Wie sehen die Menschen aus NRW den Wahltag im Osten? 01:42 Min. Verfügbar bis 01.09.2026

Wahlen in Ostdeutschland: Was Menschen in NRW über das Ergebnis denken

Stand: 01.09.2024, 21:31 Uhr

Am Sonntag wurde in Thüringen und in Sachsen gewählt. Mit diesen Gefühlen haben Menschen auf die Wahl in Ostdeutschland geschaut.

Der Blick vieler Menschen in Deutschland richtete sich am Sonntag gen Osten. Denn in Sachsen und Thüringen wurden neue Landtage gewählt. Nach den ersten Hochrechnungen hat die AfD die Wahl in Thüringen mit mehr als 32 Prozent gewonnen. In Sachsen ist sie demnach mit gut 30 Prozent die zweitstärkste Kraft knapp hinter der CDU. Schon vor den Prognosen beunruhigten die guten Werte der Alternative für Deutschland auch Menschen in NRW.

Als am Abend die ersten Hochrechnungen bekannt wurden, herrschte teilweise Unverständnis. "Ich persönlich halte die AfD nicht für eine wählbare Partei", sagte eine junge Frau in Köln dem WDR. Ein junger Mann war der Meinung, dass die Partei zwar "sehr viel Propaganda macht", jedoch keine Substanz dahinter habe. "Man sagt viel, weiß aber nicht was man dagegen tun kann."

AfD-Wähler: "CDU, Olaf Scholz, die haben definitiv verkackt"

Es gab aber auch andere Stimmen. "Also ich sehe das positiv", sagte ein älterer Herr, den der WDR am Abend vor dem Kölner Hauptbahnhof ansprach. "Wenn die Leute AfD wählen, dann ist das die beste Art und Weise der Regierung mal einen Tritt in den Allerwertesten zu geben, damit die endlich mal was tun gegen die desaströsen Zustände hier in Deutschland."

Ein anderer Passant sprach sich dafür aus, der AfD erst einmal eine Chance zu geben. "Ich glaube nicht, dass die rechtsradikal sind, so wie es behauptet wird", sagte er im Interview. "Die AfD könnte, wenn sie an die Macht kommt, tatsächlich was verändern."

Was denken die Menschen in Thüringen?

Ein junger Mann, den der WDR Podcast 0630 vergangene Woche in der thüringischen Stadt Gera interviewt hat, ist derselben Meinung. "Die anderen Parteien reden viel, kümmern sich aber nicht um die Leute", so der 27-Jährige. "CDU, Olaf Scholz, die haben definitiv verkackt."

Ganz anders sah es die 24 Jahre alte Mel aus Greiz, also dem Ort, in dem sich der Vorsitzende der AfD-Fraktion im thüringischen Landtag Björn Höcke zur Wahl stellte. Sie beunruhigte, wie es der Politiker geschafft hat, die Menschen in ihrer Heimat um den Finger zu wickeln. "Er sagt genau das, was viele hören wollen", so Mel. "Aber als er hier in Greiz war - ich habe mir das Video angeguckt danach, was er gesagt hat - es fiel nicht ein Wort über Greiz."

Mel ist 24 Jahre alt und kommt aus Greiz in Thüringen | Bildquelle: WDR/Jan Koch

AfD macht Migration und Ausländer zum Thema der Wahlen

Ein anderes Thema tauchte im AfD-Wahlkampf hingegen immer wieder auf: Ausländer und Migration. Und das, obwohl der Ausländeranteil in Thüringen wesentlich niedriger ist, als in anderen Bundesländern. Doch auch wenn die Zahlen niedrig seien, reiche die Zahl der Ausländer, die nach Thüringen kommen aus, dass die Menschen einen Wandel verspürten. "Für viele ist das etwas Neues", sagte Mel. "Und was Neues ist für viele hier erst einmal etwas Schlechtes."

Dem 27-Jährigen aus Gera war es wichtig zu betonen, dass er nicht generell ein Problem mit Ausländern habe. "Ich habe nichts gegen die Menschen, die arbeiten, die sich ganz genau anpassen", sagte er. "Aber ich habe halt was gegen die, die nichts machen, trotzdem noch auf das Land schimpfen und halt auch noch kriminell werden."

Beide hatten am Sonntag die Wahl, für wen sie ihre Stimme abgeben wollten. Während für den 27-Jährigen klar war, dass er sein Kreuz bei der AfD machen wollte, war Mel noch unentschieden, welcher Partei sie ihre Zweitstimme geben wollte.

Unsere Quellen:

  • Aktuelle Stunde vom 31. August 2024
  • 0630-Podcast vom 30. August 2024

Über dieses Thema berichtet der WDR am 1. September 2024 auch im Hörfunk und Fernsehen, unter anderem in der Aktuellen Stunde um 18.45 Uhr.