Besonders heftig hat das Erdbeben die Provinz Hatay nahe der türkisch-syrischen Grenze getroffen. Dann kommt eine Nachricht, die angesichts der Katastrophe an ein Wunder grenzt: Über 100 Stunden hatte eine Frau in der Türkei unter den Trümmern ihres Hauses gelegen - und konnte nach über 50 Stunden Einsatz befreit werden. Doch schon einen Tag später der Rückschlag: Die Frau starb in einem Krankenhaus an ihren schweren Verletzungen. Der einzige Trost: Ihre Verwandten waren bei ihr.
Nicht aufgeben - pet etmek yok
Ein Rettungsteam der Hilfsorganisation ISAR aus NRW hat den Einsatz geleitet - über 50 Stunden hat sie um das Leben der Frau gekämpft. "Wir geben nicht auf", schreibt die Organisation immer wieder auf ihrer Webseite.
WDR-Reporter Jens Eberl war gemeinsam mit dem Rettungsteam in der Nacht von Montag auf Dienstag in die Türkei geflogen und begleitet den Rettungseinsatz in dem Ort Kirikhan. Das Team besteht aus mehr als 40 Menschen: Ärzte, Hundeführerinnen, Bergungsexperten.
Komplizierte Rettung einer Verschütteten
Jens Eberl berichtet davon, wie die Schwester der Verschütteten nicht von der Unglücksstelle gewichen war. Das Rettungsteam konnten bis auf wenige Meter an die verschüttete Frau herankommen und sie mit Wasser versorgen - und den Kontakt zur Schwester herstellen, um die Frau zu beruhigen und ihr Mut zu machen. Doch die Bergung ist gefährlich, denn eine tragende Wand trennt die Helfer lange von der Verschütteten.
Tränen und große Dankbarkeit
Als die Bergung dann gelingt, fällt die Schwester den Helferinnen und Helfern um den Hals, bedankt sich minutenlang, Tränen fließen bei allen. Es sind berührende Szenen, die sich abspielen.
Die Stunden vorher waren für alle Beteiligten nur schwer zu ertragen - Jens Eberl berichtet von einer insgesamt angespannten Situation in der Stadt. Denn viele Menschen werden noch vermisst, die Infrastruktur ist zusammengebrochen. Menschen streiten sich darum, bei wem die Rettungskräfte als erstes helfen oder um grundlegende Dinge wie Benzin.
Wie Jens Eberl die Stunden vor der Rettung erlebt hat, wie er die Situation in der Provinz Hatay erlebt und welche Unterstützung für die Menschen in der Erdbebenregion jetzt am wichtigsten ist, erzählt er in der neuen Folge des Podcasts "nah dran".
Der Podcast "nah dran"
Im Podcast "nah dran - die Geschichte hinter der Nachricht" erzählen unsere Reporterinnen und Reporter, was sie bei ihren Recherchen erlebt haben. Sie werfen einen Blick hinter die Nachrichten, hören Betroffenen zu und erleben selbst mit, wovon die meisten nur kurz in den wöchentlichen Schlagzeilen lesen. Näher ran als sie kommt keiner - egal ob im Ausland, in der Hauptstadt oder direkt vor unserer Tür in der Region.