Akkordarbeit an Ostern: Wie fit ist der Papst? Aktuelle Stunde 18.04.2025 36:41 Min. UT Verfügbar bis 18.04.2027 WDR Von Raphael Markert

Vor traditionellem Oster-Segen: Wie fit ist Papst Franziskus wirklich?

Stand: 19.04.2025, 06:00 Uhr

Am Ostersonntag soll Papst Franziskus den traditionellen Segen "Urbi et Orbi" erteilen. Doch ist er dazu überhaupt fit genug?

Er sitzt im Rollstuhl, wirkt immer noch schwach und spricht kaum. Eine halbe Stunde hält er durch, dann beendet Papst Franziskus seinen Besuch eines Gefängnisses in Rom am Gründonnerstag. Die traditionelle Demutsgeste der Fußwaschung an den Häftlingen konnte er nicht vollziehen. "Dieses Jahr kann ich das nicht", entschuldigte er sich. "Aber ich kann und will Euch nahe sein. Ich bete für Euch und Eure Familien."

Papst Franziskus beim Besuch eines Gefängnisses in Rom | Bildquelle: IMAGO/Vatican media /CPP

Dennoch: Es ist der längste Auftritt des 88-Jährigen seit seiner schweren Lungenentzündung im Februar und März. Ein Auftritt, der gleichzeitig Hoffnung macht und Fragen aufwirft. Ist Papst Franziskus körperlich fit genug, um am Sonntag den traditionellen Oster-Segen "Urbi et Orbi" zu sprechen?

Wie fit ist Papst Franziskus wirklich?

Aktuell gibt es dazu sehr unterschiedliche Meinungen. Für die einen grenzt es an ein Wunder, dass sich der Argentinier überhaupt wieder erholt hat. Nach 38 Tagen im Krankenhaus mit einer schweren Lungenentzündung und einem beginnenden Nierenversagen. Chefarzt Sergio Alfieri berichtete, man habe Franziskus fast schon aufgegeben.

Papst Franziskus im Krankenhaus im März | Bildquelle: dpa

Für die anderen gibt es Zweifel darüber, ob die Angaben über die allmähliche Gesundung des 88-Jährigen den Tatsachen entsprechen. Bei öffentlichen Auftritten, die er inzwischen nur noch im Rollstuhl bewältigt, wird auf jedes Detail geachtet: wie er sitzt, wie er die Hände bewegt und vor allem: wie er spricht. Mehr als drei, vier Sätze mit schwacher Stimme waren bislang nicht zu hören.

"Urbi et Orbi" hat symbolische Bedeutung

Die meisten Termine über Ostern wird der Papst jedenfalls nicht wahrnehmen können. Die Kreuzweg-Andacht im Kolosseum und die Messen mit Tausenden Gläubigen im Petersdom übernehmen verschiedene Kardinäle. Aber dann, so die allgemeine Erwartung, soll Franziskus am Sonntag den Segen "Urbi et Orbi" sprechen. Darauf warten Zehntausende auf dem Petersplatz und Kameras aus aller Welt.

Bei der Karfreitagsmesse im Kölner Dom schwanken beim Gedanken daran viele zwischen Hoffnung und Skepsis. "Man macht sich natürlich Sorgen", sagt ein Mann dem WDR. "Ganz munter und gesund sah er noch nicht aus." Ein Ehepaar ergänzt: "Der Mann ist 88 Jahre alt - so wie wir. Und wenn dann irgendwann mal Ende ist, dann ist auch gut."

Ludwig Ring-Eifel im Gespräch mit dem WDR | Bildquelle: WDR

Ludwig Ring-Eifel ist im Hinblick auf die Sonntagsmesse optimistischer. Er leitet die Büros der deutschsprachigen katholischen Nachrichtenagenturen in Rom und ist sich sicher, dass der Papst alles tun wird, um den Segen zu sprechen. "Wenn er den nicht erteilen kann, dann ist das symbolisch schwierig."

Kann Franziskus die Kirche noch führen?

Doch längst geht es nicht mehr nur um die Osterfeierlichkeiten, sondern auch darum, ob ein so alter und kranker Mann noch in der Lage ist, eine Weltkirche mit mehr als 1,4 Milliarden Gläubigen zu führen.

Essens Bischof Franz-Josef Overbeck | Bildquelle: dpa/Marcel Kusch

"Ich hoffe jedenfalls, dass die Kirche immer einen Papst hat, der sie auch leiten kann", äußerte sich beispielsweise der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck gegenüber dem WDR am Karfreitag. Dabei gehe es auch um die Verantwortung, die die Kirche gegenüber den Gläubigen habe.

Wie Papst Johannes Paul II. oder Benedikt XVI.?

Papst Johannes Paul II. am Ostersonntag 2005 | Bildquelle: imago stock&people via www.imago-images.de

Ein Blick in die jüngere Vergangenheit zeigt, dass Franziskus Vorgänger jeweils ganz unterschiedlich mit Alter und Krankheit umgingen. Papst Johannes Paul II. ließ die Welt an seiner Parkinson-Erkrankung und seinem Leiden teilhaben. Der Pole bestand Ostern 2005 darauf, an den Feierlichkeiten teilzunehmen. Beim Segen "Urbi et Orbi" versagte ihm jedoch die Stimme - sechs Tage später war er tot.

Papst Benedikt XVI. zwei Jahre vor seinem Rücktritt 2013 | Bildquelle: WDR / picture alliance / Sven Simon

Ganz anders handhabte es sein Nachfolger und Franziskus Vorgänger Papst Benedikt XVI., der vorzeitig den Rücktritt erklärte, als er das Gefühl hatte, seinem Amt nicht mehr gewachsen sein zu können. Damit verzichtete der Deutsche als erster Papst seit über 600 Jahren freiwillig auf das höchste katholische Amt.

Über die Frage, wie fit Papst Franziskus wirklich ist und welchem Beispiel seiner Vorgänger er folgen wird, darüber lässt sich nur spekulieren. Sicher ist: Am Sonntag wird die ganze Welt darauf schauen, ob der 88-Jährige für sein Amt als Stellvertreter Christi noch gesund genug ist.

Unsere Quellen:

  • WDR-Interview mit Ludwig Ring-Eifel
  • WDR-Interview mit Franz-Ludwig Overbeck
  • Nachrichtenagentur dpa