Die Mondrakete der US-Raumfahrtbehörde Nasa ist am Mittwochmorgen nach kleinen Verzögerungen vom Weltraumbahnhof Kennedy Space Center im US-Bundesstaat Florida gestartet. Am Montag begann der Countdown für den Start der 98 Meter hohen Rakete, die inzwischen abgehoben ist und ein unbemanntes Raumschiff zum Mond bringen soll. An Bord allerdings: zwei Puppen.
Die Nasa teilte auf Twitter ein ziemlich spektakuläres Video vom Raketenstart.
"LunaTwins" sollen testen, wie sich Strahlung im All auf Frauen auswirkt
Jahrelang haben die Teams in Deutschland und Israel daran gearbeitet: Helga und Zohar, die "LunaTwins", sollten echten Frauen so ähnlich sein, wie es bei Puppen gerade möglich ist. Die Idee: Sie sollen auf der Nasa-Mission "Artemis" testen, wie sich die Strahlung im All auf der Reise zum Mond auf den weiblichen Körper auswirkt. Denn ihren Fuß auf die Mondoberfläche haben schon einige Männer gesetzt - Frauen nicht.
Stundenlange Zitterpartie
Schon Ende August sollte es soweit sein, die Kapsel von Florida aus losgeschickt werden und dann 42 Tage lang den Mond umkreisen. Für den Start gab es ein gerade mal zwei Stunden kurzes Zeitfenster. Das Problem: Die Triebwerke funktionierten nicht richtig. Also wurde der Start nach einer langen Zitterpartie abgesagt - zum Leidwesen all der Forschenden und Weltraum-Fans, die die Vorbereitungen live und in den sozialen Medien begleitet haben.
Zwei Puppen, vollgestopft mit Technik
Nun ist es also endlich losgegangen. Bis zum Start hüteten die Entwickler Zohar und Helga wie ihren Augapfel. Dabei sind die Puppen nicht wirklich schön: Sie sind nicht mal einen Meter groß, bestehen aus hellgrauem Kunststoff und tragen blaue Stoff-Überzüge. Arme und Beine gibt es nicht, Gesichtszüge sind nur angedeutet.
Dafür haben beide Brüste und runde Hüften, im Inneren Knochen und Organe aus Kunststoff, auch Fortpflanzungsorgane. Und sie sind vollgepackt mit Technik aus Deutschland: Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) hat mehr als 10.000 Sensoren in den beiden Puppen untergebracht – in Zusammenarbeit mit der israelischen Space Agency (ISA).
Die Frau im All, das unbekannte Wesen
#LunaTwins – unter diesem Namen sind die Mond-Zwillinge mittlerweile in den sozialen Medien zu Stars avanciert. Zwei gleiche Schwestern, mit einem großen Unterschied: Zohar wird eine neu entwickelte Schutzweste tragen, Helga fliegt vollkommen ungeschützt ins All.
Die Forschenden wollen herausfinden, wie sich die Strahlung außerhalb der Erdanziehungskraft auf den weiblichen Körper auswirkt – und wie eine Schutzweste helfen kann. Dazu weiß man bisher wenig. Nur in der Umlaufbahn der Raumstation ISS wurde dazu geforscht, ansonsten ist die Frau im All ein noch unbekanntes Wesen.
Mondfahrt soll weiblicher und diverser werden
Das aber soll sich ändern – denn die NASA hat ein Ziel: Die Mondfahrt soll weiblicher und diverser werden. Als Nächstes soll eine Frau auf den Mond und eine Person of Color. Bisher waren nur weiße Männer dort, insgesamt zwölf.
Frau auf dem Mond erst in Jahren
Bis eine echte Frau auf dem Mond landen kann, wird es noch dauern. Klar ist schon jetzt: Eine Europäerin wird es auch dann vorerst nicht sein. Frühestens 2025 sollen mit "Artemis 3" die ersten Menschen nach Jahrzehnten den Mond wieder betreten, ESA-Astronauten sind bei dieser Mission nicht vorgesehen. Wahrscheinlich werden Helga und Zohar also zumindest erstmal die einzigen Europäerinnen bleiben, die an der Mondmission beteiligt sind.