Zweiter Toter nach Messerattacke in Oberhausen
WDR aktuell. 21.02.2024. Verfügbar bis 21.02.2026. WDR. Von Per Quast.
Tödliche Messerattacke auf ukrainische Basketballer: Jugendliche Verdächtige polizeilich bekannt
Stand: 23.02.2024, 18:02 Uhr
Drei der vier Jugendlichen, die am 10. Februar in Oberhausen zwei ukrainische Basektballer getötet haben sollen, waren der Polizei durch zahlreiche Delikte einschlägig bekannt.
Bei der Auseinandersetzung am 10. Februar auf dem Willy-Brandt-Platz in Oberhausen wurde der 17-jährige Ukrainer durch einen Messerstich so schwer verletzt, dass er später im Krankenhaus starb. Auch sein 18-Jähriger Teamkollege wurde bei dem Angriff lebensgefährlich durch Messerstiche verletzt und notoperiert - am Dienstag ist auch er auf der Intensivstation verstorben.
"Die Mordkomission ermittelt sehr akribisch mit starkem Personal", sagte ein Sprecher der Polizei Essen. Als Hauptverdächtiger gilt weiterhin ein 15-jähriger Deutsch-Türke aus Gelsenkirchen, der nach der Tat geflohen und am Morgen darauf an seinem Wohnort festgenommen worden war.
Hauptverdächtiger hätte in Arrest gemusst
Er soll laut den Ermittlungen auf das Opfer eingestochen und es so getötet haben. Gegen ihn wurde Haftbefehl wegen Totschlags erlassen. Nach WDR-Informationen soll der Jugendliche bereits mehr als zehn Straftaten begangen haben, darunter Raub, Diebstahl, Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz und ein Sexualdelikt. Noch kurz vor dem Angriff war er wegen einer anderen Straftat verurteilt worden. Drei Tage nach der Tat hätte er in den Arrest gemusst.
Offenbar stand zur Debatte, dass der Jugendliche am Programm "Kurve kriegen" teilnimmt. Dazu kam es jedoch nicht. Womöglich hatten er oder seine Eltern das freiwillige Programm abgelehnt.
Verdächtige Jugendliche polizeilich bekannt
Seit der Tat hatte die Polizei viele Zeugen vernommen, sichergestellte Spuren, Beweismittel sowie Videoaufnahmen ausgewertet. So kamen die Ermittler auch auf die drei weiteren Verdächtigen: Einen 14-jährigen Deutsch-Griechen aus Herne sowie zwei 14- und 15-jährige Syrer aus Gelsenkirchen.
Nach WDR-Informationen hat der 14-jährige Syrer mehr als 15 Straftaten begangen, darunter mehrfachen Raub, Diebstahl, Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz, mehrere Sexualdelikte und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte. Der ebenfalls Beschuldigte Deutsch-Grieche soll wegen Raub und gefährlicher Körperverletzung aufgefallen sein. Die Mordkommission vollstreckte Haftbefehle gegen die Jugendlichen.
Tat im Vorfeld geplant?
Laut ersten Ermittlungen könnten die Verdächtigen die Tat schon im Vorfeld abgesprochen und "arbeitsteilig begangen" haben. Danach soll der Streit am 10. Februar 2024 zwischen zwei Gruppen im Linienbus SB 91 auf dem Weg vom Centro in die Oberhausener Innenstadt zunächst verbal begonnen haben. Gegen 20.15 Uhr soll der Konflikt an einer Bushaltestelle in Oberhausen eskaliert sein, als die Beteiligten am Hauptbahnhof den Bus verließen. Die Polizei sucht noch Zeugen, die im selben Bus oder zur selben Zeit am Hauptbahnhof waren.
Nach bisherigen Ermittlungen sei die Provokation aber einseitig gewesen, sagte ein Polizeisprecher: "Es hat keine Auseinandersetzung zwischen den Gruppen gegeben. Die ukrainische Gruppe ist provoziert und angegriffen worden und hat immer wieder versucht, sich dem zu entziehen". Bisher gebe es keine Hinweise darauf, dass die Tat rassistisch motiviert gewesen sein könnte.
Getöteter war im Basketball-Team der ART Giants Düsseldorf
Bei dem getöteten 17-Jährigen handelt es sich um den Basketballer Volodymyr Yermakov aus Kiew, der Mitglied der ukrainischen Jugend-Nationalmannschaft war und zuletzt im Basketball-Team der ART Giants Düsseldorf spielte. Der jetzt verstorbene 18-Jährige war ein Teamkollege des Getöteten. Am Wochenende hatte die Mannschaft bei ihrem Heimspiel zu Spenden für die Opfer aufgerufen und auf das Eintrittsgeld verzichtet.
Quellen:
- WDR-Reporterteam
- Polizei Essen
- dpa/lnw