Heißt das leckere Gebäck, das es nach dem Martinszug gibt, Weckmann oder Stutenkerl? Und wie sagt man eigentlich zum letzten Stück Brot: Knust, Kanten, Knäppchen oder Krüstchen?
Diskussionen darüber, wie man ganz alltägliche Dinge benennt, gibt es nicht nur, wenn Menschen aus unterschiedlichen Teilen Deutschlands zusammenkommen. Es geht auch schon wunderbar mit Westfalen und Rheinländern oder Siegerländern und Bewohnern des Münsterlands, die darüber streiten können, ob Kinder nicht zu viele Kamellen, Bömskes, Klömpkes oder Bröckskes essen sollten. Denn NRW ist ein Land der Dialekte und regional gefärbten Alltagssprache.
Sprachliche Besonderheiten gesucht
Um diese regionalen Unterschiede in der Alltagssprache genauer zu erforschen, haben die Landschaftsverbände Rheinland (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL) eine App programmiert. Darin sind Gegenstände abgebildet, die jeder kennt: Bonbons, Fahrräder oder auch einen Dachboden. Die Nutzer und Nutzerinnen können dann in der "Palava"-App eine Sprachaufnahme aufzeichnen und diese per Knopfdruck an das App-Team verschicken. Seit dem Start der App im Juni 2023 haben sich den Angaben nach 11.000 Menschen beteiligt.
Wo gibt es "usseliges" Wetter?
Seit Mittwoch sind Menschen in NRW wieder aufgerufen, das Projekt zu unterstützen. In der App gibt es jetzt weitere 36 Fragen: Die Wissenschaftler wollen zum Beispiel wissen, in welchen Regionen die Menschen schlechtes Wetter als usselig bezeichnen oder wo es sich Menschen im Schlafanzug oder Pölter bequem machen.
"Wir wollen damit herausfinden, in welchen Regionen in NRW welche Begriffe zur Alltagssprache gehören", erklärte Sprachwissenschaftlerin Charlotte Rein vom LVR dem WDR vor einigen Monaten. Ältere Untersuchungen zeigen, dass beispielsweise die Menschen, die näher an der niederländischen Grenze wohnen, häufiger Fietze oder Fitz zu Fahrrad sagen, als im Rest von NRW.
Sprachwissenschaftlerin: "Dialekt wird kaum noch gesprochen"
Im Gegensatz zu Dialekten sei im Bereich Alltagssprache noch nicht so viel geforscht worden, meinte Rein. "Mittlerweile ist es aber so, dass kaum noch Dialekt gesprochen wird. Regional geprägte Ausdrücke in der Alltagssprache werden aber noch oft genutzt."
Dabei geht es aber nicht nur um einzelne Begriffe, sondern auch Redewendungen. So zeigen die Daten aus der App auch, in welchen NRW-Regionen die Menschen den Ausdruck "einen Ratsch am Kappes haben" kennen und in welchen nicht. Die Umschreibung bezeichnet jemanden, der nicht ganz bei Trost ist.
Bis es solche Karten für alle in der "Palava"-App abgefragten Begriffe gibt, dauert es aber noch. "Wir müssen uns jede einzelne Sprachaufnahme anhören und transkribieren, bevor wir die einzelnen Begriffe auswerten können", erklärte Rein.
Unsere Quellen:
- Pressemitteilung LVR
- Dat Portal - LVR
- Evangelischer Presse Dienst