innenräumen merkt man davon wenig, denn in Doha und Abu Dhabi sind nahezu alle Gebäude klimatisiert. Die Kühle scheint sich jedoch nicht auf die Stimmung auszuwirken - im Gegenteil.

Der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen führte in dieser Woche mehrere Gespräche, schüttelte Hände und ließ sich Firmenstandorte zeigen. Er war zu Gast in Katar und in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Begleitet wurde er von einer Wirtschaftsdelegation: Unter ihnen Konzernchefs großer Industrieunternehmen und Energieversorger, Messechefs, Hafenbetreiber und Forscherinnen. Das Ziel: Ein neues Kapitel in den Beziehungen aufschlagen. Hat das funktioniert?

Politischer Austausch auf höchster Ebene

Es ist nicht ungewöhnlich, dass Ministerpräsidenten ins Ausland reisen. Trotzdem ließ das Ziel von Wüsts Reise aufhorchen: Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate. Deutschland, und auch konkret Nordrhein-Westfalen, unterhält bereits Handelsbeziehungen in die Region. Auf politischer Ebene war das Verhältnis zu Katar seit der WM 2022 allerdings etwas abgekühlt.

Wüst mit Scheich Saad Sherida Al-Kaabi

Wüst mit Scheich Saad Sherida Al-Kaabi

Wüst wollte wohl das Vertrauen wiederherstellen. Empfangen wurde er am Mittwoch vom Staatsoberhaupt, dem Emir von Katar, Scheich Tamim bin Hamad Al Thani, sowie von mehreren Ministern wie dem Energieminister Saad Sherida Al-Kaabi. Dabei sollen aber auch kritische Themen angesprochen worden sein. Wüst sagte während der Reise, es sei bei allen kulturellen und religiösen Unterschieden wichtig, offen miteinander zu sprechen.

NRW wirbt um Investitionen

Der kleine reiche Wüstenstaat mit etwa 2,7 Millionen Einwohnern (davon 90 Prozent Ausländer) könnte wirtschaftlich künftig noch interessanter für NRW werden: Zwar stecken bereits Investitionen in deutschen Unternehmen, aber offenbar ist noch Luft nach oben. Bei einer Gesprächsrunde mit der "Qatar Chamber", einer Kammer des Privatsektors, warben Vorstandsvorsitzende diverser Unternehmen aus NRW für den Wirtschaftsstandort. An einem langen Tisch saßen sich Kataris und Deutsche gegenüber, die Runde war überwiegend männlich. Auch der CEO von RWE war dabei. Der Katarische Staatsfonds ist mittlerweile mit rund 9 Prozent der größte Einzelaktionär beim Energieversorger.

Ministerpräsident Wüst reist nach Katar

Ministerpräsident Wüst reist nach Katar

Ministerpräsident Wüst sagte in dieser Runde, Katar und NRW verbinde einiges. Zum Beispiel erwähnte er die Bemühungen des Landes, klimaneutraler Industriestandort zu werden und betonte das Motto "von Kohle zu KI". Ähnliche Bestrebungen in diesem Sektor habe auch Katar. Die Rede war von vielen Möglichkeiten für Investitionen, auch in den Mittelstand. Von katarischer Seite kam Zuspruch, Partnerschaften werden offenbar nicht ausgeschlossen. Dennoch gab es auch kritische Töne, etwa im Hinblick auf die Wettbewerbsfähigkeit Europas. Und: Man erhoffe sich langfristige Partnerschaften.

Bedeutung der Golfstaaten für die Wirtschaft

Die deutschen Unternehmen interessieren aber nicht nur Investitionen: Katar verfügt über enorme Gasressourcen und auch Wasserstoff als Energieträger könnte wichtiger werden – besonders für Industrieunternehmen. Gleiches gelte auch für die Vereinigten Arabischen Emirate. Dorthin reiste die Delegation am Donnerstag.

Thyssenkrupp-CEO Miguel López sagte dem WDR, die Golfstaaten könnten dabei helfen, die Energieversorgung sicherzustellen: "Ich denke, dass wir einen Weg beschreiten werden, der im Wesentlichen zu Beginn darauf Wert legt, die CO2-Emissionen zu reduzieren", so López, "zum Beispiel, wenn wir Kohle durch Gas ersetzen." Der nächste Schritt sei dann, die Themen rund um Wasserstoff zu lösen, um dort zu wettbewerbsfähigen Preisen zu kommen. Thyssenkrupp plant langfristig grünen Stahl herzustellen – mit finanzieller Unterstützung von Bund und Land.

Wirtschaftsvertreter im Gepäck: Wüst besucht Golfstaaten

WDR 5 Das Wirtschaftsmagazin - aktuell 24.04.2025 06:29 Min. Verfügbar bis 24.04.2026 WDR 5


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In eine ähnliche Richtung geht die Einschätzung von Markus Steilemann, CEO von Covestro: "Die Region war schon immer wichtig, aber gewinnt zurzeit zunehmend an Bedeutung." Der Kunststoffhersteller aus Leverkusen befindet sich gerade in einem Übernahmeprozess durch Abu Dhabis staatlichen Ölkonzern Adnoc. Steilemann sagte am Rande der Reise, ihn habe der Besuch gefreut: Er gehe davon aus, dass Covestro einen guten Beitrag leisten und auch davon profitieren könne, zum Beispiel durch Zugang zu grüneren Energieformen und Rohstoffen.

Was folgt aus der Reise?

Aus Unternehmerkreisen war am Ende der Reise von einer gewissen Zuversicht zu hören. Und auch der Ministerpräsident zieht ein positives Fazit: Es sei eine rundum gelungene Reise gewesen und er komme mit einem vollen Notizbuch zurück. Konkret gehe es jetzt darum, den Kontakt zu pflegen. Wüst möchte in Zukunft Besuch vom Persischen Golf in NRW willkommen heißen.

Ob aus der Reise auch ganz konkrete Verabredungen, besonders auf Unternehmensseite, entstehen, das werden wohl die kommenden Monate zeigen. Und auch, wie konkret die Partnerschaften werden.

Unsere Quellen:

  • Reporterin vor Ort
  • WDR-Interviews mit Wirtschaftsvertretern
  • Statements Ministerpräsident

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