Die Maskenpflicht im Nah- und Fernverkehr ist Geschichte, auch die Isolationspflicht nach einer Covid-Infektion gibt es in NRW nicht mehr. Etwa drei Jahre nach den ersten Corona-Fällen in Deutschland sind die meisten Corona-Maßnahmen im Alltag damit gefallen.
"So sicherlich nicht noch mal entscheiden"
Im WDR-Interview hat NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann kritisch auf einige der Corona-Maßnahmen aus den letzten Jahren zurückgeblickt. Maßnahmen wie die zeitweise Schließung der Kinderspielplätze oder die "absolute Isolation" in Altenheimen beschäftigen ihn am meisten, so Laumann.
"Das waren auch Einschnitte, die man auch nicht wiedergutmachen kann", sagt der CDU-Politiker. "Und das sind so Dinge, wo ich sage, das würden wir aus heutiger Sicht – was wir heute über das Virus wissen – so sicherlich nicht noch mal entscheiden."
Der damalige NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hatte schon im Herbst 2020 in einem WDR-Extra eingeräumt, dass es "einer der großen Fehler" gewesen sei, Besuche in Alten- und Pflegeheimen nicht zugelassen zu haben.
Die damaligen Entscheidungen begründet Laumann mit einem "anderen Wissensstand": "Wo wir das entschieden haben, wussten wir über das Virus wenig. Wir hatten die schrecklichen Bilder aus Italien vor Augen. Wir hatten eine Situation, dass der Impfstoff noch gar nicht da war." In fast allen Ländern seien damals daher zunächst strenge Maßnahmen ergriffen worden.
Überlastung der Kliniken sollte vermieden werden
Bei allen getroffenen Maßnahmen sei es vor allem darum gegangen, eine Überlastung des Gesundheitssystems zu vermeiden, sagt Laumann. "Wir mussten ja alles daran setzen, dass unsere Krankenhäuser nicht in eine totale Überlastung kommen. Und das ist uns zumindest in Nordrhein-Westfalen gelungen."
So sei das Land immer in der Lage gewesen, kranke Menschen auch in Intensivbehandlungen aufzunehmen oder auch Menschen aus anderen Bundesländern oder etwa aus den Niederlanden aufzunehmen.
"Corona bleibt"
Er sei froh, dass die Pandemie "zum größten Teil" überwunden wurde. Aber Laumann warnte auch: "Corona bleibt. Wir müssen vorsichtig bleiben." Mit der aktuellen Situation in den Krankenhäusern habe der Staat aber nicht mehr das Recht, "den Menschen alles Mögliche vorzuschreiben."
Lauterbach sieht keinen Grund, um "Verzeihung" zu bitten
Auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte zuletzt Fehler bei der Pandemiebekämpfung eingeräumt. So sei die Dauer der Schließungen von Schulen und Kitas unnötig gewesen. Ein Bitten um "Verzeihung" sehe er bei der nachträglichen Bewertung von Corona-Maßnahmen generell allerdings als "schwierig" an, fügte Lauterbach unter Verweis auf eine frühere Aussage seines Amtsvorgängers Jens Spahn (CDU) an.
Spahn hatte während der Pandemie gesagt, nach der Krise werde es einander viel zu verzeihen geben. "Oft war der Wissensstand nicht wirklich gut genug", sagte Lauterbach. Dies sei etwas anderes, als wenn Dinge damals wider besseren Wissens absichtlich falsch gemacht worden wären.