Bundesweite Groß-Razzia gegen Schleuser - auch in NRW

Stand: 04.09.2024, 15:07 Uhr

Mit mehr als 300 Beamten ist die Polizei bundesweit gegen Schleuserkriminalität vorgegangen. Auch in NRW gab es einen Einsatz.

In fünf Bundesländern haben die Polizei-Beamtinnen und -Beamten die Wohnungen und Räume einer mutmaßlichen Schleuserbande durchsucht. Nach Angaben der zuständigen Staatsanwaltschaft in Jena und der Bundespolizei ging es um 19 Objekte in Nordrhein-Westfalen, Thüringen, Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein und Sachsen-Anhalt. Insgesamt waren 340 Polizistinnen und Polizisten im Einsatz. Es wurden demnach Unterlagen und elektronische Speichermedien, Bargeld und Vermögensgegenstände beschlagnahmt.

In NRW gab es einen Einsatz in Krefeld. Dort wurde niemand festgenommen. Die durchsuchte Wohnung in Krefeld soll einem Fahrer der Schleuserbande gehört haben.

Fünf Haftbefehle gegen Männer aus Syrien und Irak

Schwerpunkt der Schleuser-Razzia sei Thüringen gewesen. In Jena, Sondershausen und Bad Sulza sei Haftbefehl gegen drei Syrer und zwei Iraker erlassen worden. Sie sollen zwischen 23 und 57 Jahre alt sein und noch heute dem Haftrichter vorgeführt werden. In Jena waren am Morgen auch Spezialkräfte der Bundespolizei vor Ort. In Thüringen sollen sich die zwei Köpfe der mutmaßlichen Bande befunden haben.

Insgesamt richten sich die Ermittlungen wegen Verdacht des banden- und gewerbsmäßigen Einschleusens gegen 18 Beschuldigte vom Fahrer bis hin zur Organisationsebene. Die Beschuldigten kommen aus Syrien, dem Irak und Bulgarien. Die Ermittlungen deuten darauf hin, dass sie 2023 und 2024 mindestens 140 Menschen über die Westbalkanroute eingeschleust haben.

Razzien gegen Schleuserbande WDR Studios NRW 04.09.2024 00:53 Min. Verfügbar bis 04.09.2026 WDR Online

Für 700 Euro eine Schleusung von der Slowakei nach Deutschland

Die eingeschleusten Menschen wurden demnach über verschiedene Routen ab Kroatien oder ab der Slowakei in ihre Zielländer gebracht. Laut Staatsanwaltschaft wurde speziell dafür in Jena eine Wohnung eingerichtet, für die Schleusungen seien Kleintransporter genutzt worden. Zwei Beschuldigte sollen zur Bezahlung das sogenannte "Hawala-Banking" verwendet haben. Das bedeutet, dass Gelder über Mittelsmänner übergeben werden, um der staatlichen Aufsicht so gezielt zu entgehen.

Eine Schleusung von der Slowakei nach Deutschland soll rund 700 Euro pro Person gekostet haben. Habe jemand von Deutschland aus noch in ein Nachbarland gewollt, so seien pro Person nochmal 500 Euro dazugekommen. Eine Schleusungsfahrt mit zwei Fahrzeugen und zehn Personen habe so rund 12.000 Euro eingespielt. Die Ermittlerinnen und Ermittler entdeckten die mutmaßliche Schleuserbande demnach, nachdem mehrfach Transporter auf der Westbalkanroute aufgehalten wurden.

Über dieses Thema berichtet der WDR am 04.09.2024 auch im WDR Hörfunk: WDR aktuell ab 8 Uhr, etwa auf WDR 2 und WDR 5.

Unsere Quellen:

  • Sprecher der Bundespolizei
  • Nachrichtenagentur dpa