Die Stadt Hattingen geht einen neuen Weg: Sie fragt junge Menschen in der Stadt, was ihre Wünsche und Bedürfnisse für eine tolle Freizeitgestaltung sind. Eine gute Woche können sich 10- bis 27-Jährige aus der Stadt online an einer Befragung beteiligen.
Auch die Stadt Oberhausen will die Ergebnisse der Befragung in die Entwicklung des Kinder- und Jugendförderplans 2025 bis 2030 einfließen lassen. So soll die Planung nicht an den jungen Menschen vorbei geschehen.
Einfache Teilnahme
Überall im Stadtgebiet, zum Beispiel in Schulen, hängen Plakate, die die jungen Menschen auffordern, an der Befragung teilzunehmen. Über einen QR-Code können sie Fragen beantworten. Das dauert etwa 15 Minuten und ist anonym.
Auch in anderen NRW-Städten hat es solche Umfragen schon gegeben. In Düsseldorf werden zum Beispiel immer wieder Kinder und Jugendliche an der Planung stadtweiter Projekte beteiligt: zum Beispiel im Rahmen des "Raumwerks D", das ist das städtebauliche Entwicklungsprojekt der Stadt.
Beteiligung junger Menschen immer wichtiger
Wie wichtig die Beteiligung von Jugendlichen ist, unterstreicht der Migrations- und Bildungssoziologe Aladin El -Mafaalani von der TU Dortmund. Durch den demografischen Wandel sind bereits heute mehr als die Hälfte aller Wahlberechtigen älter als 53 Jahre, schreibt er zusammen mit einer Kollegin aus dem Bundesjugendkuratorium in einem Gastbeitrag für die Süddeutsche Zeitung.
Darin wird deutlich: es braucht eine Diskussion über die Wahrung der Interessen junger Menschen. Ein Vorschlag: politische Entscheidung sollten darauf geprüft werden, ob sie negative Auswirkungen für Kinder und Jugendliche haben. Etwa so, wie es viele Kommunen seit einiger Zeit beim Klimaschutz machen.
Beispiele aus Düsseldorf
2022 ging es in der NRW-Landeshauptstadt bei einer Onlineumfrage zum Beispiel um ein "grünes, gesundes und klimagerechtes Düsseldorf". Dabei kam zum Beispiel heraus, dass die jungen Düsseldorferinnen und Düsseldorfer sich in der Innenstadt deutlich mehr Grün wünschen: Das würde zum Beispiel die Aufenthaltsqualität auf Plätzen verbessern.
Außerdem hat diese Umfrage ergeben, dass junge Menschen in Düsseldorf sich eine bessere Nahversorgung wünschen, um nicht immer weite Strecken zum Einkaufen zurücklegen zu müssen.
Beteiligungswerkstatt zur Krefelder Innenstadt
In Krefeld haben sich einige Schulen am Prozess zur Gestaltung der Stadt beteiligt. Konkret konnten sie sich mit der Planung für den Dr.Hirschfelde-Platz beschäftigen. Mit den Ergebnissen der Beteiligungswerkstatt befasst sich jetzt die Stadtverwaltung und die Politik in Krefeld.
Die Stadt Krefeld ist mit ihrem Programm "Mehr Stadt zum Leben" bewusst an Schulen unterwegs. Sie will wissen, was die jungen Menschen benötigen, um sich in Krefeld wohl zu fühlen. Unter anderem haben die sich zum Beispiel mehr Platz für Radfahrer und Fußgänger gewünscht.
Solingen wird für Jugendbeteiligungsprojekt ausgezeichnet
Solingen hat als erste Kommune in NRW eine kommunale Handlungsstrategie entwickelt, die eine "vielfältige Jugendpartizipation entwickelt und verankert", schreibt das Kompetenzzentrum Bürgerbeteiligung zum Solinger Modellprojekt "fYOUture - Wenn Demokratie leben lernt".
Bei dem Projekt hat die Stadt Jugendliche mit Vertreten der Stadt und der Kommunalpolitik an einen Tisch gebracht. Der Jugendhilfeausschuss hat danach eine verbindliche Beteiligung junger Menschen in Solingen fest verankert. Außerdem wurde eine Planstelle geschaffen, um die Jugendbeteiligung weiterzuentwickeln. Unter anderem hat der Jugendstadtrat in Solingen ein Rede- und Beratungsrecht in den Ausschüssen.
Initiative von Jugendlichen
Linus Runge aus Bielefeld ist 17 Jahre alt, aber bereits leidenschaftlicher Kommunalpolitiker. An seinem Gymnasium hat er schon mehrere Klima-Wettbewerbe mitgestaltet. Er setzt sich für mehr Nachhaltigkeit und Verbesserungen in der Schulpolitik ein.
Damit die Bedürfnisse seiner Altersgenossen auch gehört werden, beteiligt er sich an Ausschüssen in Bielefeld und arbeitet mit dem Bildungsbüro zusammen, um Förderprogramme für Schulen zu entwickeln. Und sein Engagement zeigt Wirkung: Er motiviert andere Jugendliche sich und ihre Wünsche und Bedürfnisse ebenfalls einzubringen.
Unser Quellen:
- Stadt Düsseldorf
- Stadt Solingen
- Kompetenzzentrum Bürgerbeteiligung
- Stadt Hattingen
- Stadt Krefeld
Über dieses Thema berichtete der WDR am 28.10.2024 auch auf WDR2 in der "Lokalzeit RheinRuhr".